Die Reanimation

Die Reanimation, kurz auch CPR für Cardiopulmonale Reanimation, ist ein sehr wichtiges Thema. Bei diesem Begriff sollte jeder sofort wissen, was zu tun ist. Im Idealfall müsste das Thema bereits im Kindesalter adressiert werden: Denn die Situationen, in denen eine Cardiopulmonale Reanimation erforderlich wird, die können leider auch auftreten, wenn kein Erwachsener und erst recht kein medizinisches Personal vor Ort ist.

Der wichtigste Hinweis hierbei ist: Man kann nichts falsch machen. Falsch ist es aber, nichts zu tun. Selbst wenn man sich nicht in der Lage fühlt, eine solche Reanimation durchzuführen, so sollte man stets für Hilfe sorgen, also die 112 anrufen, und andere Helfer dazu ziehen.

Aber kommen wir nun erst mal zum eigentlichen Begriff: Was ist die genaue Bedeutung von CPR? Wie läuft sie ab?

 

Was versteht man unter dem Begriff „Reanimation“?

Wortwörtlich bedeutet Reanimation so viel wie „wieder neues Leben einblasen“. Sie umfasst demnach alle Maßnahmen, die notwendig sind, um in einer Notfallsituation das Leben eines anderen zu erhalten. Das umfasst die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der Sauerstoffversorgung, welche infolge eines Ausfalls oder Störung der Atmung und/oder des Herz-Kreislaufsystems erforderlich werden kann.

Liegt ein Atemstillstand vor, so pumpt das Herz zunächst für die nächsten 6-10 Minuten weiter und kommt erst nach dieser Zeitspanne zum Stillstand. Anders herum, also wenn bereits ein Herzstillstand vorliegt, die Atmung zuvor aber noch erfolgte, fällt letztere bereits nach einer Minute aus.

Atemstillstand und der Herz-Kreislaufstillstand führen zu einer irreversiblen Schädigung der Organe und dadurch letztlich zum Tod, wenn nicht rechtzeitig mit der Reanimation begonnen wird.

In der Medizin sprechen wir hierbei von der Cardiopulmonalen Reanimation (CPR).

 

Klinik des Herzkreislaufstillstandes

Ein Herz-Kreislauf-Stillstand kann auch als Reaktion auf einen Schock auftreten, beispielsweise aufgrund einer starken allergischen Reaktion nach einem Wespenstich oder dem Konsum von diversen Nahrungsmitteln.

Reanimationspflichtige Patienten haben keinen messbaren Puls und auch keine eigenständige Atmung.

Die Pulslosigkeit kann man beispielsweise an der Arteria carotis oder an der Arteria femoralis feststellen. Dafür hält man den Zeige- und Mittelfinger an die Halsschlagader oder in die Leiste. Man kennt das Messen des Herzschlags auch ganz klassisch am Handgelenk, wobei es sich in dieser Region allerdings deutlich schwieriger darstellt, als beispielsweise am Hals.

Bei manchen Patienten kann man den Puls am Hals sogar deutlich sehen – wenn dieser denn vorhanden ist. Der Blutdruck ist ebenfalls nicht messbar. Im EKG würden folgende Ergebnisse vorliegen: Kammerflattern, -flimmern (Tachykardie und arrhythmische hochfrequente Flimmerwellen) oder auch die Null-Linie (die kennt man ja so schön aus den ganzen medizinischen TV-Sendungen).

Des Weiteren sind die Patienten aufgrund der verminderten Sauerstoffzufuhr in der Regel bewusstlos und haben lediglich eine Schnappatmung bis gar keine Atmung.

Die Pupillen von Patienten mit Atem- und Kreislaufstillstand sind weit und lichtstarr, das heißt: Sie reagieren weder mit Verengen oder Erweitern auf Lichtreize. Durch den Sauerstoffmangel kommt es zudem auch zu einer sogenannten zyanotischen Hautfarbe. Der Patient ist also nicht mehr schön rosig, sondern grau-bläulich und blass. Man könnte es auch als „totenähnliches“ Aussehen bezeichnen.

