Ausbildung zur OTA – Hochfrequenzchirurgie

Nachdem wir im letzten Beitrag dieser Reihe die unterschiedlichen Lagerungen im OP besprochen haben, kommt heute wieder ein spezieller Post zu den Grundlagen der Operationstechnischen Assistenz – Thema Hochfrequenzchirurgie. Was bedeutet dies, was ist zu beachten? Mehr erfahrt Ihr im weiteren Verlauf:


Hochfrequenzchirurgie

Bei der Hochfrequenzchirurgie, abgekürzt als HF-Chirurgie, handelt es sich um eine besondere Form der Elektrochirurgie. Mithilfe von elektrischer Energie können hierbei Blutungen unterbunden, Gewebe durchtrennt und/ oder gleichzeitig versiegelt werden. Hierbei wird hochfrequenter Wechselstrom über spezielle Instrumente in das jeweilige Gewebe geleitet, wodurch es zu einer thermischen Wechselwirkung zwischen Gewebe und Instrument kommt. Diese entsteht aufgrund des unterschiedlichen elektrischen Widerstandes des Gewebes.

Koagulation

Unter der Koagulation versteht man in der Chirurgie das Stillen bzw. Stoppen einer Blutung durch den Einsatz von elektrischer Energie. Hierbei werden Gewebezellen thermisch verändert oder zerstört mit dem Ziel der Homöostase bzw. der Blutstillung. Bei kleineren Gefäßen ersetzt die Koagulation aufwendige Verfahren wie Ligaturen oder aber den teuren Fibrinkleber. Sie ist also eine deutliche Arbeitserleichterung und günstige Alternative.

Verwendung von monopolarer Hochfrequenzchirurgie

Der Begriff Monopolar bedeutet, dass man nur einen Pol hat, aus dem die elektrische Energie in das jeweilige Gewebe geleitet wird, hat. Damit diese jedoch wieder aus dem Körper hinausgeleitet werden kann, wird eine sogenannte Neutralelektrode an der Körperoberfläche angebracht. So wird der Hochfrequenzstrom von dem Instrument in das Gewebe geleitet und über die “Neutrale” wieder aus dem Körper abgeleitet.

Schematisch dargestellte Monopolare Technik
Die monopolare Technik schematisch dargestellt. https://elib.dlr.de/73687/1/572-11-10_BA_FranzBauer.pdf

Dadurch, dass der Strom durch den ganzen Körper bis zur jeweiligen ableitenden Elektrode fließt, ist es wichtig vorab zu klären, ob der Patient bestimmte Implantate hat oder Schmuck trägt. Denn auch außerhalb der Medizin weiß man schließlich, dass elektrischer Strom und Metall keine guten Verbindungen darstellen. Deshalb darf man die monopolare Hochfrequenzchirurgie nicht bei Patienten mit einem Herzschrittmacher oder Defibrillator verwenden. Der elektrische Strom führt sonst unter Umständen zu einer Veränderung der jeweiligen Einstellungen oder gar thermischen Reaktion. Eine mögliche Fehlschaltung wäre die Folge, was für den Patienten gravierende Schäden erzeugt.

Damit es trotz nicht vorhanden seins solcher Implantate und Schmuck nicht zu Verbrennungen kommt, ist darauf zu achten, dass der Patient stets auf einer trockenen Unterlage liegt und vor Nässe geschützt ist.

Wofür wird Monopolar verwendet?

In der Chirurgie wird das monopolare Handstück verwendet um Gewebe zu “schneiden”. Dies ist unter anderem der Fall beispielsweise bei einer Hüft-OP.

Der Hautschnitt erfolgt hierbei selbstverständlich mit dem Skalpell. Die anschließenden Schichten werden meistens jedoch mit dem monopolaren Messer durchtrennt. So kann das jeweilige Gewebe zugleich auch verödet werden. Hat man jedoch ein Gefäß verletzt, muss dieses extra koaguliert werden. Entweder mit der bipolaren Pinzette oder aber durch die Leitung des bipolaren Stroms über die Pinzette zum jeweiligen Gewebe.

Was gibt es bei der Neutralelektrode zu beachten?

