Besonders häufig werde ich nach den Unterschieden zwischen den Berufen OTA und CTA gefragt. Was nur die Wenigsten wissen: als ich mich 2012 für die OTA Ausbildung beworben habe, habe ich auch zeitgleich Bewerbungen für eine CTA-Ausbildung geschrieben. Ich wollte einfach auf Nummer sicher gehen, weil mir beide Berufe sehr zugesagt haben. Sowohl für die OTA-Ausbildung als auch für die CTA-Ausbildung habe ich damals Zusagen erhalten. Wie meine Entscheidung ausgefallen ist, dürftet Ihr mittlerweile wissen 😉
Da ich bereits im letzten Beitrag meine erste Gastautorin hatte, hab ich mir für diese Frage ebenfalls eine kompetente Verstärkung an meine Seite geholt. Die liebe Jule von @nursyjule hat beide Berufe gelernt und ist daher die ideale Ansprechpartnerin hierfür:
Was bedeutet CTA?
CTA ist ebenfalls eine Abkürzung und steht für Chirurgisch-Technische/r Assistent/in. Das Berufsbild wird eher der ärztlichen Seite zugeteilt und ist mit den Aufgaben eines Assistenzarztes zu vergleichen. Jedoch ohne die Befähigung, Anordnungen wie beispielsweise Medikationen durchzugeben. Man könnte den Beruf eines CTAs umgangssprachlich mit “Arztassistent” übersetzen, da man die Nische zwischen ärztlichen und pflegerischen Aufgaben bildet.
Als Zugangsvoraussetzung für die CTA-Ausbildung wird die Fachhochschulreife oder das Abitur empfohlen. Mit dem Realschulabschluss oder einem gleichwertigem Abschluss in Verbindung mit einer abgeschlossenen zweijährigen Berufsausbildung wird ebenfalls der Weg in die Ausbildung geöffnet. Die Ausbildung zum CTA dauert drei Jahre und umfasst circa 2.100 theoretische Stunden, sowie rund 2.500 Praxisstunden. Derzeit wird diese Ausbildung nur an sehr wenigen Standorten angeboten.
Als ausgebildete OP-Pflegekraft oder OTA mit zwei Jahren Berufserfahrung kann man sich für eine Weiterbildung zum CTA entscheiden. Dabei wird die Theorie in vier inhaltliche Unterrichtsblöcke zu je 20 Stunden gegliedert. In der praktischen Weiterbildung müssen die OTAs oder OP-Pflegekräfte 200 operative Eingriffe als Chirurgieassistent erfolgreich absolvieren.
In der Ausbildung kann es sein, dass man je nach Ausbildungseinrichtung ein Entgelt in Anlehnung der Operationstechnischen Assistenz-Ausbildung bekommt. Also zwischen 600 und 1100€ je nach Lehrjahr. Als ausgelernte Fachkraft kann man mit einem Bruttogehalt von ca. 3000 rechnen – es variiert natürlich je nach Erfahrung, Schichtzulagen etc. Prinzipiell sind die Berufe OTA und CTA also ähnlich bezahlt.
Aufgaben der Chrirugischtechnischen Assistenz
Der Tag als CTA beginnt morgens meistens mit einer Besprechung der stationären Patienten und einer Übergabe des diensthabenden Arztes. Darauf können die Blutabnahmen, das Legen von peripheren Zugängen, die Begleitung von Visiten und Wundverbände folgen.
Andererseits kann der Weg auch direkt nach der Besprechung in den OP gehen, sofern man zur ersten Operation eingeteilt ist. Im OP-Saal nimmt man als CTA entweder die Rolle der 1., 2. oder 3. Assistenz ein. Und hier läuft auch der erste Kontakt der beiden Berufsbilder ab.
Auf Station erfolgen ansonsten noch die üblichen Tätigkeiten, wie zum Beispiel Arztbriefe schreiben, Wundversorgungen, Aufnahmegespräche und einiges mehr.
Der zweite Weg als CTA kann auch in die Ambulanz führen, wo man die Sprechstunden begleitet und so die Ärzte unterstützt. Durch das Führen von Anamnesegesprächen und der Dokumentation sowie der Patienten- und Wundversorgung kann man den Ärzten schon viel Arbeit abnehmen. All das zählt zu den Aufgaben eines Chirurgisch-Technischen Assistenten. Der Tag endet dann meistens mit einer Röntgenbesprechung, bei der man als CTA ebenfalls anwesend ist.
OTA und CTA im OP
Mit Betreten des OP-Saales sieht man die Instrumentierende OTA schon an Ihrem Tisch die Instrumente richten oder andere sterile Materialien annehmen.
