Eure Fragen, meine Antworten – Erfahrungen / Dienstsystem als OTA

Hallo Ihr Lieben!

Heute gibt es von mir den zweiten Teil der Reihe “Eure Fragen, meine Antworten“. Da immer wieder Fragen aufkommen, wird dieser Bereich wahrscheinlich auch ein “Open End” haben, also nicht böse sein, wenn Eure Fragen erst in späteren Beiträgen beantwortet werden. Ich werde aber definitiv in diesen Posts alle Fragen ausführlich beantworten !

Und nun zu Euren Fragen:


Wie ist die Arbeitsatmosphäre unter den Kollegen und den Ärzten?

Bei uns ist die Arbeitsatmosphäre unter Kollegen und Ärzten wirklich gut. Man kann immer viel miteinander lachen und auch den ein oder anderen Witz machen. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber das ist ja auch vollkommen normal. Und dies ist auch immer von der Situation abhängig.

In der Unfallchirurgie kommt es deutlich häufiger vor, dass man sich mal gegenseitig auf den Arm nimmt und es auch generell etwas lockerer zu geht. In der Neurochirurgie sieht dies beispielweise wieder ganz anders aus. Aber wenn jemand gerade am Gehirn am operieren ist und dann beispielsweise durch einen Scherz sich nicht mehr ganz zu 100% konzentriert, dann kann dies eben auch gravierendere Folgen haben als bei einer Schraube die man beispielsweise in den Unterschenkel schraubt. Ich hoffe Ihr versteht, was ich meine.

Aber grundsätzlich versteht man sich mit den meisten Chirurgien wirklich gut und macht auch mal privat etwas zusammen. Sei es ein Sommerfest, eine Weihnachtsfeier, ein runder Geburtstag oder einfach nur ein Tagesausflug.

Unter uns Kollegen trifft das übrigens ebenfalls zu. Man ist auf Hochzeiten eingeladen, auf Geburtstagen, veranstaltet auch mal die ein oder andere Feier mit der Anästhesie zusammen oder trifft sich im Biergarten oder auch auf dem Weihnachtsmarkt. Von Jung bis Alt sind alle hierfür immer zu haben – sogar die Chefs!

Was war bisher deine schönste und deine schlimmste Erfahrung im Job?

Schönste Erfahrung:

Mein Einsatz in der Gynäkologie und Geburtshilfe. Es gibt einfach nichts schöneres im OP, als zu sehen wie ein neues Leben auf die Welt kommt. Erst recht wenn dies auch noch Gemini-Schwangerschaften, also Zwillinge, sind. Ich durfte in der Ausbildung auch hierbei instrumentieren und beispielsweise auch die Nabelschnur durchschneiden.

Gegen Ende der Ausbildung wurde ich nahezu freundschaftlich in das Endoprothetik-Team integriert und es war wirkich schön zu sehen, wie sehr sich der Oberarzt, bei dem ich meine Prüfung machen wollte, für mich engagiert hat. Als ich ihm sagen musste, dass ich nach meinem Abschluss nicht an der Klinik bleiben würde, war dieser sehr traurig darüber und hat mir versprochen, dass er immer eine Stelle für mich frei hätte, wenn ich zurück kommen wollen würde. Ich denke das ist mit das Schönste, was man hören kann 🙂

Schlimmste Erfahrung:

Während der Ausbildung habe ich, beziehungsweise haben wir Schüler, die Erfahrung machen müssen, dass wir in den Kliniken als “lästig” empfunden wurden (hauptsächlich von den älteren OP-Schwestern). Dies haben wir auch deutlich zu spüren bekommen: gerne hieß es mal “ich will nicht wieder mit der Schülerin im Saal sein” oder “sch*** OTA-Schüler”.

Manch einer wurde sogar richtig gemobbt, indem beispielsweise absichtlich Sachen, die zur Zählkontrolle gehörten, versteckt wurden (das war Gott sei Dank nicht bei mir – sonst hätte ich bestimmt direkt hingeschmissen).
Und man muss hierzu sagen, dass wir für diejenigen ja eigentlich eine große Hilfe waren: Ohne wäre sonst sicherlich der ein oder andere Saal geschlossen worden.

Unseren Auszubildenden geht es aktuell leider nicht anders. Keine Sorge: Wir mobben diese nicht und sind froh, das Personal zu haben! Und hier liegt das kleine Problem: Unsere Azubis sind leider viel zu oft alleine im Saal eingeteilt und müssen wie examinierte Kräfte funktionieren. Aber wir versuchen – so gut wie es einfach möglich ist – alle in unser Team zu integrieren und ich würde auch behaupten, dass es uns gut gelingt.

Unser kleiner Freund Otto das OP-Maskottchen :)
Unser kleiner Freund “Otto” – das OP-Maskottchen 🙂


Hast du schon mal einen Patienten gesehen, der es während der OP nicht geschafft hat?

Indirekt. In meinem Saal selbst ist bisher noch keiner bei der OP verstorben. Ich hatte es bis jetzt jedoch schon zwei mal, dass im Nachbar-Saal ein Patient die OP nicht überlebt hat.

Es ist auch zwei Mal vorgekommen, dass die Patienten nach der OP, bei der ich mit dabei war, auf Station kurze Zeit später verstorben sind.

Falls ja, wie bist du damit umgegangen?

So kaltherzig und hart wie dies jetzt auch klingen mag: Ignorieren – nicht großartig drüber nachdenken und nicht an sich “heran” lassen.

In solchen medizinischen Berufen ist es einfach nicht möglich, wenn man das, was man erlebt hat, an sich heran lässt und sich dadurch belastet. Natürlich ist das einfach gesagt und auch ich denke darüber länger nach – besonders wenn es noch junge Patienten sind. Aber man muss einfach eine persönliche Distanz zu dem, was auf der Arbeit passiert, wahren können.

