Prüfungen in der OTA Ausbildung

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Hallo Ihr Lieben!

In meiner Abstimmung bei Instagram sind 155 von 170 für diesen Post. Daher möchte ich Euch nun von den Prüfungen berichten, die ich während meiner Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin bestehen musste.

Neben den ganzen Klassenarbeiten, die Ihr während der dreijährigen Ausbildung schreibt, habt Ihr auch mindestens 2 Zwischenprüfungen und eine Abschlussprüfung. Die letzte Prüfung wird hierbei unterteilt in schriftlich, mündlich und praktisch. Ganz grob bin ich schon mal in einem älteren Post auf die Arbeit und Prüfungen während der Ausbildung eingegangen. Diesen findet Ihr hier auch verlinkt vor.


Zwischenprüfung

Die erste Zwischenprüfung, die ich in der Ausbildung absolvieren musste, fand am Ende des ersten Lehrjahres beziehungsweise zu Beginn des zweiten statt. An unserer OTA-Schule war diese eine sogenannte Springerprüfung. Dies bedeutet, dass Eure Tätigkeiten, die Ihr als Springer (oder auch unsteriler Dienst genannt) ausführt, benotet werden. Während der gesamten Ausbildung werdet Ihr je nach Schule zwei bis drei Prüfungen absolvieren müssen.

Hier seht Ihr eine Nierenschale mit Tupfern und gefärbten Desinfektionsmittel. Bei uns ist das Desinfizieren des OP-Gebietes in der Allgemein- und Neurochirurgie die Tätigkeit des Springers. Bei manchen unfallchirurgischen Eingriffen ebenfalls.
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Hier seht Ihr eine Nierenschale mit Tupfern und gefärbten Desinfektionsmittel. Bei uns ist das Desinfizieren des OP-Gebietes in der Allgemein- und Neurochirurgie die Tätigkeit des Springers. Bei manchen unfallchirurgischen Eingriffen ebenfalls.


Springerprüfung

Wie eben bereits genannt, werden Eure Tätigkeiten als Springer überprüft. Dazu zählt das Vorbereiten von den Materialien für die anstehende OP – also OP-Siebe / Container, Sets mit der Abdeckung, Nähte, Verbandsstoffe uvm. Da dies an meiner Klinik vom Spätdienst übernommen wird, konnte dies leider bei mir nicht überprüft werden.

Die Prüfung beginnt in der Regel mit dem Saalcheck. Hierbei müsst Ihr die Geräte wie Lampen, Sauger, HF-Chirurgie, aber ebenfalls auch die Lüftung überprüfen. Denn nur wenn alles funktionsfähig ist, kann eine OP in diesem Saal stattfinden.

Anschließend wird in der Patientenschleuse der Patient für Eure Prüfungsoperation gemeinsam mit Eurer Hilfe aufgelegt. Dabei wird darauf geachtet, wie Ihr auf den Patienten zugeht und ob Ihr auch den richtigen OP-Tisch mit den notwendigen Lagerungsmitteln verwendet. Denkt immer daran, dass Ihr Euch dem Patienten gegnüber vorstellt und ihm alles erklärt. Denn meistens sind die Patienten keine Stammgäste. Sie haben Angst und sind in einer ungewohnten, ggf. angsteinflößenden Umgebung.

Während die Narkosevorbereitung läuft, seid Ihr im Saal und bereitet das Sterilgut vor. Hierbei wird auf die Sorgfalt beim Öffnen der Materialien geachtet und auf Euer hygenisches Arbeiten. Ihr solltet unbedingt beim Lagern helfen und die Dokumentation bei all den Tätigkeiten nicht vergessen. Desweiteren wird in dieser Prüfung darauf geachtet, ob Ihr mit offenen Augen dabei seid – sprich ob Ihr auch ohne Ansage mitbekommt wenn irgendetwas (z.B. Nähte) noch benötigt wird und andere auf den Sicherheitsabstand zum sterilen Bereich aufmerksam machen.

Wenn sich die OP dem Ende zuneigt, dann solltet Ihr beispielsweise bei einer unfallchirurgischen Operation beim Verband assistieren. Das heißt z.B. Pflasterstreifen für den Wickelverband vorbereiten, die jeweilige Extremität halten usw.

Nach der OP müsst Ihr selbstverständlich gemeinsam mit dem sterilen Kollegen alles entsorgen und den Patienten entlagern. Hierbei müsst Ihr unbedingt darauf achten, dass Ihr die Privatsphäre des Patienten wahrt – also nicht so offen liegen lassen wie Gott ihn schuf. Wer möchte schon gerne nackt wie auf einem Präsentierteller aus einer Narkose (und überhaupt) wach werden?

