Hallo Ihr Lieben!
Ich möchte Heute einfach mal die Chance ergreifen und ein sehr wichtiges Thema ansprechen. Nämlich die Vorurteile zu uns Pflegekräften – besonders OP-Pflegekräfte und OTAs. Warum das Ganze?
Nun ja. Unter anderem bekomme ich, wenn ich auf meinem Instagram-Account eine Fragerunde starte, sehr häufig Fragen gestellt, die sich eben auf gewisse Vorurteile beziehen.
Mit diesem Blogbeitrag möchte ich endlich aufklären. Vielleicht dem ein oder anderen die Augen öffnen und erklären weshalb es zu manchen Vorurteilen kommen KANN. Generell möchte ich Euch an dieser Stelle folgendes ans Herz legen: Geht bitte niemals mit Vorurteilen an irgendetwas heran. Sei es im Berufsleben, Privatleben oder sonst wo. Macht Euch bitte immer Euer eigenes Bild zu einem gewissen Thema und geht einfach nicht mit der breiten Masse. Denn dadurch kann einiges sehr verzerrt und zerstört werden, was nicht sein müsste.
So viel zu dieser kleinen Moralpredigt am Anfang. Starten wir mit den Vorurteilen, die ich öfter zu spüren bekomme oder wozu ich oft nach meiner Meinung gefragt werde.
Warum sind OP-Schwestern/OTAs immer so unfreundlich?
In dieser Frage haben wir indirekt zwei Vorurteile. In den ganzen Pflegeberufen sind Frauen zwar überwiegend vertreten, aber das heißt ja nicht gleich, dass Frauen immer unfreundlich sind und Männer nicht. Tatsächlich können auch männliche Pflegekräfte mal unfreundlich wirken.
Aber wieso wirken wir alle unfreundlich?
Nun wirkt nicht nahezu jeder, der Stress hat, unfreundlich? Sei es der Mitarbeiter im Call-Center, Busfahrer, Verkäufer oder, oder, oder. Besonders wenn dann noch ein hohes Maß an Verantwortung dazu kommt, wird dieses scheinbare Bild verstärkt.
Meist wirken wir im OP so, wenn jemand in die Nähe des sterilen Bereichs kommt oder gegen sonstige Verhaltsregeln im OP verstößt. Das kann schon mal passieren, wenn man beispielsweise noch nie im OP-Bereich war oder in ein Gespräch vertieft ist.
Seht den sterilen Bereich einfach als unser Kind an. Wir versuchen einfach nur wie eine Löwenmama unser Kind zu schützen. Seid Ihr zu nah am sterilen Bereich, dann machen wir uns in diesem Moment bemerkbar. zunächst freundlich, doch wenn es wirklich haarscharf ist, kann man sich schon mal im Ton vergeifen.
Das ist in diesem Moment in etwa genau so wie wenn das Kind droht vor ein fahrendes Auto zu laufen. Da greift man schnell den Arm des Kindes und zieht dieses zurück – eben um es zu schützen.
Manche Instrumente und Materialien haben wir nur einmal vorliegen. Wird nun aus Versehen eines dieser Instrumente unsteril, ist dies für den Patienten äußerst ungünstig. Denn dieser hat somit eine Narkose, die jedoch in diesem Moment leider nicht mehr notwendig ist. Denn ohne die notwendigen Instrumente kann man diese speziellen OPs nicht machen. Der Patient muss also zu einem späteren Zeitpunkt eine erneute Narkose für den Eingriff bekommen. Und jede weitere Narkose birgt natürlich auch ein erneutes Komplikationsrisiko.
Dies sind mögliche Gründe weshalb wir manchmal unfreundlich wirken können. Der Rest ist wie bereits oben erwähnt eine Sache des jeweiligen Charakters und natürlich auch launen- und stressabhängig.
OTAs bzw. OP-Pflegekräfte haben keine Verantwortung
Ist das so? Haben wir wirklich überhaupt keine Verantwortung? Schade, dass es wirklich Menschen dort draußen gibt, die denken, unser Beruf wäre nicht mit Verantwortung verbunden.
Dieses Vorurteil stimmt also mal sowas von überhaupt nicht. Wir tragen natürlich nicht so viel Verantwortung wie ein Arzt, aber ohne uns läuft einfach gar nichts. Wir sind für den reibungslosen Ablauf einer Operation zuständig. Dafür, dass die Instrumente und Materialien richtig und ordnungsgemäß zusammengebaut sind. Auch nach der OP wieder alles was mal “im Patienten” verwendet wurde wieder draußen ist: Stichwort Zählkontrolle.
Wir sind quasi ein Back-Up für die Chirugen, wenn diese mal nicht weiter wissen sollten oder einfach einen wichtigen Schritt vergessen. Das beste Beispiel hierfür ist eine Szene bei Greys Anatomy, wo Christina Yang als 1. Operateur bei einer Herzoperation nicht mehr weiter weiß und die Oberärztin ebenfalls nicht. Daraufhin sagt die instrumentierende OP-Schwester wie die weiteren Schritte bei eben dieser Herzoperation sind.
Tatsächlich vertrauen die Chirurgen uns oft auch einfach blind. Denn wenn diese wirklich noch jede einzelne Schraube oder auch Naht, die wir anreichen, überprüfen würden, würden sie um einiges länger brauchen für die OPs. Also ja. Wir haben sehr viel Verantwortung in unserem Beruf!
OP-Pflegekräfte stehen nur rum und warten darauf, dass man ihnen sagt was man braucht!