Mir hilft es immer, wenn ich beispielsweise mit meinen Kollegen darüber rede. In einer “zensierten” Variante rede ich aber auch mit meiner Familie darüber, denn das “von der Seele reden” bringt mir persönlich einfach sehr viel und hilft mir mit solchen Thematiken umzugehen.


Wie kommst du mit den Schichten zurecht? War es zu Anfang schwer, sich darauf einzustellen?

Dadurch, dass wir bei uns in der Klinik keine richtigen Schichten haben, komme ich an sich ganz gut damit zurecht. Es kommt natürlich immer darauf an, wie anspruchsvoll der Dienst war und wie lange man durchgearbeitet hat. Wenn ich beispielsweise durchgehend bis nachts um 3 arbeite, dann bin ich sowohl am nächsten Tag, als auch am darauffolgenden nicht wirklich zu gebrauchen und laufe wie Falschgeld rum. Mein Freund würde an dieser Stelle sicherlich sagen, ich benehme mich dann meist wie ein kleines, quängeliges Kind 😀

Man könnte einen solchen Dienst sicherlich auch mit Muskelkater vergleichen. Am Tag nachdem Ihr Eure Muskeln trainiert habt, ist der Kater schon schlimm, aber am nächsten ist es meist noch ein Hauch schlimmer.

Zum Glück hat man nicht immer solche Dienste. Auch, wenn ich momentan eine Flaute habe und im Dienst nie vor Mitternacht auf mein Bereitschaftszimmer kann, muss ich sagen, dass dieses System eher für mich geeignet ist. Man hat nämlich am Tag nach dem Dienst frei und bekommt dann auch einiges erledigt. Ich leg mich nämlich fast nie nach dem Dienst zuhause wieder ins Bett und schlafe noch etwas, sondern fange meist direkt mit dem Haushalt an.

Und glaubt mir, wenn man um 8 Uhr morgens anfängt alles mögliche zu erledigen, dann könnt Ihr abends auch gut schlafen und habt vor allem jede Menge geschafft am Tag!

Im Dienst durchzuarbeiten ist in etwa wie, wenn man abends feiern geht. Man war den ganzen Tag schon wach, aber dadurch, dass man die ganze Zeit beschäftigt ist, hält man sich automatisch wach. Manchmal hilft aber auch der ein oder ander Energy-Drink oder Kaffee.

Für mich ist das Dreischichten Modell keine Option, da ich am Tag einfach nicht schlafen kann. Somit könnte ich persönlich für den Nachtdienst einfach nie “vorschlafen” und würde wahrscheinlich an chronischem Schlafmangel leiden.

Steriles Set mit Kittel und Tüchern für die OP
Steriles Set mit Kittel und Tüchern für die OP


Wie ist das mit den Pausen geregelt?

Offiziell gilt es, dass die Pause zwischen 12 und 14 Uhr stattfinden muss. Bei uns ist das so gereglet, dass der Bereitschaftsdienst unter der Woche um 11:30 zum Dienst kommt und dann die Kollegen zur Pause auslöst. Also meist zuerst den Springer und dann löst dieser den Instrumentierenden für jeweils 30 Minuten aus.

Ich versuche das immer so handzuhaben, dass ich viele Kollegen gleichzeitig auslösen kann. Am besten eignet sich hiefür ein Wechsel zwischen zwei Operationen. Denn so kann ich direkt beide Kollegen aus dem Saal schicken, sobald die Naht erfolgt ist. Anschließend bereite ich alles vor und während die Saalbesetzung in Ruhe ihre Pause macht.

Je nach Operation löse ich auch mal zwei Säle parallel aus. So beispielsweise in der Neurochirurgie oder Allgemeinchirurgie. Natürlich nur bei Operationen, wo man während der OP nicht besonders viele weitere Materialien benötigt oder es ein hohes Komplikationsrisiko gibt!

In meiner alten Klinik gab es das Dreischichtsystem, wie ich eben oben erwähnt habe. Hier kommt ebenfalls ein Dienst zur Mittagszeit, der dann die Kollegen zur Pause auslöst. Da es hier jedoch mehrere Spät- oder Mitteldienste gibt, können auch mehrere gleichzeitig Pause machen. Im Bereitschaftsdienstmodell wie es bei uns vorzufinden ist, gibt es eben nur 2 Mitarbeiter, die zur Pause auslösen können.

Je nach Operation und Krankenhausgröße kann es aber auch sein, dass der OP mal für eine halbe Stunde still steht und alle geschlossen Pause machen – natürlich nur, wenn die letzte Operation beendet wurde. Wenn es eine sehr lange und komplexe OP gibt, habe ich es jedoch auch schon erlebt, dass die Chirurgen und die OP-Pflege für 10-20 Minuten den Saal verlassen, schnell was essen und trinken, und dann weiter operieren. Der Anästhesist bleibt hierbei natürlich beim Patienten und sorgt dafür, dass die Narkose tief genug ist.

Meiner Meinung nach ist dies auch ratsam, denn wenn wir ehrlich sind: Wer will schon einen Mechaniker an seinem Auto haben, der mehrere Stunden ununterbrochen durchgearbeitet hat und möglicherweise aufgrund von Dehydration und Hypoglykämie (=Flüssigkeitsmangel und Unterzuckerung) einen Fehler macht. Da es hier sogar um den menschlichen Körper geht und auch Menschenleben, ist die Notwendigkeit noch höher. Aber leider gibt es bei anderen Berufen, wie etwa den des Bankmitarbeiters, einen viel geregelteren Tagesablauf und Pausenrhythmus, als bei uns. Da sollte man in der Gesellschaft mal darüber nachdenken, warum das so ist und ob das wirklich so sein darf.


Das sollte erst mal wieder reichen. Sagt mir doch in den Kommentaren bitte, ob diese Länge für Euch in Ordnung ist, es zu viel oder vielleicht sogar zu wenig Inhalt ist. Ich kann es einfach schlecht einschätzen, daher brauche ich da Eure Mithilfe 🙂


Habt ein schönes Wochenende!

