Ausbildung zur OTA – Präparate

Hallo Ihr Lieben!

Der heutige Beitrag dreht sich mal wieder um ein etwas spezielleres Thema – nämlich um Präparate. Denn diese findet man auch häufig in unserem Arbeitsalltag als OTA vor. Doch was sind überhaupt Präparate im OP? Muss man bei deren Versorgung etwas beachten? Gibt es überhaupt irgendetwas zu beachten? Die Antworten findet Ihr im weiteren Verlauf!

 

Definition

Laut Definition ist ein Präparat ein Objekt in der Anatomie, Pathologie sowie in der Mikrobiologie, welches durch bestimmte Verfahren untersucht wird. Diese dienen unter anderem zu Lehrzwecken und zur Anschauung (siehe Körperwelten). Werden Präparate von einem Arzt oder Präparator zur Weiterbearbeitung aufbereitet, so bezeichnet man diesen Vorgang als Präparation.

 

Photo by Arthur Lambillotte on Unsplash
Plastinierter menschlicher Körper z.B. bei Körperwelten
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Präparate im OP

Während manchen Operationen werden auch gewisse Proben entnommen. Diese werden anschließend zur histologischen Begutachtung ins pathologische Institut oder ins Labor geschickt. So ist es zum Beispiel der Fall bei Tumoroperationen. Jeder Tumor wird eingeschickt um festzustellen, ob man genug vom umliegenden Gewebe mit entfernt hat. So weiß man genau ob man noch mal nachresezieren, also nachschneiden, muss.

Auch wird hierbei genau festgestellt, um welche Art Tumor es sich handelt, also beispielsweise ob der Tumor gut- oder bösartig ist. Daraus wird dann geschlossen, wie die weitere Behandlung des Patienten aussehen sollte.

Diese histologischen Präparate werden auch Schnittpräparate genannt. Sie werden durch bestimmte Verfahren beispielsweise eingefärbt, eingefroren und in viele kleine Scheiben geschnitten. So können die Präparate gründlich im Mikroskop begutachtet werden.

Bei den Präparaten unterscheidet man zwischen Schnellschnitt, Eilschnitt, normaler Histologie, Abstrichen und Mikrobiologie.


Schnellschnitt

Dieses Präparat muss sofort, unverzüglich nach dem OK des Operateurs an die Pathologie weitergegeben werden. Dabei muss man darauf achten, dass das Präparat vor dem Austrocknen geschützt wird – hierfür sollte man z.B.
Ringer oder Kochsalz verwenden. Jedoch nicht zu viel! Das Gewebe darf lediglich mit den eben genannten Flüssigkeiten benetzt sein.

Von Formalin ist an dieser Stelle abzuraten. Es führt dazu, dass das Präparat fixiert und gehärtet wird und nicht im originalen Zustand verbleibt. Das Pathologische Institut sollte binnen einer Stunde eine Rückmeldung zu dem jeweiligen Schnellschnitt geben.

 

Eilschnitt

Ein Eilschnitt ist zunächst so zu behandeln wie ein ganz normales Präparat.
Das bedeutet, dass das Gewebe mit Formalin behandelt wird. Es muss jedoch so bald wie möglich zur Untersuchung in die Pathologie gebracht
werden. Wenn man so will ist ein Eilschnitt also ein Schnellschnitt, nur dass dieser eben fixiert werden darf.

 

Normale Histologie/ Präparate

Die normale histologische Untersuchung wird immer mit Formalin fixiert. Dabei unterscheidet man jedoch, ob man mit einer 5-prozentigen oder 10-prozentigen Lösung fixiert. Bei uns verwenden beispielsweise alle Fachbereiche, bis auf die Neurochirurgie, 5% Formalin. Weiteres zum Formalin könnt Ihr weiter unten erfahren.

Das Präparat wird hierbei, sobald der sterile Dienst Zeit hat, an den Springer abgegeben und in ein passendes Gefäß mit der eben erwähnten Flüssigkeit gegeben. Je nach Präparat wird dieses jedoch vorher noch vom unsterilen Dienst eröffnet. So ist dies beispielsweise der Fall bei einer Darmoperation oder bei der Entfernung der Gallenblase.

Bei der einer Cholezystektomie “CHE” (Gallenblasenentfernung) wird das Präparat deshalb aufgeschnitten, um zu sehen ob und wie viele Steine vorhanden sind. Diese bekommt der Patient ausgehändigt, es sei denn er möchte sie nicht haben. Grundsätzlich ist nämlich alles, was nicht zur histologischen Sicherung geht Patienteneigentum!

