Das erste Mal steril am Tisch – meine Tipps für den idealen Start

Ihr seid gerade in der Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin, ein Praktikant oder Student und habt nun die Ehre, Euch steril mit hautnah ans Geschehen zu stellen? Damit dabei nichts schief geht, möchte ich Euch im weiteren Verlauf meine Tipps für den idealen sterilen Start geben.

Die wichtigsten Grundlagen zuerst. Ich gehe an dieser Stelle davon aus, dass Ihr bereits etwas Erfahrung im OP sammeln konntet und daher nicht mehr ein “Frischling” im OP seid. Falls Ihr jedoch gerade erst mit dem Einsatz startet und doch direkt runter “zum Haken halten” sollt, dann würde ich Euch sehr meinen Beitrag zum Thema “Das erste Mal im OP” ans Herz legen. Denn man glaubt es kaum, aber man kann in viele Fettnäpfchen treten und teils gravierende Fehler begehen.

 

Grundlagen

Ihr wisst, wie Ihr Euch im OP zu verhalten habt? Nun heißt es: “Bei der OP stehst Du mit steril am Tisch!”
Wichtigste Info vorab: Vergewissert Euch, dass Ihr etwas gegessen und getrunken habt. Geht noch mal aufs stille Örtchen und kratzt Euch jetzt noch ein letztes mal wenn es irgendwo juckt. Denn gleich habt Ihr hierfür keine Möglichkeit mehr. Es sei denn, Ihr wollt Euch direkt unbeliebt machen.

Üblicherweise weiß man von Euch, dass dies Euer erster steriler Einsatz ist. Falls man dies jedoch nicht zu 100% wissen sollte, dann sagt bitte unbedingt Bescheid und fragt nach konkreten Anweisungen oder um Hilfe bei der chirurgischen Händedesinfektion.

 

Hand in Wasser
Quelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/flussig-flussigkeit-h2o-hand-821037/

Die Chirurgische Händedesinfektion

Die Ärmel solltet Ihr idealerweise hochkrempeln. Denn oftmals sind diese etwas länger und würden so nur stören oder auch im Weg sein, sodass eine ordnungsgemäße Desinfektion nicht möglich ist.

Laut neuer Regelung reicht eine Händewaschung vor Dienstbeginn und natürlich bei Verschmutzung oder nach dem Toilettengang. Vor jeder chirurgischen Händedesinfektion muss man sich also nicht mehr zwangsläufig die Hände waschen. Habt Ihr grobe Verschmutzungen unter den Nägeln, dann säubert diese unbedingt mit den vorliegenden Einmal-Nagelbürsten.

Nun kommen wir zur eigentlichen Desinfektion. Gerne auch als “steril machen” oder als “waschen” bezeichnet. Hierbei gibt es drei Etappen die in Summe mindestens 90 Sekunden, besser 3 Minuten dauern sollten:

  1. Mit der sogenannten Ellenbogen-Technik, das heißt Ihr müsst mit dem Ellenbogen auf den Spender des Desinfektionsmittels pumpen, wird nun eine großzügige Menge Desinfektionsmittel entnommen. Die Hände sind stets der höchste Punkt, sodass die Flüssigkeit über die Arme nach unten läuft und nicht über die Hände. Es ist etwas unangenehm und gewöhnungsbedürftig, wenn es einem manchmal in die Ärmel läuft.
    Ihr beginnt nun mit dem Einreiben des Desinfektionsmittels von den Händen bis hin zum Ellenbogen für ca. 30 Sekunden. Ich mache diesen Vorgang meist zwei bis drei mal je nach Zeit und um sicher zu gehen, dass ich auch alles erreicht habe.
  2. Die nächste Etappe ist von den Händen bis zu den Unterarmen in etwa bis zu der Stelle wo die Handschuhe enden würden. Dieser Vorgang sollte auch mindestens 30 Sekunden dauern. Auch diesen führe ich mindestens zwei mal durch.
  3. Zu guter Letzt fehlt noch eine ausreichende Desinfektion der Hände. Hierbei müsst Ihr ebenfalls mit dem Ellenbogen erneut ausreichend Flüssigkeit entnehmen und von den Fingernägeln bis hin zum Handgelenk alles ausgiebig desinfizieren. Jede Ecke muss benetzt sein. Daher gibt es auch spezielle “Reibetechniken”, die Euch die fachkundigen Kollegen vor Ort aber auch genau zeigen und erklären können. Dieser Vorgang sollte auch mindestens 30 Sekunden dauern und wird bei mir auch mindestens zwei Mal durchgeführt.