Eure franzi 🙂


Mein Arbeitsalltag als OTA

Hallo Ihr Lieben!

In meinem neusten YouTube Video habe ich Eure Fragen, die Ihr mir auf YouTube und Instagram sowie auf diesem Blog zu meinem Beruf gestellt habt, beantwortet. Da das Video nicht so lang werden sollte, habe ich versucht, die Antworten kurz zu halten und auch die ein oder andere Frage ausgelassen. Daher möchte ich Euch die Fragen zu meinem Arbeitsalltag als OTA uvm. hier auf dem Blog jetzt noch mal ausführlich beantworten! 🙂


Was macht für dich persönlich deinen Beruf so besonders?

In meinem Video habe ich diese Frage recht kurz beantwortet – beziehungsweise hatte ich sie kürzer schneiden müssen, weil es vieles gibt was mein Beruf für mich so besonders macht.

Als Operationstechnische Assistentin kann ich direkt an dem Heilungsprozess beteiligt sein. Hatte der Patient beispielsweise einen schweren Verkehrsunfall, so bin ich quasi mit die erste Anlaufstelle beim Genesungsprozess. Wir helfen zum Beispiel die Frakturen physiologisch wieder richtig zusammen zu bringen. Leider bekommt man nur im Nachhinein durch die Ärzte mit wie es den jeweiligen Patienten geht, aber es freut einen doch immer sehr zu hören, dass der Patient beispielweise wieder ganz normal gehen kann, obwohl sein Bein mehfrach frakturiert (gebrochen) war.

Desweitern habe ich die Möglichkeit die Anatomie von uns Menschen hautnah zu sehen – mich hat dieser Teil schon immer sehr interessiert. Natürlich will man nicht alles so ganz genau sehen 😛

Gerade im OP arbeitet man in meinem Beruf sehr nah mit den eigenen Kollegen und Ärzten zusammen und verbringt mehrere Stunden miteinander – was herausfordernd ist, aber auch verbindet.

Ich habe natürlich keinen direkten Vergleich zu anderen Berufen, außer meiner Aushilfstätigkeiten und Praktika während der Schulzeit: so z.B. als Kassiererin sowie Kellnerin oder Praktikantin als Erzieherin oder auf Station. Ich fand, dass man dort relativ viel alleine für sich selbst gearbeitet hat, was nicht so meins ist. -> An alle die in diesen Bereichen tätig sind, Ihr könnt mir sehr gerne Eure Erfahrungen dazu schreiben. In den jeweiligen Bereichen habe ich ja nicht so lange gearbeitet wie in meiner jetzigen Tätigkeit 😉

Eine weitere “Besonderheit” an meinem Beruf ist, dass ich dort nicht mit so vielen interagieren muss. Das klingt jetzt wirklich sehr schräg und ich habe lange überlegt, ob ich dies überhaupt erwähnen soll. Ich bin einfach vom Typ her jemand, der nicht offen auf andere zu geht und Gepräche sucht. Im OP bin ich immer ganz froh über die Tatsache, dass die Patienten in den meisten Fällen schlafen. Auf Station spricht man beispielsweise (vor allem als Schülerin und Praktikantin) viel mit den Patienten, hört sich deren Geschichten und Lebenserfahrungen an. Sicherlich ist da auch viel Interessantes dabei, woraus man auch für sich selbst vielleicht die ein oder andere Schlussfolgerung ziehen kann, aber für mich ist dies einfach nichts.

Das heißt jetzt aber nicht, dass ich im OP ein stilles, graues Mäuschen bin. Ganz im Gegenteil! Dadurch, dass ich mich in meiner Klinik so wohl fühle und mit so ziemlich allen Kollegen sehr gerne zusammen arbeite, rede ich manchmal wie ein Wasserfall. Wenn ich Urlaub habe, merkt man das sofort – zumindest wird es mir so erzählt 😀



Ein Beispiel für vorbereitete Materialien für eine OP. Wenn wir fertig sind, dann decken wir zum Schutz unsere Tische ab und fahren diese an die Seite.
Ein Beispiel für vorbereitete Materialien für eine OP. Wenn wir fertig sind, dann decken wir zum Schutz unsere Tische ab und fahren diese an die Seite.

Warum bist du OTA geworden?

Einen Teil der Antwort zu dieser Frage könnt Ihr aus der vorherigen schon herausnehmen. Hier aber noch mal die Kurzfassung:

Medizin und die Anatomie des Menschen haben mich schon immer sehr interessiert und wo sieht man diese am besten, wenn nicht im OP? Nach dem Abi wollte ich natürlich am liebsten direkt studieren – was kann sich bestimmt jeder denken. Aber es ist einfach immer am sinnvollsten eine abgeschlossene Ausbildung zu haben und dann – oder eben dual zu studieren. Es hat ein bisschen gedauert bis ich dies eingesehen habe, aber letzten Endes hat mein Papa mich überzeugen können. Auf den Studienplatz warte ich zwar immer noch, aber jetzt verdiene ich einfach schon den ein oder anderen Euro und gewinne einiges an Erfahrung.

Ob ich wirklich noch studieren werde, kann ich aktuell noch nicht einmal sagen, da ich meinen Beruf einfach so gerne mache.

Der Beruf Operationstechnischer Assistent ist immer weiter in der Entwicklung. Die Medizin verändert sich immer mehr und die ganzen neuen Verfahren und Systeme lassen diesen dadruch nicht eintönig werden. Man lernt einfach nie aus und ein medizinischer Beruf sorgt immer für Arbeitsplätze. Denn wie wir alle aus eigenen Erfahrungen wissen: Verletzungen und Krankheiten gibt es leider immer und diese müssen eben auch behandelt werden.


Was macht dir am meisten Spaß an deinem Beruf?

