Pille abgesetzt – meine Erfahrung

Blister einer Antibabypille. Photo by Simone van der Koelen on Unsplash

Hallo Ihr Lieben,

heute möchte ich mit Euch meine Erfahrungen zum Thema „Pille abgesetzt“ mitteilen. Ob ich sie wieder nehmen würde oder ob ich es bereue sie abgesetzt zu haben, könnt Ihr jetzt im weiteren Verlauf lesen:

 


Die Antibabypille

Die Pille ist ein sogenannter Ovulationshemmer, der den Eisprung verhindern soll und so als Verhütungsmittel vor einer Schwangerschaft dient. Durch das Ausbleiben der Ovulation, also des Eisprungs, kann keine Eizelle aus dem Eierstock freigegeben werden. Somit liegt kein befruchtungsfähiges Ei vor und eine Empfängnis ist nicht möglich.

Durch die weiblichen Hormonen Östrogen und Gestagen in der Pille wird diese Wirkung erziehlt. Zusätzlich sorgt die Pille dafür, dass der Schleim in der Gebärmutter dicker und zähflüssiger wird. So können Spermien in den Uterus nicht eindringen und eine Schwangerschaft als Folge haben.

Es gibt folgende Varianten der Pille: – Kombinationspille: Einphasenpille, Zwei- und Dreiphasenpille – Minipille (östrogenfreie Pille)

 

Einphasenpille

Hier ist in jeder Tablette die gleiche Menge an Östrogen und Gestagen enthalten. Täglich wird, in der Regel über 21 Tage, das Präparat eingenommen. Im Anschluss wird die Einnahme für sieben Tage pausiert. Meist kommt es innerhalb dieser Unterbrechung zu einer Art Monatsblutung. Während dieser Pause besteht weiterhin der Schutz vor einer Schwangerschaft. An Tag acht wird wieder mit der Einnahme der Pille aus einer neuen Packung begonnen.

Manche Einphasenpillen kann man auch ohne Unterbrechung durchnehmen. Durch Packungen mit 28 Tabletten, wobei 7 andersfarbig sind, sollen sie einem Einnahmefehler entgegen wirken.

Blister einer Antibabypille. Photo by Simone van der Koelen on Unsplash
Blister einer Antibabypille. Photo by Simone van der Koelen on Unsplash


Zwei- und Dreiphasenpille

Diese Präparate haben für die erste und zweite Zyklushälfte unterschiedliche Zusammensetzungen der weiblichen Hormone von Östrogen und Gestagen in einem Blister. Die Einnahme ist hier ganz genau vorgegeben. Die Pillen müssen also unbedingt in der richtigen Reihenfolge eingenommen werden! Sonst ist eine sichere Wirkung ungewiss!

 

Minipille

Die Minipille enthält ausschließlich das Hormon Gestagen. Es handelt sich also um ein östrogenfreies Präparat, welches recht niedrig dosiert ist. Sie bewirkt dass der Schleim des Gebärmutterhalses sich nicht verflüssigt. Er dickt also ein. Dadurch können die Spermien in die Zervix nicht eindringen.

 

Vor- und Nachteile der Pille

 

Vorteile der Antibabypille:

  • Hohe Sicherheit (fast 100%)
  • Wirksam gegen Menstruationsbeschwerden (Dauer, Stärke) und Zyklusstörungen
  • Wirksam bei Akne


Nachteile der Antibabypille:

  • tägliche Arzneimittelbelastung
  • Erhöhtes Risiko an Durchblutungsstörungen und Herz-Kreislauf-Störungen (Thrombose, Herzinfarkt, Schlaganfall)
  • diverse Nebenwirkungen (Gewichtszunahme, Müdigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen, verminderte Lipido, Spannungsgefühl in den Brüsten, vaginale Infektionen uvm.)


Meine Erfahrung mit der Pille

So viel zu den Fakten über die Pille. Ich selbst habe die Pille fast 10 Jahre lang eingenommen. Ohne mir großartige Gedanken zu machen. Doch die Nebenwirkungen habe ich auch schon recht früh zu sprüren bekommen.

Nach Beginn der Einnahme habe ich ca. 5 Kilo zugenommen. Meine erste Pille wurde leider nach ca. 3-4 Jahren aufgrund der Zusammensetzung vom Markt genommen. Ich hatte diese bis dahin sehr gut vertragen. So musste ich gezwungenermaßen auf eine andere wechseln.

Mit der einen „neuen“ Pille habe ich weitere 2 Kilo zugenommen und meine Haut war zunehmen fettiger und auch meine Haare musste ich deutlich häufiger waschen. Desweiteren habe ich durch diese Pille starken Haarausfall bekommen – was ich natürlich ganz und gar nicht schön fand.

Also habe ich das Präparat wieder gewechselt. Meine Haut besserte sich und auch die Haare fielen mir nicht mehr aus. Aber ich litt zunehmend an Stimmungsschwankungen. Da ich mich jedoch inmitten in der Ausbildung befand habe ich mich zunächst dazu entschlossen, die Pille weiter zu nehmen. Bei uns konnte man leider nicht einfach – im Falle einer Schwangerschaft – in einem anderen Kurs wechseln, da es meine Ausbildung nur alle 3 (jetzt alle 2) Jahre gibt.

 

Pille abgesetzt

So kam es dazu, dass ich mich vor 1,5 Jahren dazu entschieden habe, die Pille abzusetzen. Ich wollte meinen Körper einfach nicht weiter unnötig Hormone zuführen. Kurz nachdem ich die Pille abgesetzt habe, haben sich bereits erste Veränderungen bemerkbar gemacht: Akne.

Zuletzt hatte ich in der sechsten Klasse mit Akne zu kämpfen. Mit der Zeit wurde diese besser und durch die Einnahme der Antibabypille mit 15 hatte ich eine Haut, die nahezu einem Babypopo glich. Nachdem ich die Pille absetzte, habe ich quasi die Pubertät wieder nachgeholt. Erst jetzt, wo ich dieses Medikament schon seit anderthalb Jahren nicht mehr nehme, beruhigt sich meine Haut so langsam . Hier und da habe ich mal (mehr) Pickel, aber im Großen und Ganzen ist es vertretbar.

Doch nachdem ich die Pille abgesetzt habe, sind noch zwei weitere Sachen bei mir aufgetreten. So habe ich beispielsweise meine Regel erst nach 8 Monaten bekommen. Natürlich war ich schon vorher beim Frauenarzt um die Gründe meiner Amenorrhoe prüfen zu lassen. Wenn die Regel nach dem Absetzen der Pille bis zu 6 Monate ausbleibt, gilt dies noch als normal, aber spätestens dann sollte man einen Arzt aufsuchen.

Mein Frauenarzt hat natürlich direkt die entsprechenden Untersuchungen eingeleitet, indem er meine Blutwerte zur Überprüfung ins Labor schickte und auch einen vaginalen Ultraschall vornahm. Die vorläufige Diagnose lautete daraufhin PCOS, also Polyzystisches Ovarialsyndrom. Auf dem Ultraschallbild zeigte mir mein Arzt, dass meine Eierstöcke quasi mit einer Perlenkette aus Zysten eingehüllt sind. Diese Zysten sind aber eigentlich unreife Eizellen, die sich in sogenannten, nun vergrößerten, Follikeln befinden.

Desweiteren ergaben die Laborwerte, dass ich eine Hypothyreose, also eine Schilddrüsenunterfunktion habe. Zusätzlich hierzu habe ich auch noch eine Hashimoto diagnostiziert bekommen. Vorher habe ich davon noch nie etwas gehört/bemerkt. Denn bei den Betriebsärztlichen Untersuchungen wurden dies Schilddrüsenwerte unter Einnahme der Pille ebenfalls überprüft und waren unauffällig. Mit der Antibabypille habe ich mich also quasi die letzten Jahre unbewusst selbst therapiert.

Nun hatte ich also einen TSH, der mehr als das Vierfache erhöht war und habe zwar die eine Pille abgesetzt, darf aber dafür für mein restliches Leben eine andere nehmen. Alles nur aufgefallen, weil ich die Pille abgesetzt habe.

So sehen meine Schilddrüsentabletten aus. Eingestellt bin ich auf 75 Mikrogramm. franzis-Blogstory.schreibnacht.de
So sehen meine Schilddrüsentabletten aus. Eingestellt bin ich auf 75 Mikrogramm. OTA-franzi.de


Würde ich die Pille wieder absetzen?

JA! Fast 10 Jahre lang habe ich mir immer wieder Hormone zugeführt ohne mir großartige Gedanken darüber zu machen. Nach 1,5 Jahren wo ich die Pille nun nicht mehr nehme, kann ich sagen, dass ich ganze zwei mal meine Regel hatte. Aktuell seit 5 Monaten jedoch wieder ohne. Und nein ich bin nicht schwanger. Denn mit PCOS ist die Chance schwanger zu werden um ein vieles geringer als ohne. Aber nicht gänzlich unmöglich!