Die ableitende Neutralelektrode muss mit dem jeweiligen Gerät kompatibel sein. Nicht jede Elektrode ist für jedes Gerät geeignet. Zudem gibt es auch bestimmte Elektroden für Neugeborene, Kinder, Erwachsene und sogenannte Universalelektroden für Kinder und Erwachsene. Neutralelektroden sind in der Regel Einmalprodukte – ich habe zumindest noch keine wiederverwendbare gesehen, geschweige denn davon gehört.

Applikation:

Das Anbringen der Neutralelektrode erfolgt so nah wie möglich am OP-Gebiet. So wird sie beispielsweise am linken Oberschenkel appliziert, wenn eine OP am linken Fuß stattfindet. Bevorzugt an den Extremitäten, also Armen und Beinen. Keinesfalls sollte das Herz im Stromfluss Gebiet liegen!

Die Neutralelektrode ist auf einer glatten Oberfläche, beispielsweise am Oberschenkel zu platzieren. Diesen sollte man von starkem Haarwuchs befreien, er darf aber auch nicht “ausgetrocknet”, sowie nicht feucht sein. Hautschüppchen, wie sie häufig bei älteren Personen auftreten, führen meist dazu, dass die Neutrale nicht richtig klebt und man somit nicht ungehindert mit dem monopolaren Kauter arbeiten kann.

Ebenfalls ist eine Platzierung der Neutralelektrode auf Narben und Knochenvorsprüngen zu vermeiden. Sie sollte plan, sprich faltenfrei und ohne Luftblasen, auf dem jeweiligen Gebiet aufliegen. Achtet ebenfalls darauf, dass die Elektrode nicht zu Druckstellen führen kann. Dies wäre beispielsweise durch das eigene Körpergewicht des Patienten, wenn die Neutrale auf dem Rücken klebt und der Patient eben auch auf dem Rücken liegt, möglich.

Verwendung von bipolarer Hochfrequenzchirurgie

Bei der Verwendung von Bipolar gibt es nicht so viel zu beachten wie bei der monopolaren Verwendung. Hierbei gibt es eine elektrische Wechselwirkung zwischen zwei Polen am jeweiligen Instrument. In der Regel handelt es sich hierbei um eine Pinzette. Die Wechselwirkung entsteht jedoch nur, wenn sich ein Gewebe zwischen den beiden Pinzettenspitzen befindet. Da der Strom direkt zwischen diesen beiden Polen hin und her fließen kann entfällt hierbei die Neutralelektrode. Daher darf man diese Instrumente auch bei Patienten mit Schrittmachern, Implanteten oder Schmuck, der beipielsweise nicht auszuziehen geht, verwenden.

Die bipolare HF-Chirurgie schematisch dargestellt.
Die bipolare Hochfrequenzchirurgie schematisch dargestellt. https://elib.dlr.de/73687/1/572-11-10_BA_FranzBauer.pdf Stand 28.12.2018

Mithilfe dieser Instrumente kann man kleinere Gefäßblutungen stillen, weshalb sie beispielsweise in der Neurochirurgie von großer Bedeutung sind. Am Gehirn sind Ligaturen sehr umständlich, ganz im Gegensatz zu Operationsgebieten wie beispielsweise dem Darm.
Anders als bei der Verwendung von monopolaren Instrumenten kann man hiermit das Gewebe nicht schneiden oder großflächig veröden. Dies ist beispielsweise bei stärkeren Blutungen erforderlich.

Zubehör:

Natürlich gibt es in der Hochfrequenzchirurgie nicht nur Bipolare Pinzetten oder monopolare Messerelektroden.

Für perianalen Abszessen oder Hämorrhoiden wird beispielsweise eine sogenannte Nadelelektrode als Monopolar verwendet. Bei diesen Operationen benötigt man also kein Skalpell für den Hautschnitt, sondern nimmt direkt diese Elektrode. In unserer Klinik gibt es jedoch ein extra “Hautprogramm”.

Auch kann man eine “Schlinge” verwenden. Bei der ein oder anderen Tumor-Op wird so das jeweilige fremde Gewebe einfach herausgeschält oder -geschabt.