Das Zusammenarbeiten mit meinen Kollegen! In den meisten Fällen lacht man wirklich viel zusammen und man erlebt auch sehr viel. Das schönste ist, wenn man sich nicht ein mal absprechen muss und jeder genau weiß, was er zu machen hat. Mal abgesehen davon, dass ich einfach gerne einen handwerklichen Beruf ausübe.


Ab wann durftest du alleine oder in Begleitung Bereitschaftsdienste machen? Auch schon in der Ausbildung?

In der Ausbildung habe ich im OP selbst nur Frühschicht und Spätschicht gearbeitet, sowie einen 12 Stunden Dienst am Wochenende im dritten Lehrjahr. Bei diesem Dienst war ich quasi die dritte Person von normalerweise nur zweien. Was ich damals jedoch im Nachhinein erfahren habe war, dass es keine Rufdienste für den Allgemeinchirurgischen und Unfallchirurgischen Teil des OP-Traktes gab. Wäre also ein schwerer Verkerhsunfall gekommen, dann hätte ich diese beiden Dienste ersetzen müssen und ich weiß nicht, ob ich mit der Situation da nicht überfordert gewesen wäre.

Hier an meiner Klinik habe ich ein halbes Jahr lang gar keinen Dienst gemacht. Dann habe ich mit Rufdiensten angefangen, wobei zwei erfahrenere Kollegen im Bereitschaftsdienst vor Ort sind und du eben nur bei Bedarf dazu gerufen wirst. Diese können dir dann zur Not auch helfen oder Anweisungen geben. Mit den Bereitschaftsdiensten an sich habe ich nur zwei Monate später angefangen. Dabei hat man dann eben nur noch einen weiteren Kollegen, der sich sehr gut auskennt und dir eben auch mal unter die Arme greifen kann.


Hier sehr Ihr meine Wenigkeit auf meinem Bett im Bereitschaftsdienstzimmer. Wenn man Glück hat und nicht/ mehr arbeiten muss, dann kann man es sich dort weitesgehend bequem machen.
https://www.instagram.com/p/Bs27QwIlZPY/?utm_source=ig_web_button_share_sheet
Hier sehr Ihr meine Wenigkeit auf meinem Bett im Bereitschaftsdienstzimmer. Wenn man Glück hat und nicht/ mehr arbeiten muss, dann kann man es sich dort weitesgehend bequem machen.
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Hast du auch mal Nacht- oder Spätdienst?

Diese Frage knüpft sehr gut an die Vorherige an. Nacht- bzw. Spätdienst habe ich nicht wirklich. Bei uns gibt es eben nur den Rufdienst, der unter der Woche von morgens da ist und bei Bedarf bleiben muss oder eben später wieder angerufen wird. Am Wochenende und an Feiertagen ist dieser nur auf Abruf bei akuten Notfällen.

Der Bereitschaftsdienst ist bei uns in 20 oder 24 Stunden geteilt – je nachdem ob man unter der Woche oder am Wochenende/ Feiertag arbeiten muss. Hierbei hat man 8 Stunden Regelarbeitszeit, in der man unter der Woche seine Kollegen zur Pause ablöst und am Wochenende meistens Operation von der Woche noch nachholt. Nach dieser Zeit gilt der Bereitschaftsdienst, der eigentlich ausschließlich für akute Notfälle wie zum Beispiel Verkehsunfälle gedacht ist. Leider versteht manch einer diese Regelung nicht so ganz und denkt sich daher, dass man ja operieren kann weil wir ja sowieso da sind. Aber das ist ein anderes Thema.

Im schlimmsten Fall kann es also sein, dass man im Bereitschaftsdienst 20 oder 24 Stunden durcharbeiten muss, weil eine Operation nach der anderen kommt. Im Rufdienst kommt bei uns noch theoretischt dazu, dass man am nächsten Tag weiter regulär im Tagdienst mitarbeiten muss. So würde man dann also 24 Stunden vom Vortag arbeiten, sowie die 8 Stunden am nächsten Tag. Denn wenn man nach dem Regelarbeitstag um 16 Uhr beispielsweise heim darf, 5 Stunden Pause hat bis man wieder gerufen wird, dann ist die rechtliche Ruhezeit leider eingehalten. Meistens erlaubt der Chef einem aber dass man Zuhause bleiben darf oder eben erst später kommen/ früher gehen darf.


Wie sieht dein Arbeitsalltag als OTA aus?

Dies ist eine schwierige Frage, da man diese einfach nicht kurz und knapp beantworten kann. Der Arbeitsalltag als OTA ist abhängig von vielen verschiedenen Faktoren.

Unter der Woche ist es im normalen Frühdienst eher die Regel, dass man sich morgens zu Beginn einschleust, also sich die grüne Bereichskleidung anzieht. Meistens trinke ich dann noch einen Cappucchino und esse einen Joghurt und dann beginnt der Arbeitsalltag richtig:

Je nachdem in welchem OP Saal man eingeteilt ist und welche Operationen auf dem Plan stehen, werden die benötigten Instrumente, Materialien und Geräte zusammen gesucht und für die jeweilige OP vorbereitet. Zudem testet man morgens die Geräte und stellt diese in Abhängigkeit von dem OP-Gebiet auf die jeweilige Position. Bei Bedarf füllt man den Saal schon mal auf, damit man während des Betriebes nicht für jeden Materialwunsch ins Lager laufen muss.

In Abhängigkeit von dem Ausmaß der Operation wäscht man sich dann steril ein, auch hier werde ich in einem späteren Post noch genauer drauf eingehen, und richtet die jeweils benötigten Instrumente und Materialien und baut diese bei Bedarf auch zusammen.

Sind die Narkosevorbereitungen abgeschlossen, wird der Patient dann im OP Saal gelagert, das zu operierende Gebiet abgewaschen und dann kann die jeweilige Operation auch schon starten. Naht diese dann dem Ende wird noch der Verband vorbereitet, das können Pflaster sein oder aber auch eine Gips-Schiene. Die Materialien werden nach der OP dann entsorgt, der Patient entlagert und der OP Saal sowie die Geräte werden gereinigt und für die nächste Operation vorbereitet.

