Diese Fragen versuche ich im folgenden Beitrag zu beantworten:
Dieses süße Care-Paket habe ich vor 2-3 Jahren von meiner Schwester nach Leipzig geschickt bekommen (copyright by franzis-blogstory.blogspot.de) |
Wie komme ich auf diese Frage?
Ich habe das Glück, dass ich eine geringe Disposition habe und daher selten krank bin. Natürlich hatte man in der Schulzeit häufig die weit verbreitete und hoch ansteckende Krankheit „chronische Unlust“, aber ansonsten wurde ich bisher immer verschont. Ich brauchte während dieser Zeit nur ein einziges Mal ein Attest, aber auch nur weil mir die Weisheitszähne entfernt wurden.
Leider kenne ich viele, die bei den kleinsten Anzeichen einer möglichen Erkrankung zuhause bleiben. Meiner Meinung nach ist dies einfach falsch und erst recht später den Arbeitskollegen gegenüber nicht gerecht. Man sollte sich zwar nicht unbedingt mit 40 Grad Fieber auf die Arbeit / in die Uni / Schule schleppen, aber nur wegen einem banalen Schnupfen zuhause bleiben ist auch keine Lösung. Zwischen einer wirklichen Erkrankung, bei der man physisch und psychisch einfach komplett ausgeschaltet ist, und einem Krankheitssymptom liegen Welten. Natürlich kann eins zum anderen führen und man sollte alles nicht immer auf die leichte Schulter nehmen.
Ab wann bin ich krank?
Um diese Frage zu beantworten, sollten wir zunächst wissen was Gesundheit bedeutet, denn laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) ist dies “[…] ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.” (WHO,New York,22.07.1946)
Somit wissen wir also, dass man demnach als krank gilt, sobald einer dieser Faktoren verändert ist. Wenn man sich an diese Definition hält, bin ich mir sicher, dass 90% der Bevölkerung jetzt die Hand heben würden, um zu zeigen, dass sie krank sind. Mal ganz ehrlich, man hat immer irgendetwas auf dem Herzen das einen beschäftigt oder kleine Wunden / Blessuren weil man irgendwo gegen läuft. Demnach ist man also nahezu immer krank und scheinbar nehmen einige diese Definition zu genau.
Wann bin ich wirklich krank und sollte lieber nicht arbeiten gehen?
Das ist die Frage aller Fragen, die auch ich mir schon einige Male selbst gestellt habe.
Ganz klar ist natürlich, dass Ihr nicht arbeiten oder in die Uni / Schule gehen könnt, wenn Ihr beispielsweise selbst im Krankenhaus liegt. Gleiches gilt für schwerwiegendere Erkrankungen, bei denen man sich wirklich kaum bewegen kann. Dazu zählt selbstverständlich auch der beliebte Norovirus, besser bekannt als Magen-Darm. Aber auch bei einer Grippe und je nach Ausprägungsgrad eines grippalen Infekts solltet Ihr besser in Eurem Bett verweilen.
Sobald Ihr Euch nicht mehr auf den Beinen halten könnt, Übelkeit, Kreislaufbeschwerden und / oder Fieber habt, solltet Ihr Euch lieber nicht zur Arbeit schleppen. Denn dies verschlimmert die Erkrankung und verzögert somit natürlich auch die Genesung. Auch bei akuten Schmerzen, sodass Ihr Euch beispielsweise krümmt und Euch schlecht ist – bleibt lieber zuhause! Je nachdem in welchen Bereichen Ihr tätig seid, solltet Ihr auch bei einer konventionellen Versorgung von Knochenbrüchen – also eingegipste Arme etc. oder das Laufen auf Krücken, nicht das Haus verlassen.
Meine flauschigen Mitbewohner (damals noch mit Flynn) leisten mir gerne Gesellschaft wenn ich krank mit meinem Tee auf dem Sofa liege (copyright by franzis-blogstory.blogspot.de) |
Besuch beim Arzt oder der Notfallaufnahme?!