Meine Schwester hatte die Einnahme ca. ein Jahr vor mir abgebrochen. Bei ihr kamen dadurch zwar keine anderen Erkrankungen zum Vorschein, so wie bei mir. Aber auch sie würde die Antibabypille nicht erneut einnehmen. Nach 2,5 Jahren hat sich bei Ihr nun so langsam ein normaler Zyklus eingestellt. Vorher hatte sie lediglich alle vier Monate ihre Regel.

Klingt ja eigentlich ganz cool. Ist es aber nicht. Man denkt sich nämlich ständig: bin ich schwanger? Kommen sie heute/morgen/übermorgen? Habe ich für den Notfall etwas dabei? Das ist eine ganz schöne Menge Stress. Und Stress wirkt sich leider auch nicht positiv auf den weiblichen Zyklus aus.

Ich habe sie gefragt, ob sie euch auch kurz ihre Erfahrungen schildern mag und sie hat natürlich direkt „ja“ gesagt.

 

Daher gehört der nächste Absatz ihr:

Hallo zusammen 😉 Wie meine Schwester Euch schon mitgeteilt hat, bin ich nun seit 2,5 Jahren endlich wieder in meinem Zyklus drin. Jedenfalls ist es das erste Mal seit dem Absetzen, dass ich meine Tage auf aufeinanderfolgenden Monaten bekommen habe. Das bedeutet: Mein Körper hat fast drei Jahre gebraucht, um ca. 10 Jahre Hormoneinnahme zu verarbeiten. Was – in meinen (nicht medizinisch bewanderten) Augen – verständlich ist. Jahrelang habe ich meine Gebärmutter ausgetrickst, meinen Körper betrogen, ihn vollkommen verwirrt und unter Stress gesetzt. Denn jede erzwungene Zyklus-Pause muss einer Tortur geglichen haben und so ging es mir später auch. Gerade in dem letzten Pillenjahr wurde ich während meiner Menstruation von nächtlichen Schweißausbrüchen heimgesucht. Ich fühlte mich einfach schlecht und nach einigen Recherchen, bin ich dann den Schritt gegangen, die Hormone abzusetzen. Und ja: Auch ich bereue es nicht. Im Gegenteil, ich würde meinem früheren Ich sogar abraten, diese zu nehmen.

Nach dem ich die Pille abgesetzt habe, hatte ich ebenfalls mit Gewichtsschwankungen und Hautproblemen zu kämpfen. Mein Zyklus kam im ersten Jahr halbjährlich, dann quartalsweise und vor Kurzem hat er dann von alle zwei Monate in monatlich gewechselt. Ein tolles Gefühl, denn obwohl meine Testergebnisse unauffällig waren, hatte ich ständig ein ungutes Gefühl. Aber weshalb mein „Nein“ zur Pille derart laut geworden ist, liegt an folgendem: Ich fühle mich anders. Während der Hormonzufuhr hatte ich Stimmungsschwankungen – ich konnte von „Himmelhoch jauchzend“ zu „zum Tode betrübt“ innerhalb von Minuten wechseln. Auch fühlte ich mich schwach, antriebslos – obwohl ich in all den Jahren viel geschafft habe und vielseitig interessiert bin. Aber ich brauchte einfach länger, meinen Schweinehund zu bekämpfen und fühlte mich nicht komplett. Seitdem ich die Pille nicht mehr nehme, bin ich ausgeglichener, strotze vor Energie und einfach glücklich. Da frage ich: War ich all die Jahre ein anderer Mensch?

Aber natürlich heißt „Absetzen“ nicht, dass ich jetzt fahrlässig mit dem Ganzen umgehe. Es gibt einige Alternativen, wie meine Schwester euch nun erklären wird.

 

Verhütungsmethoden ohne Hormone

Kondome <a href="https://www.freepik.com/free-photos-vectors/mockup">Mockup psd created by zlatko_plamenov - www.freepik.com</a>
Kondome gibt es in vielen verschiedenen Varianten. Bild: Mockup psd created by zlatko_plamenov – www.freepik.com


Es gibt mittlerweile viele weitere sichere Verhütungsmethoden. Die bekannteste ist sicherlich das Kondom. Ich denke, dazu muss ich nicht besonders viel sagen. Man kann die Verwendung eines Kondoms auch mit anderen Methoden kombinieren um eine größere „Sicherheit“ zu erhalten – aber bitte keine zwei Kondome auf einmal nehmen.

Als Ergänzung gibt es beispielsweise Verhütungsgels/-zäpfchen, die unter anderem, den pH-Wert in der Vagina herabsetzen. Dadurch sind Spermien in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt und nicht mehr voll funktionsfähig. Andere Präparate bestehen nicht aus Milchsäure, sondern aus Spermizid. Dieses soll Spermien gezielt abtöten.

Eine weitere Möglichkeit ist der Koitus interruptus. Hierbei kommt der Partner außerhalb der Vagina. Jedoch ist dies keine sichere Verhütungsmethode! Denn wer kennt ihn nicht? Den „Glückstropfen“?

Das Messen der Temperatur ist ebenfalls eine zusätzliche hormonfreie Verhütungsmethode. Und bestimmt auch die günstigste. Denn hierfür benötigt man theoretisch nur ein Fieberthermometer. Die jeweilige Temperatur kann man dann entweder in einen speziellen Computer oder aber in eine App eintragen, die einem dann die „gefährlichen Tage“ berechnen. Man kann es auch ganz ohne Technik machen, denn viele Frauenärzte und Apotheken haben wohl spezielle Temeraturkurven vorliegen.

In speziellen, zum Teil kostenlosen, Zyklus Apps kann man auch unabhängig von der Temperatur unterschiedliche Parameter eintragen. So zum Beispiel Dauer und Stärke der Menstruation Gewicht, Größe, Emotionen/Gefühle, sportliche &amp; sexuelle Aktivitäten uvm. eingeben. Dadurch berechnet die Programme einem die fruchtbaren Tage, an denen man bestenfalls keinen oder aber zusätzlich geschützen Geschlechtsverkehr haben sollte. Hierbei ist ein relativ regelmäßiger Zyklus jedoch wichtig – also nichts für mich.

Eine weitere hormonfreie Verhütungsmethode sind die Kupferspirale oder die Kupferkette. Das Einsetzen soll, wie man mir berichtet hat, jedoch sehr schmerzhaft sein. Die Oberfläche der Gebärmutterschleimhaut wird durch das Kupfer verändert und eine Schwangerschaft somit vermieden. Sie gelten neben der Pille mit als sicherste Verhütungsmethoden. Die Kupferspirale kann drei bis fünf Jahre in der Gebärmutter verbleiben.

Das waren meine Erfahrungen rund um die Pille. Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Nehmt Ihr die Pille noch oder habt Ihr auf eine hormonfreie Verhütungsmethode gewechselt?


Ich wünsche Euch einen schönen Start in die neue Woche!

Eure franzi 🙂

 

 

Quellenangaben (Zugriff am 21.07.2019): https://www.familienplanung.de/no_cache/verhuetung/verhuetungsmethoden/pille-und-minipille/pille/
https://www.frauenarzt-in-koeln.de/frauenheilkunde/verhuetung/11-verhuetung-ohne-hormone https://www.profamilia.de/themen/verhuetung.html

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Die Schilddrüse – Anatomie und Chirurgie

Die Schilddrüse, gemalt von der lieben Carrie von carries_anatomy. Ihr findet Sie auf Instagram, sie selbst hat auch einen Shop, wo man sich anatomische Kunstwerke wie dieses kaufen kann! Von unten nach oben: Trachea (blau-weiße Ringknorpel), Lobus dexter (rechter Schilddrüsenlappen)-Isthmus-Lobus sinister (das große, rosafarbene schmetterlingsförmige Gebilde in der Mitte), in rot zu sehen ist die Kehlkopfmuskulatur. Direkt darüber in blau liegt der Schildknorpel (Cartilago thyroidea), die weiße Struktur darüber ist die Membrana thyrohyoidea und als letztes in beige hätten wir da noch das Zungenbein (Os hyoideum).

Hallo Ihr Lieben,
heute möchte ich mit der Schilddrüse in einen anderen Lernbereich aus der OTA Ausbildung einsteigen. Zuletzt sind wir lediglich auf die Lernbereiche I und III eingegangen. Achtung, dies wird ein längerer Post, weil ich gerne alles auf einen Blick aufgeführt haben möchte! Dieser Post enthält Werbung (aufgrund der verwendeten Bilder).

Warum beginne ich mit der Schilddrüse und nicht ganz am Anfang des Verdauungstraktes mit dem Mund? Nun, zum einen, weil ich auf den Bereich rund um den Mund separat eingehen möchte, zum anderen, weil die Schilddrüse ein beliebtes Prüfungsobjekt ist.