 

Ablauf der Reanimation

Den Ablauf einer Reanimation kann man sich ganz einfach mit der ABC(DE) Regel merken, die ich Euch gleich auch direkt erkläre. Ganz wichtig ist jedoch, dass der Patient für eine erfolgreiche Reanimation auf einer Unterlage liegt, die nicht nachgibt. Auf einem harten Boden muss der Patient ganz flach hingelegt werden. Sein Oberkörper muss frei sein. Die Wiederbelebung kann man sowohl alleine, als auch gemeinsam mit einem Helfer durchführen.

 

Atemwege freimachen

Für eine erfolgreiche Beatmung müssen zunächst die Atemwege frei gemacht werden. Dafür wird nach eventuellen Fremdkörpern gesucht, die es unbedingt zu entfernen gilt. Des Weiteren kann es sein, dass der Patient erbrochen hat oder sich Blut im Mund-Rachen-Raum befindet. Auch das muss unbedingt entfernt werden!

Sind die Atemwege soweit frei, kann der Kopf überstreckt (=rekliniert) werden und der Unterkiefer nach vorne und etwas nach oben gezogen. Diesen Handgriff nennt man Esmarch-Handgriff. Hierdurch wird die Zunge, die zurückgefallen ist und deshalb die Rachenwand blockiert, angehoben und die Atemwege sind komplett frei.

 

Beatmung

Die Beatmung kann auf unterschiedliche Arten erfolgen: Zum einen mit medizinischen Hilfsmitteln wie beispielsweise der Gesichtsmaske inklusive Beatmungsbeutel, dem sogenannten Ambubeutel, oder auch komplett manuell über „Menschenkraft“.

Nach je 30 Thoraxkompressionen werden dem Patienten zwei Atemspenden gegeben. Diese dürfen insgesamt nicht länger als zehn Sekunden dauern.. Im Idealfall sollte man für je zwei Sekunden beatmen – und das auch eher langsam, denn je länger die Inspiration dauert, desto geringer ist der Widerstand der Atemwege und es kann mehr Luft in die Lunge gelangen. Pro Minute sollte man ca. zehn Atemspenden geben.

Ist die Beatmung erfolgreich, so hebt sich der Thorax (=Brustkorb) des Patienten. Wichtig! Hebt, beziehungsweise füllt sich der Bauch, so ist die Beatmung falsch und man füllt quasi den Magen des Patienten mit Luft. Das kann einen Reflux des Mageninhaltes zur Folge haben.

 

Mund-zu-Mund-Beatmung:

Von dieser Form hat sicherlich jeder schon mal gehört. Hierfür muss der Kopf weiterhin überstreckt bleiben und die Nase mit Daumen und Zeigefinger zugehalten werden, damit die Luft nicht entweichen kann.

 

Mund-zu-Nase-Beatmung:

Der Ablauf hierbei ist identisch wie bei der Mund-zu-Mund-Beatmung, jedoch muss hierbei nun nicht die Nase, sondern der Mund zugehalten werden.

Für beide Beatmungsvarianten kann man im Übrigen auch ein extra Beatmungstuch oder auch ein einfaches Taschentuch verwenden, wenn man sich beispielsweise vor der Beatmung ekeln sollte. Einen möglichen Ekel kann man überwinden, indem man sich klarmacht, dass man jemandem das Leben retten kann, wenn man es schafft, diesen zu unterdrücken.

 

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Hier sieht man einen Beatmungsbeutel, der unter anderem von medizinischem Personal bei Beatmungen verwendet wird. uelle: https://unsplash.com/photos/Zo2pAarSL-A

 

Beatmung durch medizinische Fachkräfte:

Dem medizinischen Personal, beispielsweise dem Rettungsdienst oder auch in den Kliniken, stehen natürlich andere Materialien zur Verfügung. So kann beim Patienten zügig zunächst eine Maskenbeatmung durchgeführt werden, um ihn im Anschluss zu intubieren, also mittels eines Silikonschlauches in der Luftröhrezu beatmen. Ist eine solche Intubation nicht möglich, muss eine Trachealpunktion erfolgen. Später kann hieraus eine „richtige“ Tracheotomie, der sogenannte Luftröhrenschnitt, im OP stattfinden.