Es gibt auch extra Einweg-Reinigungs-Pads, wodurch beispielsweise die Verkrustungen an den monopolaren Elektroden entfernt werden sollen. Meist wird jedoch einfach das Skalpell oder aber die Rückseite einer Pinzette dafür verwendet.

In der bipolaren Hochfrequenzchirurgie findet auch die bipolare Schere Verwendung. Sie schneidet und koaguliert zugleich bei Betätigung des jeweiligen Fußschalters. Bei uns wird diese häufig bei größeren abdominal chirurgischen Eingriffen eingesetzt.

In der Minimalinvasiven Chirurgie findet man selbstverständlich auch Monopolar und Bipolar. Jedoch müssen diese Instrumente stets über einen Fußschalter betätigt werden.

Das reicht jedoch erst mal zum Thema Medizintechnik, beziehungsweise Hochfrequenzchirurgie. Schließlich müsst Ihr im OP nicht irgendwelche physikalischen Vorgänge beschreiben, sondern bei der Behandlung des Patienten behilflich sein.

Ich wünsche Euch einen schönen Abend, ein schönes restliches Jahr und zu guter Letzt natürlich auch einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Und denkt dran, falls Ihr Raketen und Böller verwendet, haltet ausreichend Abstand 😉

Liebste Grüße, Eure franzi 🙂

Ausbildung zur OTA – Lagerung im OP

OP-Tisch franzis-Blogstory.schreibnacht.de

Operationsspezifische Lagerung

Da es eine große Spannbreite an Operationen gibt, gibt es demzufolge auch ein großes Spektrum an unterschiedlichen Lagerungen von Patienten. Grundsätzlich gilt bei jeder Lagerung: Gut polstern um Druckstellen – sogenannte Dekubiti – und Schädigungen der Nerven zu vermeiden. Alles zum Thema Lagerung muss auch in der Dokumentation festgehalten werden. So fällt nämlich die Schuldzuweisung bei etwaigen Schädigungen nicht auf Euch zurück. Ist hingegen ein Standard hinterlegt, so reicht es wenn lediglich die Abweichungen von diesem dokumentiert sind.

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Ausbildung zur OTA – Dokumentation im OP

Dokumentation – was sollte ich beachten?

Wie ich Euch in dem ersten Post zu den Grundlagen der Operationstechnischen Assistenz bereits berichtet habe, ist die Dokumentation im OP das A und O!
Worauf Ihr hierbei besonders achten solltet, werde ich Euch hier im weiteren Verlauf berichten. Auch auf die rechtlichen Grundlagen werde ich kurz eingehen, damit Ihr schon mal einen kleinen Überblick habt.

Die Dokumentation findet zu jedem Zeitpunkt statt. Sie beginnt sobald Ihr den Patienten in der Schleuse entgegen nehmt und auf den für ihn vorgesehenen Tisch umlagert wird. Beendet wird sie auch an dieser Stelle, da der Patient nach der Operation natürlich wieder zurück in sein Bett muss. Dabei sollten auch alle Unterlagen, die zu ihm gehören mitgegeben werden.

Präoperativ (“vor der OP”):

Wie eben bereits erwähnt, beginnt die Dokumentation im OP sobald der Patient von der Station in den OP-Trakt gebracht wird. In der Schleuse wird der Patient befragt. Dabei geht es um seine Identität, die jeweiligen OP/ -seite und darum, ob er nüchtern ist – also, ob er innerhalb der letzten 6 Stunden weder Essen noch Trinken zu sich genommen hat. Das ist besonders wichtig für die Narkose und dessen Verlauf.

Diese Sachen werden in der Schleuse unterzeichnet, auch ob die notwendigen Unterlagen wie zum Beispiel die Aufklärung über die Narkose vorhanden sind. Im OP-Saal selbst wird festgehalten, wann der Patient aus seinem Bett auf den OP-Tisch umgelagert und in die sogenannte Einleitung von der Anästhesie gefahren wurde.

Hierbei wird natürlich notiert, welches Team beteiligt ist, sprich welcher Anästhesist/-in, Anästhesiepfleger/-in. Beim OP-Personal werden Eure Namen, die von Euren Kollegen und die jeweiligen Funktionen (Springer/ Instrumentierender) schriftlich festgehalten. Das gilt auch für die Chirurgen (Operateure und Assistenten) und natürlich auch alle anderen Personen, die sich während der OP im Saal befinden. Das können Schüler sein, aber auch Gastärzte oder Vertreter von der ein oder anderen Firma.