 

Desweiteren werden im OP auch andere Proben entnommen:

 

Photo by Louis Reed on Unsplash
Photo by Louis Reed on Unsplash

 


Mikrobiologische Präparate

Als Mirkobiologie wird Gewebe, aber auch Flüssigkeiten und Sekrete eingeschickt. Hierbei wird jedoch nicht überprüft, ob es sich bei den Proben um Tumorgewebe handelt, sondern ob beispielsweise Keime nachweisbar sind. Die Proben werden in kleine Gefäße oder Röhrchen gegeben und dann meist während oder am Ende des Arbeitstages ins Labor zur Untersuchung geschickt.

Wird Gewebe entnommen, so muss dies durch die Zugabe von Ringer- oder Kochsalzlösung vor dem Austrocknen geschützt werden. Bei nahezu jeder Revisionsoperation werden solche Proben entnommen – beispielsweise wenn der Patient eine Hüftprothese hat und diese aufgrund eines Infektes entfernt werden muss.

Da bei solchen Operationen gerne mehrere Präparate entnommen werden, ist es ratsam, sich ein System zu überlegen wie man sie nicht verwechseln kann. Dies kann beispielsweise durch eine Durchnummerierung mithilfe eines sterilen Stiftes erfolgen, oder aber durch die Verwendung von mehreren Kompressen die man sich der Reihe nach hinlegt. In der Regel sollte sowieso für jede Probe eine neue Kompresse verwendet werden, um eine Verfälschung zu vermeiden.

 

Abstriche

Abstriche werden ebenfalls wie die Mikrobiologie (=Mibi) behandelt. Das heißt sie werden ebenfalls überwiegend bei Revisionsoperationen entnommen, wobei es heutzutage mehr Mibis als Abstriche sind. Ein Abstrich besteht aus einem Wattestäbchen und einem dünnen Röhrchen, welches bereits mit einer Flüssigkeit gefüllt ist.

Wichtig ist, dass Ihr keinesfalls den Teil mit dem Handschuh oder sonst irgendetwas berührt, welches ins Röhrchen kommt. Der Abstrich wird also aus der Verpackung genommen, direkt in das jeweilige Gebiet gestrichen und kommt dann unverzüglich in das Röhrchen.

Jede weitere Art von Berührung des Stäbchens führt zu einer Kontamination und damit zur Verfälschung des Ergebnisses.

 

Abstrichröhrchen
Dies ist ein sogenannter Abstrich. Wie Ihr sehen könnt, befindet sich in der sterilen Verpackung ein Röhrchen und ein “Wattestäbchen”. Dieses Stäbchen muss aus der Verpackung mit einer Klemme entnommen werden und direkt in das jeweilige Gebiet streichen. Im Anschluss wird das Stäbchen in das beigefügte Röhrchen gegeben.

 

Umgang mit Präparaten

Wie eben bereits erklärt, ist es wichtig direkt zu klären, um welche Art Präparat es sich handelt. Desweiteren ist die Beschriftung von großer Bedeutung. Gibt es mehrere Präparate, so ist es wichtig zu klären was was ist. Gerade bei einer Lymphknotenentfernung gibt es beispielsweise direkt viele Präparate. Der jeweilige Chirurg kann sich nicht immer bei einer längeren Operation merken was er wann und wo entfernt hat.

Daher seid Ihr an dieser Stelle als eine Art “Sekretär/in” gefragt. Aber die Präparate sollten sowieso auch in Eurer Dokumentation festgehalten werden. Wie heißt es immer so schön? Doppelt hält besser! Wir hatten beispielsweise schonmal den Fall, dass auf den Überweisungen oder den Scheinen für die Pathologie die Präparate und deren Anzahl falsch beschriftet waren. Durch Eure Dokumentation kann man dann besser nachvollziehen wo beispielsweise der Fehler unterlaufen ist.

 

Mikroskop Photo by Michael Longmire on Unsplash
Photo by Michael Longmire on Unsplash

 


Fixation der Präparate

Weiter oben habe ich schon mehrfach den Begriff “Formalin” und “fixieren” verwendet. Doch was hat es genau damit auf sich?
Grundsätzlich werden die Präparate fixiert, damit man sie besser untersuchen kann. Das Ziel der Fixation ist demnach das Bewahren eines natürlichen Zustandes der Zellen und des Gewebes. Man kann die Präparate auf unterschiedliche Art fixieren, beispielsweise mit Alkohol oder durch Einfrieren.