Achtet ebenfalls darauf, dass Ihr beim Entsorgen Handschuhe verwendet, also hygienisch arbeitet. Im Klartext heißt das leider meist sehr häufiges Handschuhwechseln. Falls Ihr dies jedoch nicht macht, dann teilt das an dieser Stelle unbedingt mit und weist darauf hin, dass beim Verräumen der Siebe/Container in der Entsorgung ebenfalls Handschuhe getragen werden.

Meist dauert es länger bis der Patient aus der Narkose erwacht und Ihr habt den Saal in der Zwischenzeit aufgeräumt. Wenn dies der Fall ist, dann könnt Ihr nämlich noch ggf. für die nächste Operation die Materialien vorbereiten und anschließend den Patienten gemeinsam mit der Anästehsie wieder in sein Bett zurück verlegen.

So viel zur Springerprüfung. Unsere Schüler an meiner derzeitigen Klinik haben auch eine Prüfung als Instrumenteur bzw. steriler Dienst. Diese findet in der Regel zu Beginn des dritten Lehrjahres statt und soll Euch auf die Abschlussprüfung vorbereiten.


Instrumentierprüfung

Grundtisch für den Einbau einer Knieprothese.  Dies ist oftmals ein sehr standardisierter Ablauf und daher ideal als Prüfungsoperation.
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Grundtisch für den Einbau einer Knieprothese. Dies ist oftmals ein sehr standardisierter Ablauf und daher ideal als Prüfungsoperation.


Diese Prüfung beginnt ähnlich wie die eben erläuterte. Die Materialien werden gemeinsam zusammengetragen, die Instrumente werden gerichtet und dann geht es relativ bald auch schon ans Eingemachte.

Während Euer Springer die Materialien steril anreicht, wird von Euch erwartet, dass Ihr genauestens aufpasst, ob nicht vielleicht doch etwas unbeabsichtigt unsteril geworden sein könnte. Manchmal reißt eine Verpackung nicht so gut auf oder eine Ecke schlägt um. Das kommt vor. Wichtig ist nur, dass Ihr dies bemerkt – falls der Springer es nicht tut – und Ihr dies eben mitteilt.

Dann wird noch geprüft, wie Ihr Euren Tisch deckt. Geht Ihr nach einem System vor oder macht Ihr dies einfach planlos und haltet Euch unnötig an Kleinigkeiten auf? Seid Ihr beim richten der Instrumente auch darauf bedacht, dass alles steril bleibt? Ein Tuch kann ja beispielsweise aus Versehen / unbemerkt zu weit runter hängen. Wichtig ist auch, dass Ihr an dieser Stelle die Tupfer, Kompressen etc. im Vier-Augen-Prinzip zählt.

Letzteres ist auch gerne mal der Fall wenn man das OP-Gebiet abdeckt. Bei einer OP am Bein muss man beispielsweise ein Tuch unter dieses legen. Da kann es dann schon mal vor kommen, dass dieses Tuch eben zu weit unten hängt und Ihr dann beim Abdecken gefahr lauft etwas unsteril zu machen.

Nach dem Abdecken rate ich Euch zu einem Handschuhwechsel – auch wenn es bei Euch in der Klinik oder in der jeweiligen Fachrichtung nicht der Standard ist. Es zeigt einfach, dass Ihr Euch Gedanken macht und auf die Hygiene und Sterilität bedacht seid.

Vor dem Schnitt solltet Ihr unbedingt die HF-Chirurgie und auch andere Geräte wie z.B. die Bohrmaschine etc. testen. Während der OP wird überprüft, ob Ihr vorausschauend instrumentiert oder eben nur auf Ansage. Ganz wichtig: Lasst die Operateure auf gar keinen Fall auf Eure Tische greifen, höchstens mit Eurer Erlaubnis!

Achtet auf die Sterilität und die Hygiene: ist ein Handschuh defekt? Ist der Chirurg vesehentlich irgendwo gegen gekommen was unsteril wäre? Sind die Türen zur Einleitung beispielsweise geöffnet?

Führt die Zählkontrolle am besten einmal während der OP für Euch selbst durch und kurz vor Ende mit Eurem Springer. Wenn Ihr die Instrumente wieder zurückräumt, seid weiterhin aufmerksam während genäht wird. Wenn Ihr doppelte Handschuhe tragen solltet, dann zieht das kontaminierte obere Paar aus, damit der Verband sauber bleibt.

Der restliche Ablauf ist wie bei der Springerprüfung – um den Patienten kümmern und gemeinsam mit Eurem Kollegen die Materialien entsorgen.

Das waren nun schon mal zwei der drei möglichen Prüfungen. Eine weitere Variante wäre die schriftliche und mündliche Zwischenprüfung. Diese ist ebenfalls eine ideale Vorbereitung auf die bevorstehende Abschlussprüfung. Mir persönlich haben diese Prüfungen sehr geholfen um mich auf den Abschluss genau vorzubereiten. Besonders die mündliche Variante – diese fällt mir nämlich immer besonders schwer.