Nun, hierauf habe ich in der Antwort gerade eben bereits ein wenig eingegangen. Meist sind wir den Chirurgen bereits einen Schritt voraus. Sie müssen nicht immer ansagen, welches Instrument oder welche Naht sie wann brauchen. Anhand der Handhaltung erkennen wir auch ganz gut was sie als nächstes haben wollen.
Aber die Chirurgen sagen tatsächlich in ca. 70% der Zeit immer, was sie haben wollen. Das liegt aber nicht unbedingt daran, dass sie denken, wir wüssten nicht was sie bräuchten oder was sie haben wollen. Sie sagen es mehr oder weniger für sich. Um einfach für sich selbst die jeweiligen Schritte im Kopf nochmal durchzugehen. Es ist also ähnlich wie wenn jemand laut “im Kopf” rechnet.
Allerdings gibt es auch Fälle, wo man vom klassischen OP-Ablauf abweichen muss. So beispielsweise wenn die Anatomie einfach anders ist als im Lehrbuch (z.B. durch Adhäsionen = Verwachsungen, oder weil einfach nicht jede Fraktur gleich ist). Dadurch kommt es dazu, dass man hier und da improvisieren muss und andere Instumente als sonst verwendet. Wir können aber auch hier sehr gut mitdenken und die nächsten Schritte erahnen, wodurch wir meist schon das richtige Instrument in der Hand halten.
OP-Pflegekräfte sind emotionslos und abgestumpft.
Dieses Vorurteil stimmt tatsächlich teilweise. Also an dieser Stelle spreche ich einfach mal von mir. Bei mir ist es nämlich so, dass ich der Typ Fr. Kelso von Scrubs bin, wenn ich die Arbeit verlasse. Ich versuche halt einfach immer die Arbeit wirklich auf der Arbeit zu lassen und nichts mit nach Hause zu nehmen. Aber einfach auch nur, damit ich meinen Beruf noch lange ausüben kann und nicht zu einem nervlichen Wrack werde.
Natürlich gibt es auch Situationen und Schicksalsschläge von Patienten, die auch mich länger beschäftigen. Dann rede ich aber mit Kollegen, Freunden oder Verwandten (natürlich unter Berücksichtigung der Schweigepflicht) darüber und verarbeite dies so.
Generell herrscht im OP (und auch sonst im Krankenhaus) sehr viel schwarzer Humor. Das muss aber einfach auch so sein, damit man seinen Job einfach auch machen kann. Deshalb sind wir einfach so, wie wir sind und wie wir wirken 😛
OTAs haben immer was mit Ärzten!
Naja, so richtig ja und nein kann man zu diesem Vorurteil auch nicht sagen. Es ist aber auch hier wie in vielen anderen Berufen. Wie häufig hört oder sieht man in Filmen das Klischee der Sekretärin, die etwas mit ihrem Chef hat? Oder das klassische “Hochschlafen”, um einen besseren Job zu bekommen. Diese Begrifflichkeiten gibt es nicht umsonst.
Man verbringt gefühlt sein halbes Leben auf der Arbeit. Mit den Kollegen geht man durch Höhen und Tiefen, lacht und weint miteinander. Da ist es fast “natürlich” wenn der ein oder andere da ein Verhältnis miteinander hat. Im OP arbeiten wir auch sehr lange in einem kleinen Raum mit den Ärzten zusammen. Man hat dadurch auch oft ein sehr enges Verhältnis miteinander woraus bei manchen sicherlich auch mehr entstehen KANN.
Aber wie gesagt. So etwas gibt es nahezu überall wo man unter Kollegen sehr viel Zeit auf engstem Raum miteinander verbringt. Nur muss die Chemie dabei natürlich auch einfach stimmen.
Ich finde es wirklich sehr sehr schade, dass es solche Vorurteile gibt. Natürlich gibt es manchmal Situationen, wo diese vielleicht eher zutreffen, aber ich finde einfach, dass man so etwas niemals allgemein behaupten kann. Egal wo man unterwegs ist: Vorurteile sind schlecht. Wie häufig müssen sich Pflegekräfte mit Tätowierungen besonders behaupten? Weil Tattoos automatisch mit aoszialen Menschen in Verbindung gebracht werden.
Warum ist das so? Warum sind wir Menschen so? Jeder Mensch ist ein Individuum. Hat seinen eigenen Willen, Charakter und Aussehen. Wir sollten unbedingt alle Vorurteile verabschieden und uns einfach eigene Meinung zu den jeweiligen Thematiken bilden.
Fakt ist, wie in dem eben genannten Beispiel: Tätowierte Pflegekräfte können genau so gut/schlecht sein wie Pflegekräfte ohne Tattoos. Diesen einen Punkt wollte ich bei diesem Vorurteile Beitrag unbedingt noch erwähnen, auch wenn sich dieser meist nicht direkt auf die OP-Pflege bezieht.
Falls Ihr noch weitere Vorurteile zu den OP-Pflegekräften/OTAs kennen solltet, dann schreibt sie mir doch gerne hier in die Kommentare. Ich bin wirklich gespannt was es noch so gibt und würde diese dann selbstverständlich in diesem Beitrag als Update mit einpflegen. Die genannten Vorurteile sind die, die ich selbst am eigenen Leib schon zu spüren/hören bekommen habe.
So viel zu diesem Beitrag. Ich wünsche Euch noch einen schönen Abend und eine besinnliche Weihnachtszeit!
Eure franzi 🙂