Als CTA hilft man dem unsterilen Dienst, also dem Springer, bei der Lagerung des Patienten. Denn man ist hierfür genau so verantwortlich, wie der Operateur der diese absegnet. Dementsprechend sind die präoperativen Aufgaben wie folgt: während die OTAs noch die Materialien richten und weitere Vorbereitungen treffen, beginnt man als CTA schon mit der Lagerung. Gegebenfalls werden noch Elektroden geklebt und Saugtücher, die zum Schutz des Patienten bei der Desinfektion des OP-Gebietes dienen, untergeschoben.
Im Anschluss wird der Operateur über den aktuellen Fortschritt informiert, man selbst begibt sich zum Waschplatz um mit der chirurgischen Händedesinfektion zu beginnen. Die Desinfektion des Op-Gebietes können OTA und CTA durchführen. Die Standards in den jeweiligen Kliniken können hierbei unterschiedlich sein. Bei manchen Fachabteilungen und Kliniken führt der Springer die Hautdesinfektion durch, in anderen wiederum machen es ausschließlich die Operateure oder Assistenten.
Das Abdecken des OP-Gebietes erfolgt gemeinsam als Team: Operateur (falls dieser schon anwesend ist) OTA und CTA. Mit dem OP-Beginn ist man als CTA für die Assistenz zuständig: Man hält Haken um den Situs ersichtlicher zu machen, hilft bei der Blutstillung und ist generell dafür da, den Operateur zu unterstützen.
Genauso ist es als OTA. Man sorgt durch das fachgerechte Anreichen der Instrumente für einen reibungslosen OP-Ablauf. Als OTA ist man sowohl am Tisch als auch als Springer eine wahnsinnig wichtige Person für die Unterstützung des OP-Verlaufes. Oft bekommen die Operateure die Instrumente schon in die Hand, bevor Sie diese angefordert haben. In schwierigen Situationen können oft Hinweise wie z.B.: “Sollen wir nicht die bestimmten Haken dafür aufmachen? Oder wollen wir nicht mal das und das ausprobieren?” dem Operateur helfen, einen klaren Blick zu behalten.
Geht die Operation in Richtung Wundverschluss, so wird diese in der Regel durch die Assistenz, also beispielsweise durch die CTA, durchgeführt. Wenn das letzte Pflaster geklebt worden ist, trennen sich die Wege auch fast schon wieder. Der/die Instrumentierende kümmert sich erstmal um die fachgerechte Entsorgung der Instrumente. Ein/e CTA kümmert sich um die Patientenversorgung und das Ausschleusen des Patienten.
Nach der Operation führt der Weg meist zunächst zurück auf die Station um die Zeit sinnvoll zu nutzen und weitere Aufgaben zu erledigen. Im Anschluss kann es sein, dass man für weitere Operationen eingeteilt ist, oder auf der Station für die restlichen Aufgaben bleibt.
Persönliche Meinung von Jule zu den Berufen OTA und CTA
Auch wenn sich die Tätigkeitsfelder unterscheiden, ist vor allem ein Teamwork zwischen den beiden Berufsfeldern wichtig für einen optimalen Ablauf. Persönlich kann ich sagen, wie oft ich schon froh war eine erfahrene Instrumentierende an meiner Seite zu haben, von der ich lernen kann. Andererseits bin ich als OTA oft dankbar für ambitionierte Assistenten, die eben auch mal untypische Aufgaben übernehmen und beim Anreichen helfen etc.
Die Stimmung im OP-Saal ist einfach viel besser, wenn alle Beteiligten sich freuen, miteinander zu arbeiten. Die Arbeit als CTA ähnelt natürlich mehr dem Beruf des Arztes, weshalb die Ausbildung wirklich eine gute Vorbereitung, beziehungsweise ein „Reinschnuppern“ in den Arztberuf ist.
Leider gibt es nicht viele Stellen für CTAs, da der Beruf wirtschaftlich gesehen für die Krankenhäuser wenig rentabel ist. Im Vergleich zu den OTAs ist der CTA nämlich noch unbekannter, da es diesen Beruf auch noch nicht ganz so lange gibt. Als Vergleich: die erste OTA-Ausbildung fand Ende 1990 statt, den ersten CTA-Kurs gab es erst 2006, also 16 Jahre später *. Bis heute ist die OTA-Ausbildung noch nicht staatlich anerkannt, was sich aber im kommenden Jahr ändern soll. Bei der CTA-Ausbildung wird es vermutlich noch deutlich länger dauern, bis es soweit kommt.
Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick in beide Berufsfelder geben und bedanke mich für die Möglichkeit, sie ausführlich erklären zu können.
Liebe Grüße,
Jule
*Quellen Stand 20.09.2020, 12:00 Uhr:
https://www.klinikum-tut.de/cms/upload/aktuell/Downloads/2015_09_Geschichtliche_OP_Mueller.pdf
https://www.aerzteblatt.de/archiv/70021/Nichtaerztliche-Chirurgieassistenz-Ein-neuer-Assistenzberuf-etabliert-sich