Außerdem wurde bei mir vor rund einem halben Jahr eine Schilddrüsenerkrankung festgestellt, welche nur durch das Absetzen der Pille bekannt wurde. Falls Ihr zu diesem Thema mehr Informationen haben möchtet, dann gebt mir doch gerne eine kurze Rückmeldung!


Anatomie der Schilddrüse

Die Schilddrüse, auch bekannt als Glandula thyreoidea, ist ein kleines schmetterlingsförmiges Organ an der vorderseite des Halses. Sie ist ein wichtiger Bestandteil für die Regulation hormoneller Vorgänge in unserem Körper. Als gesundes Organ bringt die daumengroße Schilddrüse ca. 20-30 Gramm (Frau-Mann) auf die Waage.

Lage der Schilddrüse

Sie liegt in der Regel im vorderen Bereich des Halses, direkt unterhalb des Schildknorpels des Kehlkopfes, und besteht aus zwei Hauptlappen. Diese sind durch eine Gewebsbrücke, dem sogenannten Isthmus, vor der Luftröhre (Trachea) miteinander verbunden. Aufgrund der embryonalen Veranlagerungen, die weiter höher im Hals liegen, kann es zu Lageanomalien kommen.

Die Schilddrüse befindet sich im unmittelbaren Kontakt zu den Strukturen, die für die Sprach- und Stimmbildung erforderlich sind: Den Stimmbandnerven, die aus dem 10. Hirnnerv – dem Nervus vagus – entspringen.

Die Schilddrüse, gemalt von der lieben Carrie von carries_anatomy. Ihr findet Sie auf Instagram, sie selbst hat auch einen Shop, wo man sich anatomische Kunstwerke wie dieses kaufen kann! Von unten nach oben: Trachea (blau-weiße Ringknorpel), Lobus dexter (rechter Schilddrüsenlappen)-Isthmus-Lobus sinister (das große, rosafarbene schmetterlingsförmige Gebilde in der Mitte), in rot zu sehen ist die Kehlkopfmuskulatur. Direkt darüber in blau liegt der Schildknorpel (Cartilago thyroidea), die weiße Struktur darüber ist die Membrana thyrohyoidea und als letztes in beige hätten wir da noch das Zungenbein (Os hyoideum).
Die Schilddrüse, gemalt von der lieben Carrie von carries_anatomy. Ihr findet Sie auf Instagram, sie selbst hat auch einen Shop, wo man sich anatomische Kunstwerke wie dieses kaufen kann!
Von unten nach oben: Trachea (blau-weiße Ringknorpel), Lobus dexter (rechter Schilddrüsenlappen)-Isthmus-Lobus sinister (das große, rosafarbene schmetterlingsförmige Gebilde in der Mitte), in rot zu sehen ist die Kehlkopfmuskulatur. Direkt darüber in blau liegt der Schildknorpel (Cartilago thyroidea), die weiße Struktur darüber ist die Membrana thyrohyoidea und als letztes in beige hätten wir da noch das Zungenbein (Os hyoideum).


Benachbarte Strukturen

Der Nervus (N.) laryngeus recurrens ist zuständig für die Beweglichkeit der Stimmbänder. Er verläuft paarig auf jeder Seite hinter der Schilddrüse zur Kehlkopfmuskulatur. Dieser Nerv steuert fast alle Kehlkopfmuskeln, weshalb eine intraoperative Kontrolle auf dessen Funktionsfähigkeit erforderlich ist. Bei einer Manipulation kann es entweder zur Heiserkeit oder gar zur Atemnot kommen.

Ein weiterer, wichtiger Stimmbandnerv ist der N. laryngeus superior. Er entspricht ebenfalls aus der N. vagus und verläuft oberhalb der Schilddrüse zum Kehlkopf. Neben der Beteilung an der Stimmbildung ist dieser Nerv für dem Auslösen eines Hustenreflexes zuständig.

Die Blutversorgung erfolgt im Wesentlichen aus den oberen und unteren Polgefäßen. Der Ateria thyreoidea superior (oberes Polgefäß) und A. thyreoidea inferior (unteres Polgefäß). Die oberen Polgefäße (jeweils auf jeder Seite) entspringt hierbei aus der äußeren Halsschlagader, der Arteria carotis externa. Die unteren Polgefäße stammen aus dem Truncus thyreocervicalis der Schlüsselbeinarterie oder auch Arteria subclavia.

Neben Blutgefäßen findet man in der Schilddrüse auch noch Lymphgefäße, welche die sogenannte Lymphe (Gewebsflüssigkeit) abtransportieren. Um beide Schilddrüsenlappen herum bilden diese Lymphgefäße ein verzweigtes System. In dieses integriert sind die Lymphknoten – quasi als eine Art Filter. Lyphknoten kennt sicherlich jeder, der schon mal krank war. Bei tumerösen Erkrankungen der Schilddrüse ist der Lymphabfluss von großer Bedeutung. denn durch dieses System können leider auch Krebszellen abtransportiert werden und zu einer Metastasierung (Ausbildung von Tochtergeschwülsten) führen.

Nebenschilddrüse

Sie verdanken ihren Namen der unmittelbar benachbarten Lage der Schilddrüse. In der Regel besitzen wir vier etwa reiskorngroße Nebenschilddrüsen, die jeweils an der A. tyreoidea superior und inferior an jedem Lappen liegen. Auch hier sind Anomalien möglich – beispielsweise hat ein geringer Prozentsatz entweder mehr oder weniger Nebenschilddrüsen, oder aber sie liegen weiter weg als üblich. In den Nebenschilddrüsen wird Parathormon gebildet. Dieses Hormon steuert über verschiedene Mechanismen die Blutkonzentration von Kalzium und anderen Spurenelementen im Körper. Kalzium wiederum beeinflusst die Nerven- und Muskelfunktion sowie den Knochenstoffwechsel.

Chirurgie der Schilddrüse

Das sollte erstmal ausführlich genug für die Anatomie sein. Daher möchte ich mich nun dem chirurgischen Part widmen. Hierbei werde ich jedoch nur auf die wichtigsten Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten eingehen.


Hypothyreose

Die Schilddrüsenüber- und -unterfunktion gehören mit zu den bekanntesten Erkrankungen der Schilddrüse. Bei der Unterfunktion, also der Hypothyreose, werden dem Körper zu wenige Schilddrüsenhormone zur Verfügung gestellt.


Ursachen und Symptome für eine Hypothyreose:

Eine Ursache wäre die angeborene Unterfunktion. Sie kann also entweder vererbt sein oder bildet sich bereits im Mutterleib aus. Die Schilddrüse kann jedoch auch bei der Geburt zu klein oder gar nicht ausgebildet sein, sprich eine Schilddrüsenaplasie kann vorliegen. Eine Versorgung mit den lebensnotwendigen Schilddrüsenhormonen kann so nicht optimal gewährleistet werden.

Des Weiteren kann auch eine Störung bei der Hormonproduktion vorliegen. In den meisten Fällen ist die Schilddrüse selbst der Ursprung für eine Störung der hormonellen Regelkreise. Seltener sind die Hirnanhangsdrüse oder der Hypothalamus hierfür verantwortlich. Die häufigste Ursache ist jedoch der aus der Hashimoto-Thyreoiditis resultierender Verlust von ursprünglich funktionsfähigem Schilddrüsengewebe. Auf die Hashimoto Erkrankung gehe ich nochmal im weiteren Verlauf ein.

Als Folge einer Radiojodtherapie oder einer Schilddrüsenoperation kann ebenefalls eine Hypothyreose auftreten. Denn auch hierbei wird Schilddrüsengewebe zerstört oder gar entfernt. Wird der Patient hiernach medikamentös nicht richtig eingestellt, kann es ebenfalls zu einer Unterfunktion kommen. Gleiches gilt übrigens auch bei einer Überdosierung, denn dann „schießen die Medikamente übers Ziel hinaus“. Ein Jodmangel kann ebenfalls zu einer Hypothyreose führen.

Symptome: Gewichtszunahme, extreme Müdigkeit, übermäßig schnelle Erschöpfung, depressive Verstimmung, Konzentrationsstörungen, Antriebsmangel, Kopfschmerzen, Desinteresse, Kälteempfindlichkeit, Appetitlosigkeit, Verstopfung, erhöhte Infektanfälligkeit, kühle/nasse & trockene Haut, geschwollenes Gesicht, geschwollene Zunge und Augenpartien, stumpfe Haare, Haarausfall, Bradykardie (zu niedriger Puls)


Diagnostik der Hypo- und Hyperthyreose

Aufgrund der vorliegenden Symptome wird in der Regel zunächst ein Labor abgenommen – also das Blut wird auf die basalen Schilddrüsenwerte T4, T3 und TSH überprüft. Zur Abklärung der Ursache für die vorliegende Unterfunktion werden zusätzlich die sogennanten Schilddrüsenantikörper bestimmt. Ebenfalls wird eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen und bei Bedarf ein Szintigramm.