Bevor die eigentliche OP startet, werden alle Zeiten aufgeschrieben. Also Zeitpunkt des Einschleusens, Beginn der Narkosevorbereitungen, Beginn Eurer eigenen Vorbereitungen (Heranschaffen der Materialien, sowie das sterile Decken des Instrumentiertisches), Start der chirurgischen Maßnahmen, die beispielsweise die Lagerung beinhaltet. Die Zeit sobald die Lagerung beendet wurde, wird auch dokumentiert.

Intraoperativ (“während der OP”):

Nach dem Abwaschen des Patienten mit dem jeweiligen Desinfektionsmittel (hiermit meint man das Desinfizieren des jeweiligen OP-Gebietes. Dieser Zeitpunkt ist ebenfalls in der Dokumentation hinterlegt), erfolgt zeitnah das sogenannte “Team-Time-Out”, welches auch zeitlich festgehalten wird.

Dies sorgt dafür, dass bei dem Patienten wirklich keine Fehler oder Missverständnisse auftreten. So gibt es beispielsweise viele Patienten die “Müller”, “Meier”, “Schmitz”, “Schneider” oder eben andere häufige Namen haben und manchmal eben auch den selben Vornamen. Durch das Team-Time-Out kann man solche Verwechslungen umgehen und sich vergewissern, dass auch die richtige Seite und Region stimmen.

Auch das Vorhandensein von Allergien wird in dieser Phase noch einmal explizit erwähnt. Liegt beispielsweise eine Allergie gegen ein bestimmtes Antibiotikum oder dessen Bestandteile vor, kann dies verherende Folgen haben und zu Komplikationen führen.

Wenn alle Angaben stimmen, erfolgt der Schnitt. Dies ist mit eine der wichtigsten Zeiten bei der gesamten Dokumentation im OP. Während die Operation nun ihren Lauf nimmt, habt Ihr Zeit die jeweiligen Materialien, Instrumente, Siebe, Nahtmaterial, die Lage der Neutralelektrode für die elektrische Blutstillung, Spüllösungen und vieles mehr einzutragen.

Weitere benötigte Materialien wie beispielsweise Bauchtücher, mit denen man etwas Blut wegwischen kann, um einen besseren Überblick zu erhalten, werden auch in der Dokumentation eigetragen – denn später bei der sogenannten Zählkontrolle müssen gerade diese Materialien immer stimmen! Jeder hat sicherlich schon mal gehört, dass in einem Patienten mal ein Tupfer oder eine Nadel vergessen wurde. Die Zählkontrolle stellt sicher, dass dies nicht geschieht. Ohne die vollzählige Zählkontrolle darf der Patient den Operationssaal nicht verlassen.

Beispiel für die Dokumentation im OP am PC
Dies ist ein Beispiel für die Dokumentation am PC, aus Datenschutzgründen kann ich leider keine Bilder von unserem Dokumentationsprogramm machen

Postoperativ (“nach der OP”):

Sobald der “letzte Stich” erfolgt ist – also die Hautnaht beendet wurde – dokumentiert Ihr diesen Zeitpunkt ebenfalls. Die eben erwähnte Zählkontrolle sollte hierbei bereits positiv ohne fehlende Materialien erfolgt sein. Anschließend erfolgt der Verband. Die Zeit, die dieser in Anspruch nimmt wird ebenso vermerkt. Manchmal muss noch ein Gips vorbereitet und angelegt werde – beispielsweise bei Operationen an der Hand. Bei manchen Kliniken wird auch dies in der Dokumentation im OP festgehalten.

Im Prinzip tragt Ihr in dieser Phase alle Zeiten, die Ihr zu Beginn der Operation eingegeben habt, wieder aus. So zum Beispiel das Ende der operativen Maßnahme (hier mit dem Ende des Verbandes und der normalen Lagerung), die Entlagerung – die Position in der sich der Patient vor der Operation befand, das Ende der Anästhesie – der Zeitpunkt wo der Patient beispielsweise wieder von alleine atmen kann und wieder wach ist, und die Zeiten sobald die beteiligten Personen den Saal verlassen sowie die Reinigungszeiten.