Ein Beispiel für einen Standard-Tischaufbau in der Allgemeinchirurgie
Ein Beispiel für einen Standard-Tischaufbau in der Allgemeinchirurgie

Meistens hat man während dieser Wechsel noch Zeit etwas zu trinken oder schnell auf Toilette zu gehen. Das hängt jedoch starkt von der Menge der Materialien ab, der Wechelzeiten bei der Narkose zwischen den Patienten und dem eigenen Organisationsgeschick.

Gegen Mittag wird man von den Diensthabenden Kollegen, wenn man Glück hat, für eine halbe Stunde zur Pause ausgelöst, danach geht es genau so weiter wie eben geschildert.

Hat man viel Programm im OP Saal, hat ganz große und komplexe Operationen oder aber es ist noch ein Notfall eingeschoben worden, kann es sein, dass der Saal über den Feierabend hinaus laufen wird. Dann wird man in der Regel vom Bereitschaftsdienst ausgelöst und gibt diesen eine ausführliche Übergabe inklusive Zwischenzählung der jeweiligen Materialien. Gehen zu viele Säle über die Zeit oder man selbst hat Rufdienst, dann muss man leider länger bleiben. Der Rufdienst kümmert sich bei uns noch um die Versorgung der Präparate und Proben aus den Operationen, dies wird ebenfalls ein Extrathema in einem späteren Post.


Hier habe ich Euch mal in einem Bereitschaftsdienst von mir mitgenommen, um Euch einfach mal einen kleinen Einblick zu ermöglichen:


Das war jetzt doch etwas ausführlicher als eigentlich geplant. Da es noch viele weitere Fragen gab, einige wurden im Video ja bereits kurz beantwortet, werde ich diese in mehrere Abschnitte unterteilen. Es gibt bestimmt auch noch mehr offene Fragen, die ich in dem nächsten Teil dann auch wieder aufgreifen kann.

Wie Ihr vielleicht auch gemerkt habt, habe ich versucht die Fragen grob zu gliedern. Daher werden im nächsten Post die restlichen Fragen rund um meine Erfahrungen während der Ausbildung und auch sonst im ganz normalen Arbeitsalltag als OTA beantwortet.


Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende!

Eure franzi 🙂


Ausbildung zur OTA – meine Buchempfehlung

Hallo Ihr Lieben und herzlich willkommen im Jahr 2019!

Um gut durch die Ausbildung zu kommen braucht Ihr nicht nur gute Dozenten in der Schule, oder Praxisanleiter in der Klinik, sondern auch hilfreiche Bücher. Im Folgenden werde ich Euch die ein oder andere Buchempfehlung für die Ausbildung zur Operationstechnischen Assistenz (aber sicherlich auch für andere medizinische Berufen) vorstellen.

Klinikleitfaden OP-Pflege (Urban&Fischer)

Den Klinikleitfaden solltet Ihr meiner Meinung nach unbedingt in Eurem Bücherregal stehen haben. Ich finde diesen sogar besser als das Lehrbuch, welches uns von der Schule damals zur Verfügung gestellt wurde. Die wichtigsten Inhalte sind hier kurz und knapp thematisiert und das beste an diesem Buch: Ihr könnt es mit zur Arbeit nehmen und sogar im Kasack mitnehmen. Bei dem eigentlichen Lehrbuch wäre dies doch sehr unbequem gewesen.

Der Leitfaden gibt kurze Einblicke in die Anatomie der jeweiligen Organe und die Operationsmöglichkeiten – beispielsweise beim Magen. Ihr erfahrt in diesem Buch also welche Operationen beim Magen möglich sind, wie diese ablaufen, welche Instrumente und Materialien man benötigt und ganz knapp dessen Anatomie.

Ich hatte mir dieses Buch anfangs immer von einem OP-Pfleger an meiner Klinik ausgeliehen und obwohl das Buch schon recht alt war, hat es ungemein geholfen. Daher hatte ich mir auch nicht das aktuellste nachgekauft. Das was mir auch zu teuer – ich hatte mich immerhin mit einigen Büchern eingedeckt wo jeweils der Neupreis schon für einen Azubi recht hoch war. Eine absolute Buchempfehlung von mir!

Unter folgendem Link kommt Ihr direkt zur aktuellen Auflage. Es handelt sich hierbei um einen Affiliate-Link, bei dem ich eine kleine Provision erhalte, solltet Ihr Euch das Buch kaufen.

OP-Pflege Prüfungswissen (Springer)

Dieses Buch ist für die Ausbildung zur Operationstechnischen Assistenz ein absolutes MUSS! Ich habe hiermit fast ausschließlich für die Prüfungen gelernt, weil es einfach von allen Fachbereichen, auch bei den Grundlagen, das Wichtigste beinhaltet. Das ganze Buch ist voller Prüfungsaufgaben, von Nadelkunde über Springertätigkeiten bis hin zur Anatomie, Chirurgie, Pathologie der einzelnen Fachabteilungen. Lösungen sind natürlich auch enthalten 😉

Achtung! Nur dieses Buch für die Prüfungen zum Lernen zu verwenden ist nicht ausreichend! Es deckt einfach nicht alles was Ihr wissen müsst ab und kennt natürlich nicht die Besonderheiten an Eurer Klinik.


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Chirurgie fast – der 15h Crashkurs (Börm Bruckmeier Verlag)

Dieses Buch ist für mich perfekt gewesen um auch während des Arbeitsalltages neben den Operationen nachzulesen, weshalb wir den Patienten bei diesem Krankheitsbild operieren. Es gibt auch ab und zu einen kurzen Einblick in die Anatomie. Die jeweiligen OP-Schritte werden hierbei jedoch nicht erklärt. Lediglich wie die Erkrankung, die Symptome/Klinik und die Therapiemöglichkeiten aussehen wird hier erklärt.