Behandlungsmaßnahmen

Patienten mit einer Hypothyreose müssen die fehlenden Hormone in künstlicher Form, also als Tabletten, zu sich nehmen, Reine L-Thyroxin-Präparate sind hier der Standard. Die optimale Dosis der zuzuführenden Hormone wird auf den Patienten individuell angepasst (also je nach Alter, Gewicht, Vorerkrankungen und „Höhe“ des TSH). Daher müssen die Werte der Patienten etwa 4 bis 8 Wochen nach einer medikamentösen Ersteinstellung sowie nach einer Dosisänderung kontrolliert werden.

Schilddrüsenanatomie mit Beschriftung
https://www.doktorweigl.de/wp-content/uploads/2019/10/Schilddr%C3%BCse.jpg
https://www.doktorweigl.de/wp-content/uploads/2019/10/Schilddr%C3%BCse.jpg


Hyperthyreose

Bei der Hyperthyreose, also der Überfunktion, ist es im Prinzip genau umgekehrt. Hier liegt eine Überproduktion an Schilddrüsenhormonen vor, weshalb deren Konzentration im Blut erhöht ist. Das TSH ist hierbei jedoch erniedrigt.


Ursachen und Symptome

Die Überfunktion hat als häufige Ursache Morbus Basedow, eine Schilddrüsenautonomie (Verselbstständigung von Teilen des Schilddrüsengwebes), aber auch die Hashimoto-Thyreoiditis kann dazu führen. Wie eben bereits kurz angeschnitten, kann die falsche Behandlung und eine zu hohe Dosierung von Schilddrüsenhormonen die Überfunktion auslösen.

Symptome: Schlafstörungen, Herzrhythmusstörungen in Form einer Tachykardie (zu hoher Puls), hoher Blutdruck, Nervosität, innere Unruhe, Gewichtsverlust, Durchfall, vermehrtes Schwitzen durch Wärmeintoleranz, Zyklusstörungen bei der Frau, Haarausfall, Stimmungsschwankungen bis hin zur Aggressivität, Erschöpfung und Kraftlosigkeit, ggf. hervorstehende Augen


Behandlungsmaßnahmen

Die Behandlung ist abhängig von der Ausprägung der zugrundeliegenden Ursache und dem Wunsch des Patienten. So kann beispielsweise eine reduzierte Jodaufnahme bereits Wunder bewirken. Jod ist ein wichtiger Bestandteil für die Synthese der Schilddrüsenhormone. Ist dies also nicht mehr in größeren Mengen vorhanden, so kann demnach auch keine übermäßige Produktion stattfinden.

Des weiteren können Thyreostatika zu einer Senkung der Hormonspiegels führen. Sie hemmen in der Schilddrüse die Synthese von Jod, weshalb eine Neuproduktion der Schilddrüsenhormone gedrosselt wird. Doch wie ich bereits zu Beginn erwähnt habe, kommt es auch hier auf eine ganz genaue Dosierung an!

Weitere Therapiemöglichkeiten zielen auf die Beseitung des krankhaften Gewebes ab. So ist es beispielsweise der Fall bei einer Radiojodtherapie oder auch einer Schilddrüsenoperation.


Hashimoto Thyreoiditis

Wie die Endung -itis bereits verrät, handelt es sich bei diesem Krankheitsbild um eine chronische Entzündung der Schilddrüse. Die Schilddrüse wird hierbei von körpereigenen Antikörpern angegriffen, weshalb es auch zugleich eine Autoimmunerkrankung ist.

Genauere Ursachen hierfür sind leider nicht bekannt. Vermutet wird jedoch eine erhöhte Jodzufuhr, bereits andere Autoimmunerkrankungen können ebenfalls eine Begründung sein.

Die Symptome sind zunächst ebenso unscheinbar wie die Ursache. Manch einer äußert Schmerzen und ein anderes Empfinden im Hals. Oftmals wird dem jedoch keine Bedeutung zugemessen. Erst beim eigentlichen „Zerstörungsvorgang“ berichten die Patienten gehäuft von lokalen Schmerzen im Hals. In der Regel wird diese Erkrankung jedoch erst durch die Folgen des Funktionsausfalls entdeckt.

Da bei mir ebenfalls erst vor einem halben Jahr diese Erkrankung diagnostiziert wurde, kann ich dies nur bestätigen. Wie lange ich schon unter dieser Entzündung leide, kann ich leider nicht sagen. Erst durch das Absetzen der Pille und dem Ausbleiben des Zyklus wurde sowohl ich als auch mein Frauenarzt aufmerksam. Deshalb folgte im Rahmen der Untersuchung auch ein Blutlabor, was auf eine Schilddrüsenunterfunktion hindeutete. Da ich aufgrund meiner medizinischen Kenntnisse gelernt habe, mir immer eine Zweit- oder gar Drittmeinung einzuholen, habe ich meine Schilddrüse von Fachärzten untersuchen lassen, die zu der Diagose Hashimoto führten.

Diagnostik und Therapie sind ähnlich wie bei der Hypothyreose. Ich habe jetzt also die Pille abgesetzt, muss dafür aber für mein restliches Leben L-Thyroxin Tabletten einnehmen und auf die Jodaufnahme achten. Dabei liebe ich doch Salz und würde gefühlt auch meine Desserts am liebsten salzen ;D

So sehen meine Schilddrüsentabletten aus. Eingestellt bin ich auf 75 Mikrogramm. franzis-Blogstory.schreibnacht.de
So sehen meine Schilddrüsentabletten aus. Eingestellt bin ich auf 75 Mikrogramm. franzis-Blogstory.schreibnacht.de


Morbus Basedow

Morbus (= Erkrankung) Basedow ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung. Hierbei bildet der Körper Abwehrstoffe, bzw. Antikörper, gegen die TSH-Rezeptoren der Schilddrüse. Dies führt zur vermehrten Hormonproduktion und auch zum Wachstum der Schilddrüse. Als Folge kommt es zu einer Kropfbildung, der Struma. Es handelt sich also um eine vergrößerte Schilddrüse.

Aufgrund des gestörten Hormonhaushaltes kann es auch zu einer endokrinen Orbitopathie, also einer hormonellen Augenhöhlenerkrankung kommen. Die TSH-Antikörper bewirken bei dieser zusätzlichen Erkrankung eine Entzündungsreaktion mit Gewebeumbau. Manche von Euch werden jetzt sicherlich das Bild von jemandem mit hervorstehenden Augen vor sich haben. Denn dies ist die Folge dieser Reaktionen.
Ebenfalls sind Schwellungen und Wassereinlagerungen vor dem Schienbein, also prätibialen Myxödemen, möglich.


Ursachen und Symptome

Konkrete Ursachen kann man auch hier nicht benennen. Möglich sind jedoch genetische Veränderungen und/oder äußere Einflüsse. Dazu zählen unter anderem Stress, Umwelteinflüsse, Rauchen, aber auch Viruserkrankungen.

Insbesondere zu Beginn der Erkrankung können auch hier die Symptome recht unspezifisch sein. Erst bei einer fortgeschritten Erkrankung sind die charakteristische Struma sowie der Exophtalmus („Glubschaugen“) und die Tachykardie (beschleunigter Puls) feststellbar.

Diagnostik und Therapie sind hier ähnlich wie bei der Hyperthyreose. Bei der Behandlung von M. Basedow kommt jedoch noch die augenärztliche Kontrolle hinzu.


Struma

Wie eben bereits erwähnt, handelt es sich bei der Struma um eine krankheitsbedingte vergrößerte Schilddrüse, die auch als Kropf bekannt ist.

Sie wird von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) folgendermaßen eingeteilt:

  • 0: nur im Ultraschall feststellbar
  • 1: tastbare Vergrößerung
  • 1a: tastbare nicht sichtbare Vergrößerung
  • 1b: tastbare, bei Rückwärtsneigung des Kopfes sichtbare Vergrößerung
  • 2: tastbare, bei normaler Kopfhaltung sichtbare Vergrößerung
  • 3: sehr große Struma mit lokalen Komplikationen (z. B. Auswirkungen auf die Atmung)

Ebenfalls lässt sich die Struma nach Beschaffenheit, Funktion und Lage (diesen Aspekt werde ich jedoch vernachlässigen) einteilen: So handelt es sich beispielsweise bei einer Struma diffusa um eine euthyreote Struma. Das bedeutet, dass es sich bei dieser Struma um eine gleichmäßig vergrößerte Schilddrüse (diffusa) handelt, die jedoch eine relativ normale Hormonproduktion vorweist (euthyreot).

Eine Struma uninodosa weist einen Knoten („nodosa“) auf und hat eine hypothyreote Funktion. Es liegt hierbei also zu wenig T3/T4 im Blut vor. Zu guter Letzt gibt es noch die Struma multinodosa – also mehrere Knoten, welche eine hyperthyreote Strume mit sich bringen (zu hohe T3/T4 Konzentration).