Dies ist ein Beispiel dafür wie ich beispielsweise die Anatomie in der Ausbildung gelernt habe. Ich lerne am besten anhand von jeder Menge bunter Zettel :P
Quelle: Georg Thieme Verlag von 2015
Dies ist ein Beispiel dafür wie ich beispielsweise die Anatomie in der Ausbildung gelernt habe. Ich lerne am besten anhand von jeder Menge bunter Zettel 😛
Quelle: Georg Thieme Verlag von 2015

Abschlussprüfung

Da die dritte Zwischenprüfung nahezu identisch mit der Abschlussprüfung ist, fasse ich diese hier einfach zusammen.

Was Ihr wie detailliert wissen müsst, werden Euch die jeweiligen Lehrer mitteilen – zumindest war es bei mir so. Das Gute an der ganzen Sache ist, dass Ihr für die vorherigen Prüfungen schon mal alles zusammengetragen und bereits gelernt habt. Diese solltet Ihr auch auf keinen Fall nach Bekanntgabe der Note wegschmeißen – sie sind die perfekte Prüfungsvorbereitung.

An zwei Tagen finden innerhalb einer Woche 2×2 schriftliche Prüfungen statt. Meist wird morgens die mit dem größeren Umfang für 120 Minuten geschrieben, dann erfolgt eine Pause und Ihr schreibt eine weitere á 60 Minuten. Beispielsweise morgens Lernbereich 1 – Kernaufgaben der OTA und mittags dann Lernbereich 4 – rechtliche & institutionelle Rahmenbedingungen.

Insgesamt kommt Ihr so auf eine Gesamtprüfungsdauer von 6 Stunden, aufgeteilt auf zwei Prüfungstage. Zwischen diesen Tagen fand für uns kein Unterricht statt. Man könnte diese Zeit also mit dem Abitur oder auch den Prüfungen für die Mittlere Reife auf der Realschule vergleichen. Denn dort hat man zwischendrin ja auch keinen Unterricht.

Mündliche Prüfung

Vor dieser Prüfung hatten wir noch mal etwas über eine Woche Zeit um uns gründlich vorzubereiten. Theoretisch hätten wir diese Zeit auch zuhause verbringen können, um komplett alleine zu lernen. Jedoch gab es in unserer Schule spezielle Kurse von unseren Dozenten. Hierbei wurden ähnliche Prüfungen simuliert und wir besser vorbereitet.

Die mündliche Prüfung fand an einem Tag statt, abgefragt wurden jeweils aufgeteilt die Lernbereiche 1-3. Meine erste begann damals um kurz nach 10h mit Lernbereich 1 und endete gegen 14:30h mit Lernbereich 3.

Wir wurden nach und nach in die jeweiligen Zimmer zu den Prüfungen gerufen. Dort lagen Karteikarten mit jeweils einem Thema vor uns. Man konnte sich eine Karte mit einer Fragestellung ziehen. Sagt einem diese nicht zu, dann kann man noch ein mal ziehen und muss diese dann beantworten.

Ich weiß noch, dass ich bei Lernbereich 2 das Thema Magenbypass erklären musste. Eines der Themen, die ich nicht so ganz ausführlich gelernt hatte. Einfach weil man hierzu im Internet unter anderem leider auch nicht so ausführliche Materialien finden konnte.

Alles in allem habe ich aber alle Prüfungen Gott sei Dank sehr gut bestanden – auch wenn ich direkt nach der ersten mündlichen Prüfung nahezu am Ende war.

Fach- oder Hausarbeiten mussten wir nie schreiben. Lediglich für die praktische Abschlussprüfung (siehe Instrumentierprüfung) mussten wir unsere Prüfungsoperation am Tag zuvor ausarbeiten, hierbei mussten die Besonderheiten zum Patienten mit einbezogen werden.

Um diese Details zu erfahren, ist man zuvor auf Station zu dem Patienten gegangen. Dort hat man sich und sein Anliegen vorgestellt und dann ein kleines Gespräch mit geführt. Oder wie in meinem Fall: einfach die Patientenakte als Informationsquelle genutzt. Mein Patient kam leider erst am Mittag vor der Prüfung und nicht wie geplant schon morgens in die Klinik.


Das sollte nun alles zu meinen Prüfungen gewesen sein, falls Ihr noch offene Fragen habt oder etwas unverständlich ist, dann schreibt mir dies doch gerne. Ich versuche immer möglichst zeitnah zu antworten.

Habt einen guten Start in die neue Woche!

Eure franzi 🙂