Für die Punktion können dicke Flexülen/Braunülen/Viggos, also Venenverweilkanülen, zwischen Schild- und Ringknorpel der Luftröhre verwendet werden und darüber beispielsweise Sauerstoff verabreicht werden.

 

Cirkulation

Bei einem Herzstillstand muss man unmittelbar mit der Herzdruckmassage, der Thoraxkompression, beginnen, damit das Blut weiterhin im Kreislauf bleibt und die Organe versorgen kann. Daher gilt auch: lieber ununterbrochen die Kompression durchführen anstatt bei Unsicherheit eine zusätzliche Beatmung durchzuführen. Wie oben bereits erwähnt, muss der Patient für die Kompression flach auf einem harten Untergrund gelegt werden, der Oberkörper von der Kleidung befreit und dann der sogenannte Druckpunkt aufgesucht werden.

Dieser Druckpunkt befindet sich bei Erwachsenen im unterem Sternum-Drittel, also zwei Querfinger oberhalb des „Endes“ (Xiphoid) vom Brustbein. Beim Kind liegt dieser Punkt ungefähr in der Mitte des Brustbeins (Sternum).

Im Anschluss werden die Handballen übereinander auf den Druckpunkt gelegt. Nur diese berühren den Körper – nicht die Finger. Die Arme des „Drückers“ müssen durchgestreckt sein, sodass dieser sein Körpergewicht senkrecht auf seine Hände übertragen kann. Bei Kindern wird nur ein Handballen und bei Säuglingen sogar nur zwei Finger verwendet.

Für die Kompression wird das Sternum ca. 4-5 cm in Richtung Boden gedrückt, mit einer Frequenz von 80-100 pro Minute bei Erwachsenen und 90-120 bei Kindern. Mittlerweile hat man die Frequenz und Kompressionstiefe bei Erwachsenen jedoch nach oben korrigiert. So sind die neuen Vorgaben 100-120 Kompressionen pro Minute und eine Tiefe von 5-6 cm. Als „Frequenzlied“ kann man sich dafür unter anderem „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees oder „Like a Virgin“ von Madonna ins Gedächtnis rufen. Parallel sollte der Puls kontrolliert werden, um einen Erfolg feststellen zu können.

 

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Zusehen sind hier die Pads in Vorbereitung auf eine Defibrillation Quelle: https://unsplash.com/photos/fQDn3X4BAl0

 

In den Kliniken befinden sich sogenannte Reanimationsbretter, die als harte Unterlage für den notwendigen Widerstand bei der Kompression dienen, an zentralen Orten oder sogar am Patientenbett selbst. Beim Reanimationsbrett, welches sich direkt am Bett des Patienten befindet, handelt es sich in der Regel um das Holzbrett von Kopf- oder Fußteil. Diese sind nur an einer Seite mit dem Bett fixiert, sodass man diese einfach rausdrücken und direkt verwenden kann.

 

Drugs, Defibrillation und Disability

Mit „Drugs“ ist in der Klinik die medikamentöse Therapie gemeint, daher habe ich das D, sowie das E, welches gleich erläutert wird, eingeklammert. Für die medikamentöse Therapie wird ein sogenannter Zugang benötigt, über den man dann unter anderem Adrenalin, Atropin, Lidocain, Natriumbikarbonat und Volumenersatz durch Ringeracetat-Lösungen verabreichen kann. Welches Medikament genau indiziert ist, hängt vom jeweiligen Befund ab, sprich ob ein Herzstillstand, eine Bradykardie oder Kammerflimmern/-flattern vorliegt.

Für die Durchführung einer Defibrillation gibt es einiges zu beachten. So darf beispielsweise bei einer Asystolie, der sogenannten Nulllinie (langes, anhaltendes Piepen), nicht defibrilliert wird. Leider wird dieses Bild fälschlicherweise in den ganzen medizinischen Fernsehsendungen vermittelt.