Neben M. Basedow und Hashimoto können auch Tumore und ein Jodmangel zu einer Struma führen. Je nach Größe der Struma kommt es zu lokalen Beschwerden am Hals wie z.B. Kloß-, Enge- oder Druckgefühl. Manchmal wird jedoch auch ein störender Räusperzwang angegeben. Je nach Ausbreitung können auch Schluck- und Atembeschwerden vorliegen, beispielsweise wenn die Struma auf die Speise- oder Luftröhre drückt.


Diagnostik

Wie bei allen anderen Schilddrüsenerkrankungen wird auch hier ein Labor abgenommen sowie Ultraschalluntersuchungen und auch Tastbefunde durchgeführt. Die Szintigraphie ist hier jedoch auch maßgeblich an der Diagnosestellung beteiligt. So wird nach der Durchführung in „heiße“, „warme“ und „kalte“ Knoten unterschieden. Kalte Knoten nehmen hierbei, im Gegesatz zu den anderen Varianten, kein Jod auf. Dies kann ein wichtiger Hinweis auf eine canceröse (krebsartige) Veränderung sein.

Die Behandlung ist auch hier abhängig von dem Befund und dem jeweiligen Empfinden des Patienten. So kann die Aufnahme von Schilddrüsenhormonen oder auch Jod bereits hilfreich zu einer Verkleinerung beitragen. Ist das Gewebe jedoch tumerös oder die Beschwerden sind für den Patienten unerträglich bis lebensgefährlich, so kann auch hier die Radiojodtherapie oder aber eine Operation Abhilfe leisten.


Das Bild zeigt beispielhaft eine Szintigrafie der Schilddrüse.
Werbung: Dieses Bild hat mir Maurice von „mtralife“ zur Verfügung gestellt.
Es zeigt beispielhaft die Szintigrafie einer gesunden Schilddrüse.


Die Schilddrüsenoperation

Die Entfernung der Schilddrüse wird als Thyreoidektomie bezeichnet und kann subtotal, also teilweise, oder vollständig (total) erfolgen. Oftmals liest man aber auch den Begriff „Strumaresektion“, was in etwa die gleiche Bedeutung hat.


Das Instrumentarium

In den meisten Kliniken hat man ein Grundsieb für die Allgemeinchirurgie, wo Skalpelle, Scheren, Pinzetten, Klemmen, Overholts, Haken, Lagenbeck und auch Mono- und/oder Bipolar enthalten sind. Je nach Instrumentarium sind dort ausreichend Schüsseln enthalten. In manchen Kliniken wird jedoch warmes Wasser gewünscht, weshalb man eine extra Kochsalzschüssel benötigt. Ganz wichtig ist das Instrumentarium für das Neuromonitoring – meist in Form einer Sonde. Mit dieser kann man die Nervenfunktion intraoperativ überprüfen.

Neben den Sets für die Abdeckung und der Mäntel werden auch noch diverse Einmalmaterialien benötigt. So natürlich die Handschuhe für den Instrumentierenden und die Chirurgen, aber auch je nach Set extra Verbandsmaterialien wie Tupfer und Kompressen. Was sonst noch zusätzlich gewünscht wird, hängt von den jeweiligen Sets und den hausinternen Standards ab.

An Nähten für den Wundverschluss, Kapsel, Isthmus und als Umstechung wird meist etwas Resorbierbares wie 1 CT-1 Vicryl, 2-0 SH Vicryl, 3-0 SH Vicryl, sowie resorbierbare Ligaturen in den Stärken 2-0 und 3-0 (meistens auch Vicryl oder Polysorb je nach Firma). Dann benötigt man noch Nähte für den Hautverschluss, dies kann zum Beispiel intracutan (also alles komplett unter der „oberen“ Hautschicht) in Form von 4-0 PS-2 Monocryl erfolgen. Michelklammern oder „normale“ Hautnähte mit beispielsweise Prolenefäden sind auch möglich. Da meistens noch ein bis zwei Redondrainagen eingelegt werden, muss hierfür auch eine Annaht, z.B. 2-0 Mersilene, zurechtgelegt werden.


Der OP-Ablauf

Lagerung des Patienten in Rückenlage mit rekliniertem Kopf oder auch halbsitzend mit überstrecktem Kopf. Desinfektion und Abdecken des OP-Gebietes. Der Patient hat eine Intubationsnarkose mit einer speziellen delta-Elektrode am Tubus für die intraoperative Überprüfung der Nervfunktion.

Mit Skalpell erfolgt der Kocher-Kragenschnitt zwei Querfinger oberhalb des Jugulums (dem sicht- und fühlbaren „Loch“ zwischen Hals und Schlüsselbein). Querdurchtrennen mit Skalpell oder Elektrokauter der Kutis, Subkutis, Platysma bis zur oberflächlichen Halsfaszie. Der Haut-Platysma-Lappen wird nach cranial (oben) und caudal (unten) mittels Schere und Präpariertupfer abpräpariert.

Ligatur (mit 2x Overholt, Schere, Faden ohne Nadel) der Vena jugulares anteriores, sowie Verödung kleinerer Äste. Längsspaltung der geraden vorderen Halsmuskulatur – bei großen Strumen erfolgt diese als Querdurchtrennung. Sorgfältiges Abtasten der Schilddrüsenlappen, um kleinere Knoten nicht zu übersehen. Anklemmen, beispielsweise mit einer Kocherklemme, der Schilddrüse und anschließende Freipräparation des oberen/unteren Pols (wir erinnern uns: A. thyreoidea superior & inferior), sowie Darstellung des N. laryngeus recurrens.

Ligatur des oberen Polgefäßes, weitere Freipräparation mit Schere, Pinzette und Präpariertupfer unter Schonung und Kontrolle des Nervs. Die Epithelkörpchern werden ebenfalls dargestellt. Lösen des Isthmus von der Trachea sowie dessen Durchtrennung. Resektion der Schilddrüsenlappen und Stillen von vorhandenen Blutungen (mit der HF-Chirurgie, Ultracision, LigaSure oder Klemmen und Ligaturen).

Größere Schilddrüsenreste erfordern Kapselnähte. Kontrolle auf Bluttrockenheit – auch unter Überdruckbeatmung – sowie erneute Kontrolle und Dokumentation der Nervfunktion. Zählkontrolle im 4-Augen-Prinzip, sowie Einlegen von ein bis zwei Redondrainagen (je nachdem ob sub- oder total reseziert wurde). Schichtweiser Wundverschluss: Halsmuskulatur, Platysma, Subkutis, Hautnaht. Steriler Wundverband. Spätestens jetzt sollte man die Präparate zur histologischen Untersuchung geben. Während die OP noch im vollen Gange ist, kann man jedoch auch bereits nachfragen, ob das Präparat als Schnellschnitt oder als normale Histologie abgegeben werden kann.

Ist die Struma sehr stark retrosternal (hinter dem Sternum liegend) vergrößert, so kann es sein, dass das Sternum (Brustbein) eröffnet werden muss. Dies wird meist bereits vor OP-Beginn als Möglichkeit angekündigt, sodass man bei Bedarf die notwendigen Materialien direkt vor Ort hätte und diese nicht erst noch zusammensuchen muss.

Als weitere operative Verfahren gibt es noch folgende Varianten: OMIT (offene minimalinvasive Thyreoidektomie), ABBA (axillo bilateral breast approach) und die MIVAT (Minimalinvasive videoassistierte Thyroidektomie). Es sollte eigentlich reichen, wenn Ihr wisst, dass es diese Varianten noch gibt. Wir selbst haben diese in der Ausbildung nämlich auch nicht genauer durchgenommen und weder an der Uniklinik noch an meiner derzeitigen werden diese Eingriffe ausgeübt.


Das war jetzt alles, was Ihr unbedingt zur Schilddrüse wissen solltet. Ich hoffe, dass das nicht zu viel Text für Euch war und alles verständlich war!

Habt einen schönen Start in die neue Woche!

Eure franzi 🙂






Die verwendeten Bilder wurden mir kostenlos zur Verfügung gestellt. Ich erhalte dafür keine Vergütung!


Quellen: Meine Daten habe ich überwiegend aus meinen Unterlagen aus meiner Ausbildung. Gegegen geprüft, habe ich diese jedoch mit folgenden Quellen:
https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes
Chirurgie Basics (Urban & Fischer)
OP-Pflege Prüfungswissen (Springer)
Klinikleitfaden OP-Pflege (Urban & Fischer)

Nachhaltigkeit im OP

Beispiele für Plastik im OP - Einweglampengriffe und extra eingeschweißte Saugerbeuel. franzis-Blogstory.schreibnacht.de

Hallo Ihr Lieben,
vor einigen Wochen habe ich bereits auf meinem Instagram Account einen kurzen Beitrag zum Thema Plastik und Nachhaltigkeit im OP verfasst.
Heute möchte ich auf diese Thematik etwas genauer eingehen.