Zusammengefasst:

So sehen beispielsweise die Rubriken in Eurem Dokumentationsprogramm auf dem PC in Eurem OP-Saal aus. Die Eingegebenen Zeiten und Namen, sowie die genannten Materialien etc. sind nur willkürlich gewählt und sollen Euch die Dokumentation im OP einfach nur besser veranschaulichen. Die Art und Weise der Dokumentation hinsichtlich der einzelnen Punkte variiert von Klinik zu Klinik. Manche sind ganz genau und vermerken alle erdenklichen Einzelheiten, wiederum andere erwähnen nur Besonderheiten.

Team und Zeiten
1. Operateur: Prof. Meier 11:00 – 12:00
1. Assistent: Dr. Schneider 10:55 – 12:05
1. Instrumentierender: Eva Müller 10:40 – 12:05
1. Springer: Max Mustermann 10:40 – 12:05
1. Anästhesist: Dr. Schlaf 10:40 – 12:05
1. Anästhesiepflege: Hans Schmitz 10:40 – 12:05

Einschleusen/Ausschleusen: 10:40 10:45
Rüstzeit (Heranschaffen und Richten der Instrumente auf den Instrumentiertisch): 10:40 – 10:50
Beginn/Ende Anästhesie: 10:45 – 12:03
Beginn/Ende Chrirurgische Maßnahmen: 10:55 – 12:00
Lagerung: 11:00 – 12:01
Desinfektion: 11:05
Team-Time-Out: 11:06
Abdeckung: 11:07
Schnitt: 11:08
Naht: 11:50
Verband: 11:50 – 12:00
Gipsen: 11:52 – 11:56
Entsorgung/Nachbereitung/Reinigung: 12:06 – 12:20
Wartezeit (wenn die OP noch nicht starten kann, weil der Patient beispielsweise noch nicht da ist, man aber an und für sich mit der OP schon beginnen könnte):

Materialien
Siebe: Grundsieb, Kochsalzschüssel
Verbauchsgüter: Extremitätenset, Lampengriffe, 20ml Spritze, Handschuhe Größe 6,5 & 7,5
Nahtmaterial: Hautklammergerät, Subkutannaht 2-0 SH Vicryl
Verbandsmaterial: Elastische Binde Größe 10×8, Rollenpflaster, Wattebinde Größe 10×8
Medikamente: Lokalanästhetikum Xyonest 1% 10ml
Spülung: 200ml Kochsalzlösung 38°C
Drainagen: Redon-Drainage Größe 10 
Hochfrequenzchirurgie: Neutralelektrodenlage auf rechtem Oberschenkel, Monopolar
Implantate: 6-Loch Drittelrohrplatte Kleinfragment Titan

Lagerung
Lagerung: Rückenlage
Besonderheiten: Gurtfixierung, linkes Bein gepolstert und fixiert
Zeit: 11:00 – 12:01
Beteiligte: Dr. Schneider, Max Mustermann, Dr. Schlaf, Hans Schmitz

Anästhesie: 
Art: Intubation
Medikamente: Lokalanästhesie Xylonest 1% 10ml
ASA: I

Bemerkungen: 

Hier kann man alles eingeben, was beispielsweise in den anderen Rubriken nicht hinterlegt ist oder Besonderheiten wie zum Beispiel Notfallsituationen – hierbei hält man sich nämlich nicht immer ganz genau an die sonst stattfindenden Abläufe, da es im Notfall um Leben und Tod geht und man möglichst schnell dem Patienten helfen muss.

Darüberhinaus gibt es noch die Dokumentation von den Materialien und Sieben auf Papier. Dadurch wird ebenfalls die Sterilität und die lückenlose Dokumentation als Beweisgrundlage gewährleistet. Im Falle eines Problems mit beispielsweise eines Brustimplantates, kann man dies sowohl auf dem PC im Programm nachsehen, als auch direkt auf Papier in der Patientenakte und auf dem Implantatepass des Patienten.

Die Abarbeitung aller einzelnen Punkte auf der sogenannten “Checkliste”, die Ihr unter anderem auch beim Team-Time-Out mit ausfüllt, dient der Vergewisserung und Vermeidung von Fehlern.