Natürlich möchte ich Euch auch in diesem Jahr einiges aus meiner Berufswelt erzählen und so dem ein oder anderen auch bei der Ausbildung helfen. Denn auch 2019 ist der Personalmangel ein großes Thema. Bedingt dadurch, kommt es leider zu einer schlechteren Ausbildung und zum “Learning-by-Doing”. Ich selbst habe dies am eigenen Leib erlebt und möchte den derzeitigen und zukünftigen Schülern mit meinem Blog die Ausbildung wenigstens etwas angenehmer gestalten.

Prinzipiell kann man also sagen, dass dieses Buch in Kombination mit dem Klinikleitfaden OP-Pflege und dem Buch „Anatomie fast“, welches ich Euch im Anschluss vorstellen werde, Euch während des Arbeitsalltages ideal über die jeweiligen Maßnahmen bei den Patienten aufklärt.


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Anatomie fast (Börm Bruckmeier Verlag)

Wie ich eben bereits angeschnitten habe, ist dieses Buch ebenfalls ideal um es während der Arbeit mit dabei zu haben und darin zu blättern. Ich finde jedoch, dass die Anatomie in diesem Buch für unseren Beruf jedoch zu genau und detailliert ist. Für unseren Beruf müssen wir nicht ganz so viel wissen 😉

Aber für diejenigen, die sich sehr für die Anatomie interessieren und gerne jederzeit etwas darüber lernen/ lesen möchten, ist dieses Buch auch gut geeignet. Dadurch, dass es so klein und handlich ist, passt es auch in die ein oder andere Handtasche und nimmt nicht viel Platz weg.



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Klinikleitfaden Chirurgie (Gustav Fischer)

Dieser Klinikleitfaden ist für mich die ideale Ergänzung zum OP-Pflege Leitfaden. Wenn man also so will, kann man sagen, dass diese beiden Bücher und das „Anatomie fast“ Buch durchaus ausreichend sind. Die Krankheitsbilder werden hier genauer erklärt, sowie rechtliche Aspekte. Ihr bekommt aber auch einen Einblick in die chirurgischen Arbeitstechniken – beispielsweise in Form von Verbänden oder der Diagnostik.

Grundsätzlich ist auch dieses Buch für unseren Beruf etwas zu speziell und eher für die ärztlichen Kollegen geeignet. Aber ich finde man kann nie zu viel Wissen – auch wenn man nicht studiert hat, kann man sich dieses wissen dennoch aneignen und auch manchmal den Ärzten somit helfen. Bei intraoperativen Röntgenbildern fragen die Ärzte zum Beispiel häufig auch nach unserer Meinung.


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Prüfungswissen in Frage und Antwort – Biologie, Anatomie, Physiologie (Lauverlag)

Ihr wollt für die Anatomieprüfung lernen? Dann solltet Ihr dieses Buch unbedingt kaufen. Von der Schule aus hatten wir von dieser Reihe aus das Anatomie Buch und das passende Arbeitsheft. Leider haben wir mit beiden im Unterricht kaum gearbeitet – um ehrlich zu sein hatten wir hierbei auch etwas Pech. Gute Anatomielehrer sind nämlich eine Rarität!

Das Buch bereitet Euch durch die ganzen Aufgaben perfekt auf die Prüfungen vor. Die Lösungen von den Testaufgaben zu den jeweiligen Bereichen stehen selbstverständlich ebenfalls drinnen.

Wenn Ihr sowieso von der Schule aus das Anatomie Buch und Arbeitsheft zur Verfügung habt, dann sollte eine Prüfung dank „Prüfungswissen in Frage und Antwort“ ohne Probleme bestanden werden.



Chirurgie Basics (Urban & Fischer)

Mit diesem Buch habe ich auch viel für meine Prüfungen gelernt. Es war das erste Buch, welches ich mir für die Ausbildung gekauft habe – kurz bevor ich mit dieser begonnen habe. Es hat mir zu Beginn direkt einen groben Einblick in die Materie gegeben. Operationsverfahren, Krankheitsbilder und die Anatomie werden hier kurz veranschaulicht.

Dadurch dass es, nicht wie die ganzen anderen Bücher, etwas größer ist, sind auch mehrere und vor allem qualitativ hochwertigere Bilder enthalten. Ein reales Bild macht es einem eben doch einfacher etwas zu verstehen. Sei es ein Röntgenbild, oder beispielsweise das einer Erkrankung. Auch die Grafiken und Zeichnungen sind sehr hilfreich!

Dieses Buch ist jedoch auch eher für angehende Mediziner geeignet, auch wenn es nur die Basics sind.


Konkrete Buchempfehlung

Meine erste Buchempfehlung ist für mich hier definitiv „OP-Pflege Prüfungswissen“. Einfach weil ich hiermit wirklich am meisten für die Prüfungen gelernt habe und weil die Lehrer dieses Buch auch gerne als Inspiration heranziehen. Wie ich weiter oben bereits geschrieben habe, enthält es aus den wichtigsten prüfungsrelevanten Bereichen Aufgaben.

Direkt im Anschluss kommt das nächste Prüfungs-Buch: „Prüfungswissen in Frage und Antwort“. Ideal ist es natürlich, wie bereits erwähnt, wenn Ihr auch das Lehrbuch und Arbeitsheft hiervon von der Schule aus vorgegeben habt. Man kann sich dank diesem Buch perfekt kleine Anatomietests erstellen und so das gelernte festigen oder aber sein Lampenfieber vor den Prüfungen bekämpfen.

Platz drei meiner Buchempfehlung teilen sich die beiden Klinikleitfaden, da sie einfach handlich sind und man sie überall mithin nehmen kann. Also ideal um zwischendurch zu lernen. Außerdem bauen die Bücher perfekt aufeinander auf. In jedem dieser Exemplare wird ein Thema ganz genau erklärt, die anderen jedoch kurz angeschnitten.