Für die Defibrillation wird nämlich eine elektrische Herzaktivität, die beispielsweise beim Kammerflimmern vorliegt, benötigt. Die Elektroden, auch Pads genannt, werden bei Erwachsenen auf der rechten Brustseite unter dem Schlüsselbein („oben rechts“), sowie unter der linken Achselhöhle auf den Rippenbogen („seitlich links“) angebracht. Für Kinder müssen spezielle Geräte verwendet werden. Die Pads werden hierbei auf die Brust und auf den Rücken geklebt. Sobald der Patient geschockt  und die Defibrillation ausgeführt wird, darf keiner Kontakt zum Patienten und dem Tisch haben. Andernfalls bestünde die Gefahr, ebenfalls einen elektrischen Schlag zu bekommen („alle Hände weg!“).

Disability steht für Defizit, beziehungsweise den neurologischen Status. Hierbei wird überprüft, ob der Patient beispielsweise erweiterte, lichtstarre Pupillen hat, die auf eine Hirnblutung hinweisen könnten. Oder auch ob anamnetisch ein Krampfanfall als Ursache beobachtet werden konnte. Mittels des Glasgow Coma Scores wird der Bewusstseinszustand des Patienten eingeschätzt. 

 

EKG, Exposure oder Environment

Exposure und Environment bedeuten, dass man den Patienten entkleidet und eine Ganzkörperuntersuchung durchführt. Also einen “Body-Check” unternimmt, um festzustellen, ob noch andere Verletzungen vorliegen. Vielleicht eine stark blutende Verletzung, die es zu unterbinden gilt? Es gilt hierbei auch unbedingt darauf zu achten, dass der Patient vor einer Unterkühlung geschützt wird. Das medizinische Personal versucht sich hierbei auch ein Bild von den Umwelteinflüssen und der Anamnese zu machen. Sprich wie war der Unfallhergang oder gibt es möglicherweise Zeugen?

Das Elektrokardiogramm dient zur Feststellung der Herzaktivität und der Kontrolle der Therapie. Während einer OP erkennt der Anästhesist damit, ob beim Patienten eine Herzrhythmusstörung vorliegt, die ein rasches Handeln erfordert.

 

Ein-Helfer- und Zwei-Helfer-Methode

Der Ablauf von A bis C muss sowohl bei der Ein-, als auch Zwei-Helfer-Methode eingehalten werden. Der Unterschied hierbei ist jedoch, dass sich die Beteiligten bei der Zwei-Helfer-Methode gegenseitig die „Arbeit“ teilen und auch abwechseln können. So ist es weniger anstrengend für die Helfer.

Bei der Zwei-Helfer-Methode kümmert sich einer der Beteiligten um die Beatmung, der andere führt die Herzkompression durch, sodass einer immer pausieren kann.

 

Reanimation im OP

Im OP-Alltag kann es durchaus zu Situationen kommen, wo eine Reanimation erforderlich wird. Meist sind es ältere oder stark vorerkrankte Patienten, sehr anspruchsvolle und lange Operationen oder natürlich auch die Notfälle, die etwa durch einen Verkehrsunfall entstanden sein können. Es gibt viele verschiedene Ursachen (z.B. Fett- oder Zementembolie), die einen Patienten plötzlich reanimationspflichtig werden lassen.

Ich selbst habe das „Glück“, dass ich bisher nur ein einziges Mal direkt bei einer Reanimation beteiligt war. Aber es kam schon öfter vor, dass der Patient im Vorfeld in der Einleitung der Anästhesie oder aber im Nachbarsaal wiederbelebt werden musste.

Grundsätzlich wird bei einer Reanimation während der OP versucht, die Sterilität zu wahren. So wird beispielsweise bei einer abdominellen Operation der offene Bauch mit sterilen Tüchern abgedeckt und der Chirurg beginnt ganz normal mit der Herzdruckmassage. Bei einem Herzkreislaufstillstand gilt es, das Leben des Patienten unbedingt zu retten, die Sterilität ist dabei erst mal zweitrangig. Damit man sich nicht gänzlich verausgabt, wird möglichst zügig der LUCAS, ein technisches Gerät, welches die Kompression durchführt, angelegt.