Rechtliche Grundlagen der Dokumentation:

Die Dokumentation dient in erster Linie natürlich der Sicherung von Beweisen. Bei einer ordentlichen Dokumentation braucht man im Falle einer Anklage auf Behandlungsfehler oder ähnliches nichts zu befürchten, da man als Beweis eine lückenlose Dokumentation vorweisen kann.

Laut Definition bedeutet Dokumentation die beweiskräftige und wahrheitsgemäße Auflistung aller vorgenommenen Maßnahmen rund um den Patienten. Man unterscheidet auch noch unter medizinische Dokumentation, wobei geordnete Informationen und das Wissen über Krankheitsbilder und Behandlungsmethoden so zugeordnet werden, dass eine medizinische Versorgung im besten Sinne erbracht werden kann. Hierbei werden sowohl Informationen von Gesunden, als auch von Kranken gesammelt woraus sich national geprägte Medizinische Leitlinien ergeben.

In Fachzeitschriften oder -büchern kann man so beispielsweise über seltene Krankheiten und deren Versorgung nachlesen. Dabei wird jedoch nicht das Individuum Max Mustermann genannt, sondern die besonderen Merkmale der jeweiligen Krankheiten und deren Erforschung. Studien fallen zum Beispiel auch unter dieser Rubrik.

Die Dokumentationspflicht hat demnach folgende Vorteile und Auswirkungen:

– Beweissicherung für Personal, Patienten und auch dem Krankenhausträger
– Sicherung der Qualitätsleistung und -kontrolle
– Therapiesicherung durch Nachweise erbachter Leistungen
– Sicherung der Kommunikation und Informationsübermittlung
– Zeitersparnis unter anderem durch Vermeidung von Mehrfachmaßnahmen
– Abrechnungsgrundlage
– Sichern der Patientenrechte als Bestandteil des Krankenhausvertrages

Zwischen dem Patienten, dem Personal und dem Krankenhausträger herrscht eine sogenannte “Waffengleichheit”, die dem Patienten die Einsicht in seine Akte erlaubt. Im Fall eines Zivilstreits soll der Patient die Möglichkeit haben, auf die selben Beweise wie das Krankenhaus zugreifen zu können, damit dieser nicht benachteiligt ist. Die Patientenakte ist allerding das Eigentum des Krankenhauses und nicht das des Patienten, auf eigene Kosten ist es ihm in der Regel jedoch gestattet Kopien anzufertigen.

Im Zusammenhang mit der Dokumentation gibt es auch noch den Begriff der “Beweislastumkehr”, wobei das Krankenhaus die sogenannte Beweislast für das Nichtverschulden an einem seinerseits aufgetretenen Schaden im Falle einer mangelhaften Dokumentation zu tragen hat.

Hiermit solltet Ihr einen groben Überblick über die Dokumentation im OP und deren rechtlichen Grundlagen haben. Ich bin natürlich keine Juristin und gebe daher lediglich das wieder, was ich im Rahmen meiner Ausbildung gelernt habe und auch aus eigener Erfahrung im Berufsleben weiß. Daher übernehme ich keine Haftung oder Garantie für die gemachten Angaben.

Ich wünsche Euch eine schöne restliche Woche!

Liebste Grüße, Eure franzi 🙂

Ausbildung zur OTA – Aufgaben der Operationstechnischen Assistenz

Hallo Ihr Lieben!
In einem meiner letzten Beiträge habe ich Euch bereits von den einzelnen Lernbereichen und grob deren Inhalte berichtet. Heute möchte ich dies noch mal genauer vertiefen, damit sich der ein oder andere besser auf die Ausbildung im OP vorbereiten kann – oder auch schon für anstehende Prüfungen. Dieser Post enthält einige spezifische Fachbegriffe, bei Fragen hierzu stehe ich gerne zur Verfügung. Kommen wir nun zu den Aufgaben einer OP-Pflegekraft.
In den ersten Wochen lernt Ihr die wichtigsten Aufgaben Eures neuen Berufes. Sicherlich kommt Euch einiges schon bekannt vor, da Ihr Euch selbstverständlich ausführlich informiert habt. Daher beginnen wir nun mit den Grundlagen einer Operationstechnischen Assistenz. Da diese natürlich einige Punkte umfasst, werde ich dieses Thema in mehrere Posts splitten.
Dieses Bild ist während meiner Ausbildung in der Berufsschule entstanden. Zu sehen ist ein Einwegtrokar für Laparoskopische (Minimalinvasive Eingriffe mit einer Kamera z.B. im Bauchraum) Operationen. (copyright by franzis-blogstory.schreibnacht.de)