Ich selbst beschäftige mich noch nicht ganz so lange mit dem Thema Nachhaltigkeit. Erst durch die Bloggerin Louisa Dellert (unbezahlte Werbung!) bin ich diesbezüglich etwas aufmerksamer geworden. Ich würde jetzt nicht unbedingt behaupten, dass ich besonders verschwenderisch bin, aber es gab und gibt doch einen gewissen Optimierungsbedarf.

Eine Freundin von mir befasst sich auch schon deutlich länger mit der Nachhaltigkeit und Fair Trade – von Kleidung bis hin zum Smartphone. Letzteres hat mich damals schon nicht so wirklich überzeugen können, als sie mir davon erzählte und zugegebenermaßen hatte sie selbst auch nur Probleme damit. Daher rückte die Thematik für mich auch etwas weiter in die Ferne.

Nachhaltigkeit lässt sich zu Hause relativ leicht in kleinen Schritten umsetzen. Das fängt mit der Umstellung von Plastikdosen auf Glasdosen, die gleich mehrere Vorteile haben, schon an. Oder einfach Jutebeutel anstelle von Einkaufstüten aus Plastik verwenden.

Zitat aus dem Buch: Erfolgskonzepte Praxis- & Krankenhaus-Management (Springer Verlag)
Zitat aus dem Buch: Erfolgskonzepte Praxis- & Krankenhaus-Management (Springer Verlag 15.06.19 14:31h) https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-20362-6_56


Doch wie sieht es im Krankenhaus aus?

Schon immer hat mich die ganze Ansammlung an Müll im OP gestört. Eine richtige Mülltrennung gibt es meist nicht. Sie ist gerade im OP-Saal, besonders für den sterilen Dienst, schier unmöglich.

Vor allem bei größeren Operationen, wie beispielsweise bei einem Prothesenwechsel, häuft sich immer besonders viel Müll an: Die Prothesen und einzelnen Materialien sind meist doppelt und dreifach verpackt.

Üblicherweise muss ein Karton zunächst aus einer Folie heraus geholt und ein mal geöffnet werden. Dann hat man eine weitere Verpackung, die oftmals aus Plastik besteht. Entweder als eine Art „Schale“ oder aber als eingeschweißte Variante. Diese wird ebenfalls geöffnet, diesmal jedoch so, dass der Instrumenteur den Inhalt steril entnehmen kann. Dieser Inhalt ist nun also steril am Tisch und ebenfalls 1-2 mal eingepackt bevor man das eigentliche Implantat in der Hand hält.

Wie Ihr also hier schon jetzt feststellen könnt, sind das ganz schön viele Verpackungen, die überwiegend von Plastik geprägt sind. Während eines Protheseneinbaus sammeln sich in unserem Krankenhaus drei bis vier große Säcke gefüllt mit jeder Menge Müll an.

Diesen Verpackungsmüll haben wir aber auch an anderen Baustellen im OP. So sind beispielsweise unsere Saugerbeutel, die bereits aus Plastik sind (was ich hier auch als sinnvoll empfinde), zusätzlich in einer Plastiktüte eingepackt. Diese Extratüte verstehe ich beispielsweise nicht. Diese Saugerbeutel sind günstiger als unsere vorherigen, aber häufen mehr Müll an. Denn die Marke, die wir bisher bei uns im OP hatten, hatte keine Extra-Tüte.

Generell gibt es im OP sehr viele Einmalmaterialien. Diese sind für das Krankenhaus einfach günstiger als Instrumente und die Wäsche zu waschen und zu steriliseren. Aber ist das wirklich wirtschaftlich? Ist das umweltfreundlich? Meiner Meinung: NEIN!

Vorbereitete Einmalmaterialien für eine OP. franzis-Blogstory.schreibnacht.de
Vorbereitete Einmalmaterialien für eine OP. franzis-Blogstory.schreibnacht.de


Einmalmaterialien

Im Krankenhaus findet man sehr viele Einmalmaterialien vor. Aus ökonomischer Sicht wurde schon vor einiger Zeit von Mehrweg auf Einweg umgestellt. Besonders wenn die Klinik einen privaten Träger hat, wird sehr stark auf die Verwendung von möglichst günstigen Materialien geachtet.

Ehemalige Kollegen während meiner Ausbildung haben eine solche Umstellung – also den Wechsel auf einen privaten Träger mitgemacht. Die Patienten auf der Station haben sich beispielswiese gewundert, weshalb es nur noch so „Papierlappen“ anstelle von richtigen Waschlappen gab.

Einmalmaterialien sind jedoch nicht durchweg schlecht. Sie erfüllen auch einen hygienischen Auftrag, was einfach nicht mit der Nachhaltigkeit vereinbar ist. So würde ich bei mir selbst beispielsweise auch keinen Tubus verwenden wollen, der vorab schon mal bei jemand anderem verwendet wurde. Erst recht nicht wenn dieser andere Patient beispielsweise einen multiresistenten Keim hatte.

Die Instrumente und Materialien werden zwar hygienisch aufbereitet und sterilisiert, doch es kann sich einfach immer eine Fehlerquelle einschleichen. Besonders weil wir auch einfach nur Menschen sind, und Menschen machen leider auch mal Fehler.
Ich selbst habe sogar schon im OP-Set steril eingeschweißte Fliegen gehabt, weil die sich einfach in den jeweiligen Betrieb eingeschlichen hatten und leider zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Immerhin hatten sie einen keimfreien Tod.


Nachhaltigkeit im OP

Da ich vorhin bereits die Einweg- und Mehrwegmaterialien angesprochen habe, werde ich Euch nun eine kleine Gegenüberstellung erstellen und so die Optimierungsmöglichkeiten aufzeigen.

Vor kurzem hatten wir bei uns in der Klinik einen Protheseneinbau, wo die Implantate und die dazugehörigen Instrumente ausschließlich aus einem 3D-Drucker kamen. Das war für mich wirklich faszinierend und erstaunlich, weil die Technik einfach schon so weit ist. Vorteil eines 3D-Implantats: Es ist wirklich zu 100% passgenau – vorausgesetzt man hat vorher alles richtig ausgemessen und berechnet.

Nachteil: Diese 3D-Implantation hat unglaublich viel Müll produziert. Für mich war es beispielsweise unverständlich, zu sehen, dass die Instrumente auch aus dem „Drucker“ gekommen sind. Warum konnte man das beispielsweise nicht kompatibel zu einem bestehenden System machen, sodass man sich den Aufwand und anschließenden Müll für die Instrumente hätte sparen können. Denn alles was extra für diese OP gedruckt wurde und nicht im Patienten verblieb, wurde mit dem Müll entsorgt. Das war für mich so ziemlich das schlimmste an dieser Operation!

Hier seht Ihr ein blaues Mehrwegtuch, sowie resterilisierbare Lampengriffe in der Mitte. franzis-Blogstory.schreibnacht.de
Hier seht Ihr ein blaues Mehrwegtuch, sowie resterilisierbare Lampengriffe in der Mitte. franzis-Blogstory.schreibnacht.de


Lampengriffe

Sie können sowohl aus Plastik für den Einmalgebrauch verwendet werden, aber auch als Mehrweg zum Sterilisieren. Die „Plastik-Verhüterlis“, wie ich sie gerne nenne, sind wahrscheinlich deutlich günstiger als die sterilisierbaren. Besonders wenn man die günstigste aller Varianten wählt. Doch sind diese auch gut?

Nein! Sie lassen sich meist nicht vollständig über die Griffe ziehen, und dies ist oftmals auch sehr schwergängig. Zudem sind sie meistens auch für mehrere Lampenmodelle konzipiert, was die Handhabung ebenfalls erschwert. Sollen sie Müll sparen, in dem die Verpackung einfach kleiner gehalten wird, dann sind sie ganz klein zusammen gerollt. Hier gibt es jedoch die Fehlerquelle, dass sie zu leicht aus der Hand rutschen.

Sterilisierbare Lampengriffe sind im Handling die deutlich bessere Variante und auch in Bezug auf die Nachhaltigkeit viel besser für die Umwelt.


OP-Kittel/-Mäntel und Abdecktücher

Aus der Uniklinik, wo ich vor 3 Jahren meine Ausbildung erfolgreich absolviert habe, kenne ich sowohl das Konzept der Mehr- und Einwegkittel und -tücher. Was auch hier sicherlich für jeden klar ist. Mehrweg ist auch hier die preisintensivere Variante.

In den hauptsächlichen operativen Abteilungen hatte man ausschließlich Mehrwegkittel und auch wasch- sowie sterilisierbare Tücher, im Ambulanten OP hingegen Einwegmaterialien. Dazu muss man vielleicht noch erwähnen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine starke Verschmutzung durch Blut im ambulanten OP deutlich geringer ist als im Zentral-OP.

Denn ein sehr großer Nachteil der Einwegkittel ist folgender: trotz wasserabweisender Beschichtung sind diese Mäntel meistens nicht zu 100% dicht. Besonders blutigere Operationen, beispielsweise eine Hüftoperation oder auch eine Bauchoperation, halten diese Mäntel meistens nicht ganz aus.