Tatsächlich haben mir meine Kollegen auch schon von Situationen berichtet, bei denen beispielsweise abdominelle Operationen weiter durchgeführt wurden, obwohl der LUCAS im Einsatz war. Das ist dann jedoch wirklich eine sehr wackelige Angelegenheit und nicht üblich –zumindest kann ich mir das nicht vorstellen.

Meist ist der OP-Tisch relativ hoch, da die Chirurgen auch deutlich größer sind als ich mit meinen 1,68 m. Deshalb ist es für mich auch etwas schwieriger, eine die Thoraxkompression auf dem OP-Tisch durchzuführen.

Da unter anderem beim Einbringen von Knochenzement eine sogenannte Zementembolie entstehen kann, muss der Chirurg dem Anästhesisten stets vorher Bescheid geben, damit dieser schnellstmöglich darauf reagieren kann. Unter anderem auch mit entsprechenden Medikamenten, die sich auf die entstehende Herzrhythmusstörung auswirken.

 

https://www.pexels.com/de-de/foto/abstrakt-begrifflich-business-geschaft-249348/
Quelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/abstrakt-begrifflich-business-geschaft-249348/

 

 

Reanimation in Bauchlage

Auch bei Operationen in Bauchlage kann es sein, dass der Patient reanimationspflichtig wird. Dies ist eine sehr besondere Situation. Oftmals verändert sich der Kreislauf des Patienten schon direkt nach der Umlagerung von Rücken- in Bauchlage. In diesem Fall ist ein rasches Umlagern in die Ursprungsposition erforderlich, da man in Rückenlage am besten agieren kann.

Befindet man sich jedoch mitten in der Operation, muss man abwägen, ob die Wunde provisorisch verschlossen wird und man rasch umlagert, oder ob man wirklich in Rückenlage reanimiert. Verschließen würde man das OP-Gebiet beispielsweise mit sterilen Bauchtüchern und einer sterilen Klebefolie, ganz nach dem Motto „Hauptsache zu“.

Liegt jedoch eine diffuse Blutung vor, die man nicht gestillt bekommt oder Instrumentarium, welches bei einer Rückenlage stören würde – z.B., wenn man bei einer dorsalen Stabilisierung gerade am Zementieren ist, ist die Reanimation in Bauchlage indiziert.

Die Atemwege müssen auch hierbei stets gesichert sein. Auch muss für einen „Gegendruck“ gesorgt werden. Dieser kann durch die Platzierung des Thoraxkissens bereits gewährleistet sein, andernfalls muss die Hand im unterem Sternum-Drittel positioniert werden. Die Kompression findet ungefähr im unteren Bereich der Brustwirbelsäule zwischen den Schulterblättern statt.

Bei Verwendung einer Mayfield-Klemme sollte man diese vor Beginn der Reanimation zwingend vom OP-Tisch lösen, was eine zusätzliche Herausforderung für alle Beteiligten darstellt.

Grundsätzlich gilt jedoch: Wenn möglich, bitte umlagern. Dies ist übrigens auch einer der vielen Gründe, weshalb man für Bauchlagen einen zweiten Tisch verwendet.

 

Reanimation im Rettungsdienst – wie ist der Ablauf?

Für diesen Part des Beitrags habe ich mir natürlich professionelle Hilfe gesucht: Die liebe justmedicthings hat sich bereit erklärt, mir dazu ein paar Informationen inklusive des Algorithmus zu geben.

Im Rettungsdienst ist der Ablauf abhängig von der Situation, die man beim Eintreffen vorfindet. Wird der Patient bereits reanimiert? Liegt der Patient regungslos auf dem Boden? Ist der Einsatz im häuslichen Umfeld oder beispielsweise an einer stark befahrenen Straße? Gerade bei der letzten Frage gibt es einen großen Unterschied hinsichtlich der Reanimation im Rettungsdienst im Vergleich zum Krankenhaus. Denn gerade in solchen Ausnahmesituationen gilt es zunächst das Personal selbst zu schützen, zum Beispiel indem man die Unfallstelle absichert, um dann beginnen zu können.