Präoperativ (“vor der OP”):

Dies bedeutet, dass Ihr vor der OP die benötigten Materialien wie zum Beispiel die Abdeckung, Siebe, Verbandsmaterial, Nahtmaterial und vieles mehr bereit stellt. Diese müsst Ihr dann ebenfalls auf deren Sterilität kontrollieren und steril Eurem instrumentierenden Kollegen anreichen.

Ihr seid aber auch verantwortlich für die sichere Identifikation des Patienten wenn Ihr diesen beispielsweise in der OP-Schleuse entgegennehmt und beim Umlagern vom Krankenbett auf den OP-Tisch helft. Bevor die eigentliche OP starten kann, müsst Ihr den Patienten auch ordnungsgemäß mit Hilfe der Chirurgen und der Anästhesie lagern. Dabei müssen alle Beteiligten also darauf achten, dass die Privatsphäre des Patienten gewahrt wird, alle potentiellen Stellen für Lagerungsschäden ordentlich gepolstert sind und beispielsweise die Arme nicht überstreckt werden.

Da während den Operationen Blutungen mit elektrischen Geräten koaguliert (mittels Strom und Hitze werden hierbei kleine Blutungen verödet – ähnlich wie bei einem Steak auf einem Elektrogrill) werden, muss auch einiges dazu beachtet werden. So benötigt man bei der Verwendung von Monopolar eine Neutralelektrode, damit der Strom wieder aus dem Körper herausgeleitet werden kann. Diese Elektrode muss vor der OP auf den Patienten geklebt werden, da dies später schwieriger ist, wenn das OP-Gebiet bereits abgedeckt ist.

Mit “abgedeckt” meint man die sterilen Tücher, die auf den Patienten gelegt oder geklebt werden, damit man eine gewisse Transparenz und Distanz zu dem Patienten erhält. Sie sorgen aber auch dafür, dass die Sterilität während einer Operation gewahrt werden kann und man sich nur auf das jeweilige OP-Gebiet konzentriert. Je mehr Fläche man hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass etwas unsteril wird. So wird beispielsweise bei einem Eingriff am Fuß nicht das ganze Bein freigelassen, sondern wirklich nur bis ca. zur Hälfte der Wade. Alles andere wird dann mit sterilen Tüchern zugedeckt.

Ab dem Zeitpunkt, wo Ihr den Patienten entgegennehmt, seid Ihr bereits für die Dokumentation verantwortlich – dieses Thema wird Euch während der gesamten Ausbildung begleiten, denn eine vollständige Dokumentation ist das A und O! Es ist mit eine der wichtigsten Aufgaben im OP. Ihr seid während der OP als Springer die Person, die hauptsächlich den Ablauf schriftlich festhaltet.

Intraoperativ (“während der OP”):

In dieser Phase seid Ihr dafür zuständig, dass das operierende Team ohne große Verzögerungen alle zusätzlich benötigten Materialien erhält. Dies umfasst beispielsweise weitere Nähte, benötigte Siebe wenn Ihr z.B. von einem Laparoskopischen Eingriff (z.B. ein Eingriff mit einer Kamera in den Bauchraum) auf einen konventionellen umsteigt oder sich die Lagerung OP-bedingt verändern muss – da die Chirurgen schlecht abtreten können um dies selbst zu machen, seid Ihr hierfür unter anderem verantwortlich. Es ist gehört als zu Euren Aufgaben, dass dem reibungslosen Ablauf nichts im Weg steht.