In meiner Ausbildung hatte ich einen 6-7 wöchigen Einsatz in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) unserer Klinik und habe dort auch das ein oder andere Krankheitsbild gesehen. Wie das Wort “NOTFALLaufnahme” schon sagt, sollten dort wirklich nur Patienten mit akuten Beschwerden hin. Dazu zählen natürlich Unfälle – beispielsweise im Verkehr, beim Sport oder auch auf der Arbeit – z.B. bei handwerklichen Berufen. Aber auch bei gewissen Krankheitssymptomen – beispielsweise Schmerzen im rechten Unterbauch als Hinweis einer Appendizitis (“Bilddarmaentzündung”) oder Angina pectoris (“Brustenge”) als Zeichen eines Herzinfarktes.
Viele kennen das Bild einer Notfallaufnahme. Ein volles Wartezimmer, lange Wartezeiten, nörgelde Patienten, Ärzte und Schwestern, die stets von links nach rechts, von Patient A zu Patient B rennen. Doch wie kommt es zu diesen Verzögerungen ?
Leider musste ich während meiner Zeit in der ZNA feststellen, dass einige erstmal in aller Ruhe ausschlafen, frühstücken und sich dann gemütlich gegen 10 in diese Einrichtung begeben. Meist haben sie nämlich genau dann urplötzlich irgendwelche Beschwerden. Im Nachhinhein stellt sich dann oftmals heraus, dass eben diese Patienten die Zeit für andere mit wirklichen Beschwerden vergeuden, nur um eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zu erhalten. Dadurch entstehen leider lange Wartezeiten und es kann sein, dass man vielleicht auch den ein oder anderen übersieht. Am Tag kommen und gehen meist rund 60 Patienten – viele mit Beschwerden, die auch ein Hausarzt behandeln könnte.
Das Prinzip einer Notaufnahme:
In der Zentralen Notaufnahme gibt es das sogenannte “Triage System”, das heißt, dass die einzelnen Patienten in gewisse farbliche Stufen unterteilt werden. Rot ist hierbei ein akuter Notfall, beispielsweise ein Verkehrsunfall, der direkt im Schockraum behandelt werden muss. Hierbei gibt es eine vitale Bedrohung und eine sofortige Behandlung ist daher notwendig.
Patienten mit der Einstufung gelb (manchmal gibt es auch noch eine Zwischenstufe orange) müssen ebenfalls direkt behandelt werden, da sie schwer verletzt / erkrankt sind. Sie haben einen venösen Zugang, werden mit EKG, Blutdruck und Sauerstoffsättigung überwacht. Diese werden in regelmäßigen, engmaschigen Abständen notiert. Meist werden die Patienten auch noch von anderen Fachabteilungen extra untersucht, wie beispielsweise vom Neurologen. Unter diese Kategorie zählen auch Frakturen, die je nach Ausprägungsgrand konventionell oder operativ versorgt werden müssen.
Zu guter Letzt gibt es noch den grünen Status. Diese Patienten haben eigentlich nichts in der Notfallaufnahme zu suchen, da sie durchaus auch vom Hausarzt (wenn überhaupt eine ärtzliche Behandlung notwendig ist) versorgt werden können. Daher können sie auch am längsten warten und befinden sich im Wartezimmer. Hierzu zählen allerdings auch oftmals die sogenannten “BG-Unfälle”, also Unfälle, die z.B. auf dem Weg zur/von der Arbeit oder gar auf der Arbeit geschehen sind, es aber keine gravierenden Beschwerden gibt. Dies dient zur Absicherung und als Beweisgrundlage für eine mögliche Berufsunfähigkeit.
Oftmals hört man auch von den Ärtzen und Schwestern, dass man nichts in der Notfallaufnahme zu suchen hat, weil man z.B. seit zwei Tagen Schmerzen in der Schulter hat. Dieser Aussage stimme ich teilweise zu, denn ein Besuch in der ZNA ist wirklich nur dann notwendig, wenn man so starke Beschwerden hat, dass diese einfach nicht mehr auszuhalten sind. Wer also längere Zeit seine Schmerzen ohne Probleme ertragen kann gehört nicht in die Notfallaufnahme, sondern zu seinem Hausarzt, der dann gegebenfalls eine Überweisung an einen Kollegen aus der benötigten Fachabteilung schreibt.