Als Beispiel nehmen wir hier wieder den Magen: bei der Chirurgie wird die Anatomie erklärt, sowie diagnostische Methoden um das jeweilige Krankheitsbild, eine Magenausgangsstenose, feststellen zu können. Die Therapie wird hierbei auch kurz erklärt. Genauere Details der OP, sowie benötigte Instrumente und Materialien werden dann im OP-Pflege Leitfaden erklärt.

Die beiden Taschenbücher „Chirurgie fast“ und „Anatomie fast“ besetzen für mich Platz 4. Sie sind vor allem jetzt für mich im Arbeitsalltag noch äußerst hilfreich um das ein oder andere besser zu verstehen. Ich muss nämlich gestehen, dass ich in der Ausbildung „Bulimie-Lernen“ exzessiv betrieben habe. Daher begleiten mich diese beiden Bücher vor allem jetzt im Arbeitsalltag viel, denn den Ablauf der Operationen und die benötigten Materialien kenne ich ja jetzt sehr gut.

Ich denke Ihr kommt auch gut durch die Prüfung ohne das Buch „Chirurgie Basics“, daher steht dieses bei mir an letzter Stelle. Auch wenn ich selbst sehr viel hiermit gelernt habe.

Natürlich habe ich noch einige medizinische Bücher mehr und es gibt auch noch einige, die ich selbst nicht besitze, weil ich sie einfach nicht vermisse oder vermisst habe. Ich habe Euch hier einfach nur die Bücher vorgestellt, die mir besonders bei den Prüfungen geholfen haben.

Ich hoffe dieser kleine Einblick ist für Euch hilfreich und Ihr kommt mit Hilfe dieser Bücher, sofern Ihr sie denn auch besitzen möchtet, gut durch die Ausbildung. Habt Ihr auch noch die ein oder andere Buchempfehlung? Dann teilt sie mir doch gerne in den Kommenatren mit!







Dies ist übrigens eine unbezahlte Werbung bis auf die Affiliate-Links! Leider muss man ja jetzt alles als Werbung kennzeichnen. Ich habe mir alle Bücher selbst gekauft und werde natürlich nicht dafür bezahlt diese hier auf meinem Blog vorzustellen. Es sind einfach nur meine eigenen Erfahrungen und meine Buchempfehlung an Euch.


In diesem Sinne entlasse ich Euch in den Abend und wünsche Euch einen guten Start in die neue Woche!

Eure franzi

Ausbildung zur OTA – Hochfrequenzchirurgie

Nachdem wir im letzten Beitrag dieser Reihe die unterschiedlichen Lagerungen im OP besprochen haben, kommt heute wieder ein spezieller Post zu den Grundlagen der Operationstechnischen Assistenz – Thema Hochfrequenzchirurgie. Was bedeutet dies, was ist zu beachten? Mehr erfahrt Ihr im weiteren Verlauf:


Hochfrequenzchirurgie

Bei der Hochfrequenzchirurgie, abgekürzt als HF-Chirurgie, handelt es sich um eine besondere Form der Elektrochirurgie. Mithilfe von elektrischer Energie können hierbei Blutungen unterbunden, Gewebe durchtrennt und/ oder gleichzeitig versiegelt werden. Hierbei wird hochfrequenter Wechselstrom über spezielle Instrumente in das jeweilige Gewebe geleitet, wodurch es zu einer thermischen Wechselwirkung zwischen Gewebe und Instrument kommt. Diese entsteht aufgrund des unterschiedlichen elektrischen Widerstandes des Gewebes.

Koagulation

Unter der Koagulation versteht man in der Chirurgie das Stillen bzw. Stoppen einer Blutung durch den Einsatz von elektrischer Energie. Hierbei werden Gewebezellen thermisch verändert oder zerstört mit dem Ziel der Homöostase bzw. der Blutstillung. Bei kleineren Gefäßen ersetzt die Koagulation aufwendige Verfahren wie Ligaturen oder aber den teuren Fibrinkleber. Sie ist also eine deutliche Arbeitserleichterung und günstige Alternative.

Verwendung von monopolarer Hochfrequenzchirurgie

Der Begriff Monopolar bedeutet, dass man nur einen Pol hat, aus dem die elektrische Energie in das jeweilige Gewebe geleitet wird, hat. Damit diese jedoch wieder aus dem Körper hinausgeleitet werden kann, wird eine sogenannte Neutralelektrode an der Körperoberfläche angebracht. So wird der Hochfrequenzstrom von dem Instrument in das Gewebe geleitet und über die “Neutrale” wieder aus dem Körper abgeleitet.

Schematisch dargestellte Monopolare Technik
Die monopolare Technik schematisch dargestellt. https://elib.dlr.de/73687/1/572-11-10_BA_FranzBauer.pdf

Dadurch, dass der Strom durch den ganzen Körper bis zur jeweiligen ableitenden Elektrode fließt, ist es wichtig vorab zu klären, ob der Patient bestimmte Implantate hat oder Schmuck trägt. Denn auch außerhalb der Medizin weiß man schließlich, dass elektrischer Strom und Metall keine guten Verbindungen darstellen. Deshalb darf man die monopolare Hochfrequenzchirurgie nicht bei Patienten mit einem Herzschrittmacher oder Defibrillator verwenden. Der elektrische Strom führt sonst unter Umständen zu einer Veränderung der jeweiligen Einstellungen oder gar thermischen Reaktion. Eine mögliche Fehlschaltung wäre die Folge, was für den Patienten gravierende Schäden erzeugt.

Damit es trotz nicht vorhanden seins solcher Implantate und Schmuck nicht zu Verbrennungen kommt, ist darauf zu achten, dass der Patient stets auf einer trockenen Unterlage liegt und vor Nässe geschützt ist.

Wofür wird Monopolar verwendet?

In der Chirurgie wird das monopolare Handstück verwendet um Gewebe zu “schneiden”. Dies ist unter anderem der Fall beispielsweise bei einer Hüft-OP.