Ihr müsst während der OP aber auch den Patienten genau beobachten, so ist ein frühzeitiges Erkennen eines Nachlassens der Narkose gewährleistet. Wie eben bereits erwähnt ist auch hier die Dokumentation besonders wichtig. So müsst Ihr beispielsweise die Schnitt-Naht-Zeiten festhalten, wann der Patient in die jeweilige Lagerung gebracht wurde und selbstverständlich wer alles bei der OP dabei ist. Aber auch die Materialien und Verbrauchgüter müssen notiert werden. Dies ist jedoch von Klinik zu Klinik unterschiedlich – in meiner aktuellen Klinik wird akribisch jedes einzelne Sterilgut – von den OP-Sets und Handschuhen über Lampengriffen bis hin zu den jeweiligen Nähten vermerkt. In meiner alten Klinik wurden beispielsweise nur die Materialien für die Zählkontrolle, Siebe und natürlich die Implantate eingegeben.

Hugo Giovanni – das Skelett aus meiner Berufsschule, oftmals sehr gut geschützt eingekleidet. (copyright by franzis-blogstory.schreibnacht.de)

Während der OP wird auch oftmals das ein oder andere Präparat (z.B. Gewebeproben oder Tumore) entnommen. Bei Tumoroperationen, die mit Lyphknotenentfernungen kombiniert sind, kommen so schnell um die 6 (oder mehr) Präparate zusammen. Da sich die Chirurgen während der OP auf deren reibungslosen Ablauf konzentrieren müssen, können sich diese die jeweiligen Bezeichnungen nicht unbedingt behalten. Daher seid Ihr dafür verantwortlich, dass die Präparate richtig nummeriert und bezeichnet sind. Somit kann eine Verwechslung ausgeschlossen werden.

Postoperative (“nach der OP”) Aufgaben:

Dies ist gleichzusetzen mit dem Ende der OP, denn hier helft Ihr nachdem die Naht beendet wurde bei den Verbänden – so bereitet Ihr beispielsweise eine Gipsschiene bei Operationen am Unterarm vor, entlagert den Patienten (er wird wieder in die “normale” Liegeposition gebracht) und sorgt auch hier wieder dafür, dass dessen Privatsphäre gewahrt wird und er beispielsweise nicht komplett nackt wie auf dem Präsentierteller liegt. Gemeinsam mit Eurem sterilen Kollegen entsorgt Ihr alle benötigten Verbrauchsgüter, bringt unter anderem die Siebe in die Entsorgung und räumt spitze Gegenstände wie Nadeln und Skalpellklingen in die dafür vorgesehenen Behälter.

Während aller drei Phasen müsst Ihr immer bedenken, dass der Patient immer im Vordergrund steht und alles zu seinem Wohl ist. Auch ist während dieser Zeiträume immer die Dokumentation besonders wichtig und die Zählkontrolle findet in jeder dieser Phasen statt. So zählt Ihr beispielsweise unter der Vier-Augen-Kontrolle vor der OP mit Eurem Kollegen alle Tupfer, Bauchtücher, Kompressen etc., währenddessen z.B. wenn eine Pausenablöse stattfindet oder weitere Materialien angereicht werden müssen, und zu guter Letzt bevor die Operateure mit dem Zunähen beginnen. So gewährleistet Ihr nämlich, dass kein Tupfer o.ä. im OP-Situs (OP-Gebiet) verbleibt und später zu Beschwerden führt.

Auf die Themen Dokumentation, Lagerung, Koagulation, Abdeckung und Präparate werde ich in späteren Posts noch einmal genauer eingehen.

Übrigens: Es gehört eigentlich nicht zu Euren Aufgaben während der OP die Telefone der Chirurgen zu betätigen. Es ist eine freundliche Geste aber eben nicht eine der Aufgaben des OP Personals.

Das war es von mir fürs Erste zu Aufgaben. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Ihr mir ein kleines Feedback hinterlasst, ob es für Euch so verständlich ist oder gar teilweise zu detailliert.
Ansonsten sehen wir uns bei meinem nächsten Post wieder! Bei weiteren Fragen könnt Ihr diese selbstverständlich auch in die Kommentare schreiben. Ich versuche diese möglichst schnell zu beantworten.

Ich wünsche Euch einen schönen Abend und ein schönes Wochenende!

Liebste Grüße, Eure franzi 🙂

* Die Bilder wurden von Kollegen während der Ausbildung gemacht.