Ganz wichtig: Das Desinfektionsmittel muss richtig einwirken. Das bedeutet, dass Ihr erst fertig seid mit der chirurgischen Händedesinfektion, wenn Eure Haut trocken ist.

Achtet bitte auch unbedingt auf einen ausreichenden Abstand zwischen Euren nun desinfizierten Händen und Armen zu Eurem Körper. Habt Ihr etwas berührt, geht der ganze Spaß nämlich wieder von vorne los. Die Hände solltet Ihr auch ungefähr auf Brusthöhe halten. Ich empfehle eine Art “Amen” Position, jedoch mit ausreichendem Abstand zum Körper.

 

Das sterile Einkleiden

Nun ist es so weit und Ihr dürft den OP-Saal betreten. Da Ihr bereits Erfahrung im OP habt, wisst Ihr, dass Ihr die Tür ab jetzt stets nur noch mit dem Fuß-Schalter öffnen dürft – denn Anfassen ist nicht 🙂

Falls es ein Kollege nicht mitbekommen haben sollte, dass Ihr nun steril gewaschen seid, dann gebt den Kollegen einen Hinweis.

Beim ersten sterilen Einkleiden werdet Ihr als OTA-Schüler noch von den examinierten Kollegen Hilfe und genaue Anweisungen bekommen. Als “Nicht-OP-Personal” werdet Ihr in der Regel vom Instrumentierenden Kollegen eingekleidet.

 

Die Variante für OTA-Schüler:

Ihr seid die erste Person im OP-Saal, die sich nun den sterilen Kittel anzieht. Dieser liegt üblicherweise ganz oben auf dem Set, sodass Ihr ihn direkt greifen könnt. Der Kittel ist auch extra so gefaltet, dass die innenliegende Seite vor Euch liegt und Ihr diese ohne Probleme anfassen dürft.

Wichtige Information an dieser Stelle:
Eure Hände und Arme sind nur desinfiziert. Sie wurden nicht bei mehreren Hundert Grad Celsius sterilisert, also dürft Ihr ohne sterile Handschuhe zu tragen nichts weiter anfassen außer dem Kittel oder eben den Handschuhen.

 

Steriles Set mit Kittel und Tüchern für die OP
Wie Ihr hier sehen könnt, liegt der Kittel für Euch ganz oben und wartet darauf, angezogen zu werden. Ihr könnt bei diesem oberen Kittel nach links und rechts in die Falten greifen, Euch den Kittel direkt nehmen und anziehen.

Nehmt Euch also den Kittel und faltet Ihn nach den Vorgaben Eurer Praxisanleiter (und wie der Kittel es auch selbst vorgibt) auseinander. Im Normalfall klappt sich der Kittel nach unten auf, sodass Ihr den Kittel am Kragen etwas auseinander schütteln könnt. Haltet bitte etwas Abstand zum sterilen Tisch hierbei.

Nun zieht Ihr erst den einen, dann den anderen Arm in den Kittel. Mit den Händen gibt es jetzt zwei Varianten: Ihr belasst sie im Kittel, damit Ihr Euch die Handschuhe mittels Non-Touch-Technik anziehen könnt. Die zweite Variante: Euer Springer, der sowieso den Kittel von hinten schließt, greift von innen nach und hilft Euch so, die Ärmel richtig zurückzuziehen.

Zum Thema Handschuhe anziehen werde ich noch einmal einen gesonderten Beitrag schreiben. Deshalb schreibe ich an dieser Stelle einfach, dass Ihr nun die Handschuhe steril anzieht.