 

Formalinfixation

Formalin, unter anderem auch bekannt als Formaldehyd, Formol oder Methanal, ist eines der gebräuchlichsten Fixationsmittel. Es verhindert die Autolyse (Selbstauflösung abgestorbener Körperzellen) und Fäulnis. Ein weiterer Vorteil ist das rasche und gleichmäßige Eindringen ins Gewebe. So können die Präparate in allen Größen in toto (also komplett) fixiert werden und in dieser Lösung für eine gewisse Zeit verweilen.

Im Anschluss an die Fixation mit Formalin können die meisten gebräuchlichen Imprägnations- und Färbemethoden zur histologischen weiterbearbeitung durchgeführt werden.

Wenn man Formalin ohne jegliche Schutzmaßnahmen verwendet, kann dies jedoch eine Schädigung der Nasenschleimhaut oder eine Dermatitis (also entzündliche Hautreaktion) verursachen. Daher bei der Verwendung stets Handschuhe tragen, sich den Dämpfen der Lösung so kurz wie möglich aussetzen und einen Mundschutz tragen. Die Fixation mit Formalin muss auf dem Gefäß mit dem Präparat gekennzeichnet werden!

 

Gefriermethode

Durch die Verwendung von flüssigem Stickstoff kann nur wenig Material schockgefroren werden. Dafür wird das zu fixierden Präparat würfelförmig zerkleinert. Nur so kann das Gewebe gleichzeitig gefroren werden.

 

Ich denke das sollte erst mal zum Thema Präparate im OP und deren Umgang reichen. Falls Ihr dennoch irgendwelche offenen Fragen haben solltet, könnt Ihr diese selbstverständlich jederzeit stellen.

 

Habt einen schönen Abend!

 

Eure franzi

 

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Praxisphase in der OTA Ausbildung – Orthopädie/ Unfallchirurgie

Unfallchirurgie/Orthopädie franzis-blogstory.schreibnacht.de

Nachdem ich unter meinem letzten OTA-Post nach Berichten aus der Praxisphase während meiner Ausbildung gefragt wurde, möchte ich dem nun nachkommen. Die letzten Posts waren ja alle von der Theorie geprägt, daher kommt nun etwas aus der Praxis.

Mein erster Einsatz während der Ausbildung war in der Orthopädie. Diese ist aber in vielen Kliniken auch mit der Unfallchirurgie kombiniert. Für mich war diese Abteilung zugegebenermaßen ein kleiner Schock. Da dies meiner Meinung nach für die erste Praxisphase ein zu großes Fachgebiet ist und man sich ja auch erst mal an die ganzen Gegebenheiten gewöhnen muss.

In der Orthopädie / Unfallchirurgie muss man die meiste Zeit schwere Bleischürzen als Schutz vor den Röntgenstrahlen tragen. In diesen Fachgebieten findet Ihr seitens der Chirurgie mit die meiste Röntgenbelastung vor. Des weiteren wird hier viel “gebrutzelt” – also sehr viel mit der Hochfrequenzchirurgie gearbeitet. Deshalb ist es vom Geruch her auch noch mal äußerst gewöhnungsbedürftig. Auch ist der Geräuschpegel hier relativ hoch. Die Handwerker unter Euch werden es ja selbst von zuhause kennen. Bohren, hämmern, sägen – all das ist eben etwas lauter als man es sonst aus dem Alltag kennt.

Im nachhinein liebe ich jetzt die Orthopädie/ Unfallchirurgie. Gerade der handwerkliche Aspekt und die Tatsache, dass es nicht nur diesen einen Lösungsweg zur Behandlung einer Fraktur gibt, macht dieses Gebiet sehr spannend. Je nachdem wie komplex der jeweilige Bruch ist, muss der Operateur auch mal innehalten und kurz überlegen wie er diesen am besten versorgen kann.

Unfallchirurgie/Orthopädie 
Anatomie Becken
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Hierbei werden auch wir gerne mal mit einbezogen, da wir schließlich nicht immer nur mit ein und demselben Operateur und in nur einem Fachbereich zusammenarbeiten, sondern mit mehreren. Dadurch kann man auch mal wertvolle Ideen mit einbringen und eine optimale Versorgung gewährleisten.