Vor allem in der Unfallchirurgie müssen die Chirurgen mehr Kraft aufwenden und kommen dadurch zwangsläufig ins Schwitzen. Auch die Bewegungen stellen die Papierkittel immer ganz schon auf die Probe. So kommt es dann auch zwangsläufig dazu, dass die Kittel reißen oder der Schweiß des Chirurgen aus dem Ärmel tropft. Daher verbrauchen Unfallchirurgen auch je nach Operation gerne mal drei bis vier Mäntel. Die dann im Müll landen. Also doppelter Müll durch den alten Kittel und die Verpackung des neuen Kittels.

Die Mehrweg-Stoff-Kittel sind in meinen Augen auch hier die bessere Variante bezüglich der Nachhaltigkeit. Ich selbst empfinde auch das Tragegefühl als deutlich angenehmer, denn manch ein Papierkittel kratzt auch gerne mal. Ob die Stoffmäntel wärmer sind, kann ich nicht so ganz genau beantworten, da ich eine bekennende Frostbeule bin. Ich friere eigentlich immer und überall. Das wäre auch damals so ziemlich mein einziges Argument gegen die Ausbildung gewesen, aber jetzt schweife ich doch etwas zu sehr ab.

Die Mehrwegmäntel sind definitiv weniger anfällig für Risse. Ebenfalls sind sie relativ dicht – besonders im Vergleich zu den Einwegkitteln. Für besonders „nasse“ Operationen, also blutig oder durch Wasser wie es bei einer Arthroskopie der Fall ist, gibt es jedoch auch hier noch mal extra verstärkte Varianten.

Gleiches gilt für die Ein- und Mehrwegtücher. Auch wenn die Einmaltücher eine wasserabweisende plastikartige Beschichtung haben, sind sie im direkten Vergleich mit den Stofftüchern der klare Verlierer. Auf den Mehrwegtüchern hat man beispielsweise richtig schöne Wasserperlen.

Beispiele für Plastik im OP - Einweglampengriffe und extra eingeschweißte Saugerbeuel. franzis-Blogstory.schreibnacht.de
Beispiele für Plastik im OP – Einweglampengriffe und extra eingeschweißte Saugerbeuel. franzis-Blogstory.schreibnacht.de


Pro und Contra von Ein- und Mehrwegmaterialien

Was wahrscheinlich jedem an dieser Stelle klar sein sollte: Einmalmaterialien produzieren Unmengen an Müll. Dafür sind sie jedoch sehr günstig für die Kliniken. Ebenfalls wird nicht viel Frischwasser für die Herstellung und Entsorgung benötigt.

Mehrwegartikel haben als großen Kostenpunkt die Aufbereitung. Denn für das Waschen und anschließende Sterilisieren wird viel Wasser benötigt. Zudem braucht man sicherlich auch mehr Personal für die Aufbereitung, weil die Maschinen einfach noch nicht so weit sind, dass sie die Materialien und Instrumente zusammenbauen, ölen, verpacken und einschweißen können. Personal ist immer teuer. Stichwort Pflegenotstand.

Dafür produzieren Mehrwegartikel aber deutlich weniger Müll. Ebenfalls können Textilien wie OP-Kittel später, wenn eine weitere Aufbereitung nicht mehr möglich ist, als Kohle einen weiteren Zweck erfüllen.

Viele Einmalmaterialien sind aufgrund der günstigen Herstellung und des günstigeren Materials einfach nicht so belastbar. Daher gehen diese einfach viel schneller kaputt. Die Folge davon ist, dass man beispielsweise anstatt einem Paar Handschuhe, drei oder vier Paar verwenden muss: Also entsteht deutlich mehr Müll, als wenn man direkt das teurere Produkt mit einer besseren Qualität verwendet hätte.

Nachhaltigkeit im OP: Instrumentier- und Beistelltische mit Einmal-Abdeckungen, die sehr viel Müll produzieren.
franzis-Blogstory.schreibnacht.de
Instrumentier- und Beistelltische mit Einmalabdeckungen. franzis-Blogstory.schreibnacht.de


Wie kann ich zu einer Verbesserung der Nachhaltigkeit beitragen?

Nun wir selbst können den Klinikleitern leider nicht sagen, was sie in das Repertoire aufnehmen sollen und was nicht. Aber wir können zumindest beim Testen von neuen Materialien einen ehrlichen Bewertungsbogen ausfüllen und so zumindest unsere Meinung mitteilen.

Desweiteren ist ein bewussterer Umgang mit den ganzen Materialien sehr hilfreich und kann schon eine ganze Menge ausmachen. Wir hatten beispielsweise mal eine Schülerin, die dachte man müsste sich nach wirklich jeder OP umziehen. Das Jäckchen, welches man anziehen kann wenn einem zu kalt sein sollte, hatte sie ebenfalls jedes Mal nach dem Verlassen des Saals entsorgt. So fiel natürlich eine ganze Menge Müll an. Hier war der Fehler einfach eine falsche Aufklärung oder eben gar keine Aufklärung. Sie hatte natürlich keine bösen, sondern stets gute Absichten und wollte einfach sehr hygienisch arbeiten. Aber manchmal ist zu viel auch nicht das Beste.

Versucht weitestgehend den Müll zu trennen. Man kann im OP als Springer beispielsweise sehr gut Plastikflaschen und Kartons separat vom eigentlichen Müll entsorgen. Versucht systematisch vorzugehen. Wenn die Situation angespannt ist und es einfach schnell gehen muss, muss ich gestehen, dass ich da dann auch nicht unbedingt so darauf achte. Aber in diesem Fall würde auch der Patient zu Schaden kommen und da muss man sich in diesem Moment einfach für dieses einzelne Leben entscheiden.

Besonders am Anfang der OP kann man schon eine große Menge an Müll separieren! Während der OP ist es auch hilfreich, wenn Ihr vielleicht nicht alle 3 Mülleimer im Saal verwendet, sondern nur einen oder zwei. Natürlich nur wenn es die Größe der Operation zulässt. Bei einer kleineren OP kann man so nämlich auch schon viel Müll sparen. Denn selbst wenn in einem der Mülleimer nur ein verschmutztes Paar Handschuhe entsorgt wurde, so muss die 120-l-Mülltüte gewechselt werden. Und das obwohl sie noch nicht einmal ansatzweise voll ist.

Man ist gerne mal bequem, das kenne ich sowohl von mir als auch von meinen ärztlichen und nicht ärztlichen Kollegen. Da geht man dann gerne den kürzesten und einfachsten Weg. Aber wenn man die Nachhaltigkeit im OP und auch generell im Krankenhaus verbessern möchte, sollte man gewillt sein an seiner Einstellung zu arbeiten. Denn wir wollen doch alle etwas länger auf dieser Welt leben, oder nicht?


In diesem Sinne möchte ich diesen Artikel jetzt beenden, denn sonst wird er wahrscheinlich noch zu einem Roman ausarten. Falls Ihr noch weitere Infromationen von mir zum Thema Nachhaltigkeit haben möchtet und wie ich diese bei mir nach und nach versuche in den Alltag zu integrieren, könnt Ihr mir dies gerne schreiben.

Ich wünsche Euch einen schönen Start in die neue Woche!

Eure franzi

Ausbildung zur OTA – Präparate

Hallo Ihr Lieben!

Der heutige Beitrag dreht sich mal wieder um ein etwas spezielleres Thema – nämlich um Präparate. Denn diese findet man auch häufig in unserem Arbeitsalltag als OTA vor. Doch was sind überhaupt Präparate im OP? Muss man bei deren Versorgung etwas beachten? Gibt es überhaupt irgendetwas zu beachten? Die Antworten findet Ihr im weiteren Verlauf!

 

Definition

Laut Definition ist ein Präparat ein Objekt in der Anatomie, Pathologie sowie in der Mikrobiologie, welches durch bestimmte Verfahren untersucht wird. Diese dienen unter anderem zu Lehrzwecken und zur Anschauung (siehe Körperwelten). Werden Präparate von einem Arzt oder Präparator zur Weiterbearbeitung aufbereitet, so bezeichnet man diesen Vorgang als Präparation.

 

Photo by Arthur Lambillotte on Unsplash
Plastinierter menschlicher Körper z.B. bei Körperwelten
Photo by Arthur Lambillotte on Unsplash

 

Präparate im OP

Während manchen Operationen werden auch gewisse Proben entnommen. Diese werden anschließend zur histologischen Begutachtung ins pathologische Institut oder ins Labor geschickt. So ist es zum Beispiel der Fall bei Tumoroperationen. Jeder Tumor wird eingeschickt um festzustellen, ob man genug vom umliegenden Gewebe mit entfernt hat. So weiß man genau ob man noch mal nachresezieren, also nachschneiden, muss.

Auch wird hierbei genau festgestellt, um welche Art Tumor es sich handelt, also beispielsweise ob der Tumor gut- oder bösartig ist. Daraus wird dann geschlossen, wie die weitere Behandlung des Patienten aussehen sollte.