Bei Magen-Darm Beschwerden solltet Ihr beispielsweise auch zunächst den Hausarzt aufsuchen, damit dieser ein Attest für die nächsten Tage aushändigt und man sich dann auskurieren kann. Wenn Ihr jedoch schon unter so einem enormen Flüssigkeitsdefizit leidet, sodass Ihr desorientiert seid, Schwindel und weitere Symptome auftreten, solltet Ihr Euch zwingend in die Notfallaufnahme begeben. Dies gilt natürlich auch für Frakturen. Bei Verdacht auf Prellungen, Zerrungen etc. reicht es auch aus, wenn Ihr einen Orthopäden aufsucht. Hierfür benötigt Ihr aber manchmal eine Überweisung vom Hausarzt.
Wann kann ich doch arbeiten gehen?
Das hängt unter anderem auch von Eurem Arbeitsfeld ab. Wenn Euch im OP z.B. permanent die Nase läuft – also wie ein richtiger Wasserfall und einfach nichts dagegen helfen will, solltet Ihr beispielsweise nicht arbeiten gehen. Wenn Ihr dagegen als Informatiker tätig seid, ist es eher möglich so zu arbeiten, wenngleich es auch nicht sonderlich angenehm ist. Das Gleiche gilt, wie bereits erwähnt, für die Versorgung von Frakturen, Bänderrissen und ähnlichen Beschwerden. Bei solchen “Erkrankungen” könntet Ihr allerdings nach einer Versetzung oder anderen Tätigkeiten fragen – im OP ist dies z.B. das Schreiben von OP-Standards oder sonstige administrative Aufgaben.
Mit Husten und Heiserkeit könnt Ihr so gut wie immer arbeiten gehen, allerdings ist es in einem pädagogischen Beruf oder auch anderen Bereichen, wo Ihr aktiv mit anderen reden müsst, nicht besonders optimal. Ihr könnt ja beispielsweise keinen Bausparvertrag verkaufen, wenn Ihr keine Stimme habt – alles aufzuschreiben, stelle ich mir zumindest sehr problematisch vor 😛
Aktuell habe ich beispielsweise auch starken Reizhusten und kann Euch daher sagen, dass es damit im OP auch nicht vorteilhaft ist. Dadurch schlafe ich nachts nicht wirklich und während man z.B. gerade bei einer neurologischen OP assistiert und dann hustet, besteht die Gefahr, dass Ihr (in diesem Fall) das Mikroskop bewegt oder gar irgendetwas im OP-Gebiet verletzt. Glücklicherweise habe ich einige nette Kollegen, die mich sehr schonen – das bedeutet, dass diese den ganzen Tag instrumentieren und ich eben nur den unsterilen Dienst mache. Dadurch kann ich zwischendurch bei Bedarf auch etwas trinken oder Hustenstillendes nehmen kann. Besser wäre es bestimmt, wenn ich konsequent im Bett bleiben würde, um mich richtig auszukurieren.
Dies ist unter anderem auch der Grund für diesen Post. Für mich ist ein Husten, selbst so stark und unangenehm wie ich Ihn aktuell habe, einfach kein Grund um zuhause zu bleiben. Ich bin aber auch generell jemand, der sich lieber krank zur Arbeit schleppt und, wenn es denn dann wirklich nicht mehr geht, nach einer gewissen Zeit dann heim geht. Letztes Jahr wurde ich das erste mal vom Arzt krank geschrieben, was mich persönlich einfach überfordert hat. Bis dahin (mit Ausnahme der Weisheitszähne) war ich nie länger als zwei Tage krank.
Ich empfinde es einfach als unkollegial, wenn man sich wegen wirklich banalen Erkältungserscheinungen eine Woche vom Arzt des Vertrauens krank schreiben lässt. Leider gibt es viele Ärzte, die auf Anforderung direkt einen “Gelben“ schreiben und natürlich auch viele, die dies gekonnt ausnutzen.
Habt Ihr Euch auch schon öfter diese Fragen gestellt? Wie seht Ihr es, wann bleibt Ihr wirklich zuhause wenn Ihr krank seid?
Ich wünsche Euch einen schönen Abend und ein schönes, restliches Wochenende!
Für alle die gerade krank sein sollten: Gute Besserung 😉
Liebe Grüße
Eure franzi!