Der Hautschnitt erfolgt hierbei selbstverständlich mit dem Skalpell. Die anschließenden Schichten werden meistens jedoch mit dem monopolaren Messer durchtrennt. So kann das jeweilige Gewebe zugleich auch verödet werden. Hat man jedoch ein Gefäß verletzt, muss dieses extra koaguliert werden. Entweder mit der bipolaren Pinzette oder aber durch die Leitung des bipolaren Stroms über die Pinzette zum jeweiligen Gewebe.

Was gibt es bei der Neutralelektrode zu beachten?

Die ableitende Neutralelektrode muss mit dem jeweiligen Gerät kompatibel sein. Nicht jede Elektrode ist für jedes Gerät geeignet. Zudem gibt es auch bestimmte Elektroden für Neugeborene, Kinder, Erwachsene und sogenannte Universalelektroden für Kinder und Erwachsene. Neutralelektroden sind in der Regel Einmalprodukte – ich habe zumindest noch keine wiederverwendbare gesehen, geschweige denn davon gehört.

Applikation:

Das Anbringen der Neutralelektrode erfolgt so nah wie möglich am OP-Gebiet. So wird sie beispielsweise am linken Oberschenkel appliziert, wenn eine OP am linken Fuß stattfindet. Bevorzugt an den Extremitäten, also Armen und Beinen. Keinesfalls sollte das Herz im Stromfluss Gebiet liegen!

Die Neutralelektrode ist auf einer glatten Oberfläche, beispielsweise am Oberschenkel zu platzieren. Diesen sollte man von starkem Haarwuchs befreien, er darf aber auch nicht “ausgetrocknet”, sowie nicht feucht sein. Hautschüppchen, wie sie häufig bei älteren Personen auftreten, führen meist dazu, dass die Neutrale nicht richtig klebt und man somit nicht ungehindert mit dem monopolaren Kauter arbeiten kann.

Ebenfalls ist eine Platzierung der Neutralelektrode auf Narben und Knochenvorsprüngen zu vermeiden. Sie sollte plan, sprich faltenfrei und ohne Luftblasen, auf dem jeweiligen Gebiet aufliegen. Achtet ebenfalls darauf, dass die Elektrode nicht zu Druckstellen führen kann. Dies wäre beispielsweise durch das eigene Körpergewicht des Patienten, wenn die Neutrale auf dem Rücken klebt und der Patient eben auch auf dem Rücken liegt, möglich.

Verwendung von bipolarer Hochfrequenzchirurgie

Bei der Verwendung von Bipolar gibt es nicht so viel zu beachten wie bei der monopolaren Verwendung. Hierbei gibt es eine elektrische Wechselwirkung zwischen zwei Polen am jeweiligen Instrument. In der Regel handelt es sich hierbei um eine Pinzette. Die Wechselwirkung entsteht jedoch nur, wenn sich ein Gewebe zwischen den beiden Pinzettenspitzen befindet. Da der Strom direkt zwischen diesen beiden Polen hin und her fließen kann entfällt hierbei die Neutralelektrode. Daher darf man diese Instrumente auch bei Patienten mit Schrittmachern, Implanteten oder Schmuck, der beipielsweise nicht auszuziehen geht, verwenden.

Die bipolare HF-Chirurgie schematisch dargestellt.
Die bipolare Hochfrequenzchirurgie schematisch dargestellt. https://elib.dlr.de/73687/1/572-11-10_BA_FranzBauer.pdf Stand 28.12.2018

Mithilfe dieser Instrumente kann man kleinere Gefäßblutungen stillen, weshalb sie beispielsweise in der Neurochirurgie von großer Bedeutung sind. Am Gehirn sind Ligaturen sehr umständlich, ganz im Gegensatz zu Operationsgebieten wie beispielsweise dem Darm.
Anders als bei der Verwendung von monopolaren Instrumenten kann man hiermit das Gewebe nicht schneiden oder großflächig veröden. Dies ist beispielsweise bei stärkeren Blutungen erforderlich.

Zubehör:

Natürlich gibt es in der Hochfrequenzchirurgie nicht nur Bipolare Pinzetten oder monopolare Messerelektroden.

Für perianalen Abszessen oder Hämorrhoiden wird beispielsweise eine sogenannte Nadelelektrode als Monopolar verwendet. Bei diesen Operationen benötigt man also kein Skalpell für den Hautschnitt, sondern nimmt direkt diese Elektrode. In unserer Klinik gibt es jedoch ein extra “Hautprogramm”.

Auch kann man eine “Schlinge” verwenden. Bei der ein oder anderen Tumor-Op wird so das jeweilige fremde Gewebe einfach herausgeschält oder -geschabt.

Es gibt auch extra Einweg-Reinigungs-Pads, wodurch beispielsweise die Verkrustungen an den monopolaren Elektroden entfernt werden sollen. Meist wird jedoch einfach das Skalpell oder aber die Rückseite einer Pinzette dafür verwendet.

In der bipolaren Hochfrequenzchirurgie findet auch die bipolare Schere Verwendung. Sie schneidet und koaguliert zugleich bei Betätigung des jeweiligen Fußschalters. Bei uns wird diese häufig bei größeren abdominal chirurgischen Eingriffen eingesetzt.

In der Minimalinvasiven Chirurgie findet man selbstverständlich auch Monopolar und Bipolar. Jedoch müssen diese Instrumente stets über einen Fußschalter betätigt werden.

Das reicht jedoch erst mal zum Thema Medizintechnik, beziehungsweise Hochfrequenzchirurgie. Schließlich müsst Ihr im OP nicht irgendwelche physikalischen Vorgänge beschreiben, sondern bei der Behandlung des Patienten behilflich sein.

Ich wünsche Euch einen schönen Abend, ein schönes restliches Jahr und zu guter Letzt natürlich auch einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Und denkt dran, falls Ihr Raketen und Böller verwendet, haltet ausreichend Abstand 😉

Liebste Grüße, Eure franzi 🙂