Nun habt Ihr an Eurem Kittel ein Schildchen – meist aus Pappe – mit zwei Bändern. Manchmal sind die Seiten sogar mit unsteril und steril beschriftet. Dann fällt es Euch auch leichter, herauszufinden, welche Seite Ihr dem Springer abgeben müsst, um den Kittel endgültig zu schließen.
Die Bänder macht Ihr am besten mit Doppelschleifen zusammen und ich drehe diese auch immer noch mal ein. Denn so gehe ich sicher, dass die Bänder nicht zu weit nach unten hängen und unbemerkt unsteril werden könnten.

 

Die Variante für Praktikanten/Studenten/Ärzte:

An dieser Stelle sei gesagt, dass der größte Teil von dem eben geschilderten Verfahren für Euch nicht gilt. Denn als Student (ich werde ab jetzt immer von Studenten sprechen, um es abzukürzen) werdet Ihr von der sterilen OP-Pflegekraft eingekleidet.

Ihr geht also ganz normal nach dem Einwaschen in Richtung OP-Pflegekraft und wartet auf weitere Anweisungen. In der Regel haben wir schon längst den Kittel in der Hand, sodass Ihr direkt hineinschlüpfen könnt. Aber erst wenn Ihr auch wirklich trocken seid! Denn bei manchen OP-Kitteln ist die Beschichtung so, dass die Sterilität bei direktem Kontakt mit Desinfektionsmitteln nicht mehr gewährleistet werden kann. Das gilt sowohl von Innen für die Händedesinfektion als auch beim Abwaschen des OP-Gebietes mit der Hautdesinfektion.

Nun habt Ihr die Anweisung zu uns zu kommen erhalten und dürft den Kittel anziehen. Seid Ihr deutlich größer als die OP-Pflegekraft, dann ist es eine nette Geste, wenn Ihr Euch zum Anziehen etwas “kleiner” macht. Geht mit den Armen voraus in die Ärmel des Kittels und wartet darauf, dass wir Euch den restlichen Kittel anziehen.

Die Arme dürft Ihr ganz leicht beugen, aber weiterhin Abstand zum Körper halten. Ihr müsst also nicht wie ein Zombie die ganze Zeit mit Ausgestreckten Armen stehen 🙂

Auch die Handschuhe werden von uns angezogen. Dazu halten wir Euch die Handschuhe so hin, dass Ihr einfach nur den jeweiligen Arm nach unten führen müsst und direkt in den Handschuh hineinrutscht. Ist doch mal ein Finger danebengegangen, dann müsst Ihr dies zunächst ignorieren.

Unterdrückt unbedingt das Verlangen nach einem Zurechtrücken des Handschuhs! Erst wenn beide Hände steril eingepackt sind, dürft Ihr den Finger richten. Je nach Situation helfen wir Euch aber auch schon vorher dabei. Nur macht es bitte nicht selbst, wenn erst eine Hand steril ist.

Wartet nun auf weitere Anweisungen von der sterilen Pflegekraft oder den Ärzten. Meist sollt Ihr beim ersten Einsatz direkt neben den sterilen Tischen stehen bleiben und warten, bis das OP-Gebiert abgedeckt ist. Dann ist es soweit und Ihr dürft endlich richtig mit steril am Tisch stehen. Dem OP-Tisch. Und nun dürft Ihr auch richtig helfen und assistieren.

Das soll als Exkurs zum Thema “Das erste Mal steril am Tisch” reichen. Ich hoffe, es ist alles verständlich erklärt und beschrieben. Tatsächlich ist es gar nicht so leicht, die einzelnen Schritte im Kopf durchzugehen und hier in dem Beitrag nieder zu schreiben. Aber ich hoffe, es ist mir doch irgendwie gelungen!

 

Ich wünsche Euch einen schönen restlichen Sonntag und einen tollen Start in die neue Woche!

 

Eure franzi 🙂

 

2 Gedanken zu „Das erste Mal steril am Tisch – meine Tipps für den idealen Start“

  1. Wirklich ein super Beitrag!
    Du hast es wirklich gut beschrieben und deine Worte bedacht und passend gewählt. 🙂
    Dadurch, wie du Die einzelnen Steps beschrieben hast, konnte ich sie mir bdlich vorstellen und vor meinem inneren Augen abspielen lassen. Das hat wirklich viel zu heißen! 🙂

    Antworten

Schreibe einen Kommentar