Ansonsten ähnelt der Ablauf einer Reanimation im Rettungsdienst dem in der Klinik – Stellen der Indikation durch Überprüfung der Klinik. Am Wichtigsten ist die Thoraxkompression, daher gilt: Unterbrechungen so gering wie möglich halten. Diese Unterbrechungen werden auch als „Hands-off-Zeit“ bezeichnet.

Wird man als Rettungsdienst zur Einsatzstelle gerufen, kann es im Falle einer Reanimation durchaus vorkommen, dass man zunächst alleine die Wiederbelebung durchführen muss. Denn der Kollege wird benötigt, um einen Notarzt nachzufordern, welcher meist zusammen mit einem Notfallsanitäter eintrifft. Bis zu deren Eintreffen findet die Reanimation jedoch zu zweit statt. Wie oben beschrieben, kümmert sich einer um die Atemwegssicherung inklusive Beatmung mit einem Ambubeutel, der andere führt die Thoraxkompression durch.

Zudem werden zügig EKG-Elektroden sowie die Patches für den Defibrillator („Defi“) angebracht. So kann man genau überprüfen, ob Herzrhythmen vorliegen, die den Einsatz eines Defis erlauben. Im Verlauf werden auch noch periphere Zugänge, die im Volksmund bekannte „Nadel“, gelegt. Dies ist allerdings nicht immer so leicht, da die Venenverhältnisse mitunter nicht gerade ideal sind – besonders während eines Schockzustandes. Daher kann ein intraossärer Zugang, also eine Bohrung in den Knochen, nötig sein, um die Medikamente über spezielle Kanülen direkt verabreichen zu können.

Die üblichen Medikamente für eine Reanimation sind im Rettungsdienst Adrenalin und Amiodaron (Antiarrhythmikum, welches besonders bei Tachykardien wirksam ist).

Der genaue Ablauf einer Reanimation im Rettungsdienst erfolgt meist nach einem festgelegten Algorithmus. Diesen habe ich Euch für Niedersachsen hier mal verlinkt. (Es handelt sich um eine PDF-Datei, die direkt ins Download-Verzeichnis gespeichert wird.)

Unter Reanimationsbedingungen wird der Patient nur äußerst selten transportiert, da die Rahmenbedingungen während der Fahrt (Erschütterungen, Beschleunigen/Bremsen) nicht nur schwierig sind, sondern auch fürs Personal gefährlich sein können. Ein Transport findet daher in der Regel nur mit einem stabilen Kreislauf statt oder unter Narkose inklusive der benötigten Überwachung.

Dem Rettungsdienst stehen nicht immer mechanische Reanimationshilfen, etwa der LUCAS, zur Verfügung. Daher werden die Patienten bei einer nicht erfolgreichen Reanimation bereits vor Ort durch den behandelnden Arzt für verstorben erklärt.

 

https://unsplash.com/photos/UB0v9jJELds
Quelle: https://unsplash.com/photos/UB0v9jJELds

 

 

Schwierigkeiten im Rettungsdienst

Meist hat man keine optimalen Platzverhältnisse, da der Patient genau an dem Ort wiederbelebt wird, wo er auch kollabiert ist. Sei es im engen Badezimmer, im Wald oder sonstwo. Zudem nimmt die ganze Ausrüstung des Rettungsdienstes zusätzlich Platz weg – da kann es schon mal sehr eng werden und man muss zusehen, wie man sich damit am besten arrangieren kann.

Die Einsatzstelle kann auch weitere „Herausforderungen“ mit sich bringen: ein Messi-Haushalt, Spritzen oder andere scharfe Gegenstände, schlechte Bodenverhältnisse oder auch Haustiere können zu einer großen Gefahr für die Einsatzkräfte werden. Daher muss man zunächst die Sicherheit des Personals gewährleisten und sich dann dem Patienten widmen.

Die Lichtverhältnisse spielen ebenfalls eine Rolle. Vor allem, wenn der Patient intubiert werden muss, benötigt man eine gute Sicht, um den Silikonschlauch auch wirklich in der Luftröhre platzieren zu können. Daher werden bei Einsätzen in der Natur auch die Kollegen von der Feuerwehr benötigt, die dann Scheinwerfer für eine bessere Ausleuchtung aufstellen. Übrigens, das im Film gerne mal gezeigte Intubieren mit Kugelschreiber gibt es in der Praxis so nicht. Selbst erfahrenen Chirurgen gelingt das nicht einfach so en passant.