Nach jeder Praxisphase wurden wir in der Ausbildung von unserer Klassenlehrerin gefragt, wie es war und ob es irgendwelche Besonderheiten gab. Ich weiß heute noch was meine Antwort war: “Dieser Fachbereich ist nichts für mich. Es ist viel zu laut!”

Heute kann ich über diese Aussage nur schmunzeln. Aber wenn man frisch von der Schule kommt und die “Baustellen-Geräusche” in diesem Maße einfach nicht kennt, dann steht für einen die Welt einfach erst mal Kopf. Wer hätte damals gedacht, dass ich genau in diesem Bereich meine Abschlussprüfung absolvieren werde?

Die häufigsten / wichtigsten Eingriffe in der Orthopädie / Unfallchirurgie

Einer der Eingriffe, die Ihr mit am häufigsten während der Praxisphase vorfinden werdet, ist die Osteosynthese. Diese lässt sich in verschiedene Varianten unterteilen – genauer gehe ich aber in einem anderen Post drauf ein, da dieser sonst zu lang und detailliert werden würde:

ORIF – Offene Reposition, innere Fixation. Dies kann beispielsweise eine Verplattung sein, oder aber auch nur Schrauben ohne Platte. Die Fraktur wird bei diesem Verfahren also freigelegt und offen – also mit größerer Wundfläche – wieder in die physiologische Stellung gebracht und fixiert.

CRIF – geschlossene Reposition, innere Fixation ist das Pendant hierzu. Das jeweilige Gebiet wo die Fraktur ist wird hierbei nicht eröffnet. Mit kleinen “Metallstäben”, sogenannten K-Drähten, kann der Bruch von innen geschient werden und so zusammen heilen.

Marknagel – dies ist ein dickerer “Metallstab”, der den Bruch von Innen schient. So beispielsweise wenn man sich den “oberen Teil” des Oberschenkels (Femur) gebrochen hat. Also eine pertrochantäre Femurfraktur.

Dynamische Hüftschraube – diese wird ebenfalls bei der eben erwähnten Fraktur angewandt. Es ist eine Kombination aus Schraube und Platte, wobei die Schraube die Möglichkeit hat zu “gleiten”. Somit kann eine dynamsiche Kompression herbeigeführt werden.

Fixateur Extern – hierbei werden mindestens 2 sogenannte Pins, also wieder dickere Metallstäbe von außen in den gebrochenen Knochen geschraubt. Diese werden dann untereinander mit anderen Stäben, zum Beispiel aus Carbon, miteinander verbunden. So entsteht von außen ein kleines “Gerüst”.

Dann gibt es da natürlich auch noch die innere Fixation an der Wirbelsäule. Hierbei werden ebenfalls Schrauben in die jeweiligen Wirbelkörper gebracht und dann nochmal mit Stäben stabilisiert.

Grundtisch für den Einbau einer Knieprothese
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Grundtisch für den Einbau einer Knieprothese

Endoprothetik

Diesen Bereich werdet Ihr im Rahmen der Praxisphase in der Orthopädie ganz genau kennenlernen. Im Prinzip können überall die Gelenke künstlich ersetzt werden, wenn diese beispielsweise im Alter verschleißen.

So gibt es mit am häufigsten die Hüftendoprothese, die Knieprothese, Schulterprothese, aber auch an den Fingern, Sprunggelenk oder dem Ellenbogen kann man eine Prothese implantieren.

Arthroskopie

Arthroskopie kommt aus dem griechischen von arthros = Gelenk und skopein = beobachten/ spähen, also optisch sichten. Wortwörtlich kann man dies mit “Gelenkspiegelung” übersetzen. Mit diesem Eingriff ist gemeint, dass man ein Gelenk mit einer kleinen Optik (Endoskop) unter Auffüllung einer Flüssigkeit – meistens Ringer oder Kochsalz, begutachtet. Je nach Indikation werden dann beispielsweise Knorpelschäden behandelt.

Eine Arthroskopie könnt Ihr prinzipiell bei jedem Gelenk durchführen. Meist sind dies jedoch das Kniegelenk oder die Schulter. Bei uns an der Klinik wird so seltener das Sprunggelenk untersucht, die Hüfte und das Handgelenk höchstens einmal im Jahr.

Das soll fürs erste reichen. Ich werde demnächst nochmal genauer auf die Unfallchirurgie und Orthopädie eingehen.

Für Fragen stehe ich selbstverständlich zu jeder Zeit zur Verfügung!

Habt einen schönen Abend und vor allem ein schönes Wochenende!

Eure franzi 🙂