Diese histologischen Präparate werden auch Schnittpräparate genannt. Sie werden durch bestimmte Verfahren beispielsweise eingefärbt, eingefroren und in viele kleine Scheiben geschnitten. So können die Präparate gründlich im Mikroskop begutachtet werden.

Bei den Präparaten unterscheidet man zwischen Schnellschnitt, Eilschnitt, normaler Histologie, Abstrichen und Mikrobiologie.


Schnellschnitt

Dieses Präparat muss sofort, unverzüglich nach dem OK des Operateurs an die Pathologie weitergegeben werden. Dabei muss man darauf achten, dass das Präparat vor dem Austrocknen geschützt wird – hierfür sollte man z.B.
Ringer oder Kochsalz verwenden. Jedoch nicht zu viel! Das Gewebe darf lediglich mit den eben genannten Flüssigkeiten benetzt sein.

Von Formalin ist an dieser Stelle abzuraten. Es führt dazu, dass das Präparat fixiert und gehärtet wird und nicht im originalen Zustand verbleibt. Das Pathologische Institut sollte binnen einer Stunde eine Rückmeldung zu dem jeweiligen Schnellschnitt geben.

 

Eilschnitt

Ein Eilschnitt ist zunächst so zu behandeln wie ein ganz normales Präparat.
Das bedeutet, dass das Gewebe mit Formalin behandelt wird. Es muss jedoch so bald wie möglich zur Untersuchung in die Pathologie gebracht
werden. Wenn man so will ist ein Eilschnitt also ein Schnellschnitt, nur dass dieser eben fixiert werden darf.

 

Normale Histologie/ Präparate

Die normale histologische Untersuchung wird immer mit Formalin fixiert. Dabei unterscheidet man jedoch, ob man mit einer 5-prozentigen oder 10-prozentigen Lösung fixiert. Bei uns verwenden beispielsweise alle Fachbereiche, bis auf die Neurochirurgie, 5% Formalin. Weiteres zum Formalin könnt Ihr weiter unten erfahren.

Das Präparat wird hierbei, sobald der sterile Dienst Zeit hat, an den Springer abgegeben und in ein passendes Gefäß mit der eben erwähnten Flüssigkeit gegeben. Je nach Präparat wird dieses jedoch vorher noch vom unsterilen Dienst eröffnet. So ist dies beispielsweise der Fall bei einer Darmoperation oder bei der Entfernung der Gallenblase.

Bei der einer Cholezystektomie „CHE“ (Gallenblasenentfernung) wird das Präparat deshalb aufgeschnitten, um zu sehen ob und wie viele Steine vorhanden sind. Diese bekommt der Patient ausgehändigt, es sei denn er möchte sie nicht haben. Grundsätzlich ist nämlich alles, was nicht zur histologischen Sicherung geht Patienteneigentum!

 

Desweiteren werden im OP auch andere Proben entnommen:

 

Photo by Louis Reed on Unsplash
Photo by Louis Reed on Unsplash

 


Mikrobiologische Präparate

Als Mirkobiologie wird Gewebe, aber auch Flüssigkeiten und Sekrete eingeschickt. Hierbei wird jedoch nicht überprüft, ob es sich bei den Proben um Tumorgewebe handelt, sondern ob beispielsweise Keime nachweisbar sind. Die Proben werden in kleine Gefäße oder Röhrchen gegeben und dann meist während oder am Ende des Arbeitstages ins Labor zur Untersuchung geschickt.

Wird Gewebe entnommen, so muss dies durch die Zugabe von Ringer- oder Kochsalzlösung vor dem Austrocknen geschützt werden. Bei nahezu jeder Revisionsoperation werden solche Proben entnommen – beispielsweise wenn der Patient eine Hüftprothese hat und diese aufgrund eines Infektes entfernt werden muss.

Da bei solchen Operationen gerne mehrere Präparate entnommen werden, ist es ratsam, sich ein System zu überlegen wie man sie nicht verwechseln kann. Dies kann beispielsweise durch eine Durchnummerierung mithilfe eines sterilen Stiftes erfolgen, oder aber durch die Verwendung von mehreren Kompressen die man sich der Reihe nach hinlegt. In der Regel sollte sowieso für jede Probe eine neue Kompresse verwendet werden, um eine Verfälschung zu vermeiden.

 

Abstriche

Abstriche werden ebenfalls wie die Mikrobiologie (=Mibi) behandelt. Das heißt sie werden ebenfalls überwiegend bei Revisionsoperationen entnommen, wobei es heutzutage mehr Mibis als Abstriche sind. Ein Abstrich besteht aus einem Wattestäbchen und einem dünnen Röhrchen, welches bereits mit einer Flüssigkeit gefüllt ist.

Wichtig ist, dass Ihr keinesfalls den Teil mit dem Handschuh oder sonst irgendetwas berührt, welches ins Röhrchen kommt. Der Abstrich wird also aus der Verpackung genommen, direkt in das jeweilige Gebiet gestrichen und kommt dann unverzüglich in das Röhrchen.

Jede weitere Art von Berührung des Stäbchens führt zu einer Kontamination und damit zur Verfälschung des Ergebnisses.

 

Abstrichröhrchen
Dies ist ein sogenannter Abstrich. Wie Ihr sehen könnt, befindet sich in der sterilen Verpackung ein Röhrchen und ein „Wattestäbchen“. Dieses Stäbchen muss aus der Verpackung mit einer Klemme entnommen werden und direkt in das jeweilige Gebiet streichen. Im Anschluss wird das Stäbchen in das beigefügte Röhrchen gegeben.

 

Umgang mit Präparaten

Wie eben bereits erklärt, ist es wichtig direkt zu klären, um welche Art Präparat es sich handelt. Desweiteren ist die Beschriftung von großer Bedeutung. Gibt es mehrere Präparate, so ist es wichtig zu klären was was ist. Gerade bei einer Lymphknotenentfernung gibt es beispielsweise direkt viele Präparate. Der jeweilige Chirurg kann sich nicht immer bei einer längeren Operation merken was er wann und wo entfernt hat.

Daher seid Ihr an dieser Stelle als eine Art „Sekretär/in“ gefragt. Aber die Präparate sollten sowieso auch in Eurer Dokumentation festgehalten werden. Wie heißt es immer so schön? Doppelt hält besser! Wir hatten beispielsweise schonmal den Fall, dass auf den Überweisungen oder den Scheinen für die Pathologie die Präparate und deren Anzahl falsch beschriftet waren. Durch Eure Dokumentation kann man dann besser nachvollziehen wo beispielsweise der Fehler unterlaufen ist.

 

Mikroskop Photo by Michael Longmire on Unsplash
Photo by Michael Longmire on Unsplash

 


Fixation der Präparate

Weiter oben habe ich schon mehrfach den Begriff „Formalin“ und „fixieren“ verwendet. Doch was hat es genau damit auf sich?
Grundsätzlich werden die Präparate fixiert, damit man sie besser untersuchen kann. Das Ziel der Fixation ist demnach das Bewahren eines natürlichen Zustandes der Zellen und des Gewebes. Man kann die Präparate auf unterschiedliche Art fixieren, beispielsweise mit Alkohol oder durch Einfrieren.

 

Formalinfixation

Formalin, unter anderem auch bekannt als Formaldehyd, Formol oder Methanal, ist eines der gebräuchlichsten Fixationsmittel. Es verhindert die Autolyse (Selbstauflösung abgestorbener Körperzellen) und Fäulnis. Ein weiterer Vorteil ist das rasche und gleichmäßige Eindringen ins Gewebe. So können die Präparate in allen Größen in toto (also komplett) fixiert werden und in dieser Lösung für eine gewisse Zeit verweilen.

Im Anschluss an die Fixation mit Formalin können die meisten gebräuchlichen Imprägnations- und Färbemethoden zur histologischen weiterbearbeitung durchgeführt werden.

Wenn man Formalin ohne jegliche Schutzmaßnahmen verwendet, kann dies jedoch eine Schädigung der Nasenschleimhaut oder eine Dermatitis (also entzündliche Hautreaktion) verursachen. Daher bei der Verwendung stets Handschuhe tragen, sich den Dämpfen der Lösung so kurz wie möglich aussetzen und einen Mundschutz tragen. Die Fixation mit Formalin muss auf dem Gefäß mit dem Präparat gekennzeichnet werden!

 

Gefriermethode

Durch die Verwendung von flüssigem Stickstoff kann nur wenig Material schockgefroren werden. Dafür wird das zu fixierden Präparat würfelförmig zerkleinert. Nur so kann das Gewebe gleichzeitig gefroren werden.

 

Ich denke das sollte erst mal zum Thema Präparate im OP und deren Umgang reichen. Falls Ihr dennoch irgendwelche offenen Fragen haben solltet, könnt Ihr diese selbstverständlich jederzeit stellen.

 

Habt einen schönen Abend!

 

Eure franzi

 

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