Personal und Patient sind während des Einsatzes vielen Stressfaktoren ausgesetzt. Diese können sowohl umweltbedingt sein, wie Temperatur, Regen, Schnee und genereller Lärm. Es können aber auch die eigenen Angehörigen des Patienten sein, die natürlich auch unter Schock stehen und mitunter nicht hilfreich bei einer Reanimation sind. Sie stehen manchmal im Weg und behindern dadurch die Einsatzkräfte. Nicht selten müssen sie aufgrund der Situation selbst versorgt werden. Last but not least sind leider noch die Schaulustigen zu nennen: die Gaffer. Ich denke, darauf muss man wirklich nicht mehr genauer eingehen.

Kennt man die beteiligten Einsatzkräfte nicht, hat unter Umständen sogar selbst unbekannte Teammitglieder, so kann auch dies die Zusammenarbeit stören. Ein eingespieltes Team weiß einfach ohne große Kommunikation, wer wann was macht, da jeder auch irgendwo seinen eigenen Ablauf hat: Das spart natürlich dann auch wertvolle Zeit.

Ungeklärte Verhältnisse stellen im Rettungsdienst ebenfalls eine Schwierigkeit dar. So muss der Rettungsdienst beispielsweise trotzdem mit der Reanimation beginnen obwohl eine Patientenverfügung vorliegt. Anderenfalls würde man sich strafbar machen. Lediglich der Arzt darf die Maßnahme beenden. Ist dieser zeitgleich mit dem Rettungsdienst vor Ort, kann er die Reanimation auch von vornherein untersagen.

Die Patienten sind für gewöhnlich unbekannt:Man weiß also nichts über Vorerkrankungen, Medikamente und laufende Therapien. Eine hinreichende Anamnese kann nicht stattfinden – erst recht nicht, wenn kein Angehöriger in der Nähe ist, der hier aufklären könnte.

Ressourcen sind auch ein Engpass, sowohl personell als auch materiell. Meist findet die Reanimation gemeinsam mit zwei Kollegen vom Rettungsdienst, dem Notarzt und dem Kollegen aus dem Notarztwagen statt. Ja, es können auch Kolleginnen sein. Aber der besseren Lesbarkeit wegen verzichte hier auf Gendern. Zudem sind die Einsatzfahrzeuge auch nur mit dem Nötigsten ausgestattet – sowohl Medikamente als auch Verbandsmaterial usw. gibt es nur in begrenzter Anzahl.

Eine ausführliche Diagnostik, wie im Labor, ist ebenfalls nicht möglich. Das EKG und die Kapnometrie (hiermit wird der CO2-Gehalt bei der Exspiration (Ausatmung) des Patienten überprüft) sind die einzigen diagnostischen Geräte, die dem Rettungsdienst zur Verfügung stehen.

Was jedoch für alle gilt: Keine Reanimation ist gleich! Situation und Umfeld sind jedes Mal anders. Das ist nicht nur im Rettungsdienst so, sondern auch im Krankenhaus, wobei es im Rettungsdienst sehr vielfältiger zugeht.

 

Mit diesen Worten beenden wir diesen langen Beitrag zur Reanimation. Ich hoffe, Ihr konntet für Euch das ein oder andere mitnehmen!

 

Habt ein schönes restliches Wochenende und einen guten Start in die neue Woche!

 

Eure franzi 🙂

 

Quellen:

Klinikleitfaden OP-Pflege Urban & Fischer 3. Auflage

Klinikleitfaden Chirurgie Gustav Fischer 2. Auflage

Letzter Zugriff 20.12.2020, 20:38h: https://siga-fsia.ch/files/Ausbildung/Abschlussarbeiten/Afsain/2017/2017_Amsler_Nadine_Reanimation_in_Bauchlage_waehrend_einer_Allgemeinanaesthesie.pdf

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